Der Winter hat weite Teile des Allgäus erreicht. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt seit Donnerstagnachmittag sogar vor starkem Schneefall. Offizielle Warnmeldungen über die bekannten Apps wie Nina oder Katwarn wurden an die Menschen in der Region verschickt.
In großen Teilen des Allgäus waren Straßen und Wiesen am frühen Abend weiß. Ein Ende des Schneefalls war zunächst nicht in Sicht. Die Einsatzzentrale der Polizei in Kempten meldete um kurz nach 20 Uhr eine Häufung von Unfällen im gesamten Einsatzgebiet. Besonders betroffen war demnach das Gebiet rund um Immenstadt. Auch auf der A7 und der A96 ging es im Allgäu wetterbedingt nur noch stockend voran. Am Riedbergpass gilt Schneekettenpflicht - ausgenommen sind Fahrzeuge mit Allradantrieb.
Im gesamten Allgäu kam es laut einem Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West in der Nacht bis 5.30 Uhr zu insgesamt 65 Unfällen, darunter in Memmingen, Kaufbeuren, Oberstaufen und Sulzberg. Die meisten davon verliefen glimpflich, bei etwa zehn Unfällen seien Menschen leicht verletzt worden.
Schnee am Freitag im Allgäu: Wie ist die Lage am Morgen?
Wie ist die Lage am Freitagmorgen? Mit dem Start in den Berufsverkehr ist auch auf den Straßen einiges los. Laut der Karte des Bayerischen Verkehrsministeriums stockt der Verkehr auf der A7 nahe Kempten, und im Kemptener Stadtgebiet. Auch auf der B19 müssen Autofahrer Geduld mitbringen. Nahe Sonthofen staut es sich in Richtung Oberstdorf. Kurz vor Kempten stockt der Verkehr in Richtung Norden. (Stand: 6.25 Uhr).
Im Vergleich zur Nacht habe sich die Lage jedoch entspannt, so ein Polizeisprecher auf Nachfrage der Redaktion. Bis 10 Uhr kam es zu rund 20 Unfällen, in fünf Fällen gab es Leichtverletzte. Mit einzelnen Verkehrsstörungen sei aber zu rechnen. (Stand: 11:30 Uhr) Die größte Zahl an Unfällen registrierte die Polizei von Donnerstagabend bis 6.30 Uhr am Freitagmorgen. Über 100 Einsätze im Kontext der Schneefälle seien es in diesem Zeitraum insgesamt gewesen, teilt der Sprecher mit.
Achtung, Bahn-Pendler: Auch der Zugverkehr im Allgäu ist am Freitagmorgen eingeschränkt. So kommt es laut DB-App zu Verspätungen, einzelne Züge fallen auch aus, etwa der RE75 von Immenstadt nach Memmingen um 7.13 Uhr. Er fährt um 7.32 ab Kempten. Wegen der starken Schneefälle könne es kurzfristig zu Zugausfällen und zu Verspätungen von bis zu einer halben Stunde im Regionalverkehr in der Region Kempten kommen, teilte die Bahn auf ihrem Portal für Störungsmeldungen mit. Betroffen sei neben Memmingen und Immenstadt auch die Strecke in Richtung Buchloe.
Ansonsten meldete die Bahn in Bayern zunächst keine größeren Probleme wegen des Winterwetters in Bayern.
Im Kaufbeurer Stadtgebiet fielen innerhalb der letzten zwölf Stunden rund 20 Zentimeter Schnee, maß unser Reporter am Freitagmorgen. Hausmeister Helmut Jörg ist seit 1 Uhr in Sonthofen unterwegs: „Ist das viel Schnee! Außer der Fräse geht eigentlich nichts mehr.“
Unwetterwarnung fürs Allgäu gilt bis Freitagmorgen
In der amtlichen Unwetterwarnung wurde für die Region um Kempten, Oberstdorf, Füssen, Memmingen oder Kaufbeuren ausdrücklich vor starkem Schneefall gewarnt. Es besteht die Gefahr des Auftretens von starkem Schneefall (Stufe 3 von 4). Die Warnungen sind mittlerweile aufgehoben (Stand 6.30 Uhr). Im gesamten Allgäu warnt der DWD zudem vor Glätte (Stufe 1 von 4). Diese Warnung gilt bis Freitag, 10 Uhr.
Die amtliche Unwetterwarnung gilt offiziell für:
- den Kreis Ostallgäu
- den Kreis Oberallgäu
- den Kreis Unterallgäu
- den Kreis Lindau am Bodensee
- die Stadt Memmingen
- die Stadt Kaufbeuren
- die Stadt Kempten
Unwetterwarnung fürs Allgäu: Decken und warme Getränke mitnehmen
Was droht den Menschen im Allgäu? Laut DWD-Definition dieser Warnstufe besteht seit heute, 15 Uhr, „Gefahr für Leib und Leben durch eine geschlossene, hohe Schneedecke, eingeschränkte Mobilität bis hin zu blockierten Verkehrswegen, ggf. Glätte, oftmals stark eingeschränkte Sichtweite“.
Es gelten diese offiziellen Handlungsempfehlungen des DWD:
- Aufenthalt im Freien und Fahrten vermeiden, Verhalten im Straßenverkehr anpassen
- Auf Beeinträchtigungen auf allen Verkehrswegen bis hin zu Sperrungen/Schließungen einstellen, notfalls Fahrweise anpassen
- Das Auto möglichst volltanken, Decken und warme Getränke mitführen
Unwetterwarnung fürs Allgäu: Weitreichende Schneedecke am Nebelhorn
Ein Blick auf die Webcam am Nebelhorn gegen 8.20 Uhr zeigt eine noch nicht komplett dichte, aber weitrechende Schneedecke. Außerdem fegt der Wind in starken Böen über den Schnee hinweg. In Oberjoch liegt auch im Tal bereits eine mehrere Zentimeter dichte Schneedecke.
„Über Nacht sind bis zu 30 cm Neuschnee in den Bayerischen Alpen gefallen.“ Das meldete der Lawinenwarndienst Bayern bereits am gestrigen Mittwoch. Im Lauf des Tages ist die Schneedecke weiter angewachsen. Auf glattem Untergrund sei bei ausreichender Schneemenge „mit kleineren Gleitschneelawinen“ zu rechnen.
Lawinenwarndienst warnt vor „Lockerschneelawinen“ am Wochenende im Allgäu
Am Freitag warnt der Lawinenwarndienst Bayern vor Lockerschneelawinen am Wochenende. Die seien mit steigenden Temperaturen vermehrt aus felsigem Steilgelände zu erwarten, heißt es im Online-Portal der Lawinenzentrale. Zu Vorsicht sei besonders unterhalb von Felswänden und an Gleitschneerissen geraten. Besonders am Sonntag soll es wieder wärmer werden. Auch Personen könnten Lawinen auslösen.
Nach dem Schneefall am Donnerstag und in der Nacht auf Freitag habe sich im bayerischen Alpenraum eine geschlossene Schneedecke gebildet, berichtet die Lawinenwarnzentrale, die zum Bayerischen Landesamt für Umwelt gehört. Im Allgäu sei die Schneedecke mit 50 Zentimeter am höchsten. In eingewehten Bereichen liege sogar bis zu ein Meter Schnee.
Black Friday: Schnee bringt Paketdienste in Schwierigkeiten
Die angekündigten Schneefälle haben auch Auswirkungen auf die Post und alle Paketdienste. Aus dies ausgerechnet so kurz vor dem ominösen „Black Friday“. Die Lieferung ins Allgäu könnte sich aufgrund des Wetters verzögern. „Der geschätzte Liefertermin beinhaltet witterungsbedingte Verzögerungen“, heißt es zum Beispiel nach erfolgter Bestellung auf der Seite von Amazon.
Auch im angrenzenden Österreich hatten die Schneefälle Auswirkungen: In Gaißau am Bodensee (Vorarlberg) stürzte ein Baum aufgrund der Schneelast auf die Rheinstraße. Die komplette Fahrbahn war gesperrt, die Feuerwehr musste den Baum stutzen und dann entfernen.
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