Viele Fußballfans blicken voller Vorfreude auf den heutigen Abend. Um 21 Uhr tritt Gastgeber Deutschland im Eröffnungsspiel der Fußball-Europameisterschaft gegen Schottland an. "Ich bin schon ganz heiß drauf, ich kann´s kaum erwarten, dass es losgeht", freut sich Maximilian Immerz und testet schon mal die ersten schwarz-rot-goldenen Fanartikel. Doch längst nicht jeder lässt sich von der Euphorie anstecken.
"Ich habe kein großes Interesse an Fußball, ich muss nicht einer Millionentruppe beim Geldverdienen zuschauen", betont Ulrich Gode, der sich kein Spiel der Fußball-Europameisterschaft anschauen möchte. "Außer Deutschland kommt ins Endspiel. Könnte sein, dass ich mir das dann doch anschaue", verrät er mit einem Augenzwinkern. Frauenfußball, Leichtathletik und Handball seien nicht so kommerziell und daher für ihn heute wesentlich attraktiver. An Fanarktikeln gehe er grundsätzlich vorbei. "Heute versucht man, Stimmung zu machen, früher war die Stimmung von alleine da", erinnert er sich, "das ganze Geld hat in meinen Augen den Fußball kaputt gemacht".
Kritiker finden, dass bei der Fußball-EM mittlerweile das Geld im Vordergrund steht
Auch Martin Lemke kritisiert den unverhältnismäßig hohen Verdienst der Spieler und bedauert, dass der Kommerz im Vordergrund stehe. "Früher waren die Spieler irgendwie näher am Volk", erinnert er sich, "man hat sich mehr mit ihnen identifiziert und hat mehr mitgefiebert". Schauen wird er die Spiele der deutschen Nationalmannschaft zu Hause vor dem Fernseher. Dass die EM im eigenen Land stattfindet, mache für ihn keinen Unterschied. "Bei der WM 2006 war mehr Euphorie, Interesse und Faszination", spricht er aus, was auch im Straßenbild des Unterallgäus deutlich zu sehen ist. Aus den Fenstern hängende oder vom Balkon flatternde schwarz-rot-goldene Flaggen sucht man - zumindest noch - nahezu vergebens.
Das sieht bei Giuseppe D`Andrea schon anders aus. "Fußball ist mein Hobby, ich schaue das immer", sagt er und strahlt. Selbstverständlich wehe bei ihm schon eine italienische Flagge vom Balkon, sein zweijähriger Sohn Carlo spiele seit Tagen begeistert mit einer kleinen deutschen Flagge, "er hat sie immer in der Hand".
Geht man auf die Suche nach EM-Fanartikeln, findet man in den Läden der Region zumeist nur eine kleine Grundausstattung in Schwarz-Rot-Gold. Wer sich etwas mehr Zeit nimmt, entdeckt Flaggen in unterschiedlichsten Größen, T-Shirts, Trikots, Hüte, Hawaiiketten, Schminkstifte, Fan-Tattoos, Partyteller und Servietten, Fanfaren, Neonleuchtstifte, Kicker-Popcorn, Hasenohren, falsche Bärte, Wimpern sowie Luftrüssel in den deutschen Farben. Viel gekauft wurde von den Fanartikeln im Vorfeld nach Aussage mehrerer Verkäuferinnen bisher nicht. "Das kommt im Turnierverlauf mit dem Erfolg der Mannschaften", ist sich Vibor Kasapovic sicher, der in seinem Wörishofer Secondhandladen auch eine beachtliche Auswahl an kroatischen Fanartikeln ausgestellt hat. Seine Begeisterung für die Fußball-Europameisterschaft ist mitreißend. "Für das dritte Vorrunden-Spiel von Kroatien gegen Italien fahre ich nach Zagreb", erzählt er mit leuchtenden Augen, das Public Viewing auf dem Hauptplatz mit bis zu 100.000 Menschen möchte er sich auf keinen Fall entgehen lassen. "In Kroatien ist das total verrückt", erzählt er und lacht herzlich, auch andere Sportarten wie Skifahren, Handball oder Wasserball werden dort in großem Stil gemeinsam geschaut und gefeiert. Da darf auch die Fanausstattung nicht fehlen, mehrere Trikots, Schals, Flaggen und Hüte in den Nationalfarben nennt Kasapovic sein Eigen. Sein Traumfinale bei der Fußball-Europameisterschaft steht für ihn fest: Kroatien gegen Deutschland.
Maximilian Immerz ist optimistisch und sieht die deutsche Mannschaft im EM-Finale
Ob die deutsche Mannschaft Erfolg haben wird, hänge im Wesentlichen von der Einstellung auf dem Spielfeld ab, ist Alfred Waltenberger überzeugt. "Fußball spielen können sie, der Biss und der Ehrgeiz muss da sein". Maximilian Immerz ist optimistisch und tippt aufs Finale. "Jetzt haben wir wieder junge, gute Spieler, da muss man sich nicht verstecken", findet er und freut sich auf die heute beginnenden Fußballabende der Deutschen Nationalmannschaft, die er mit Trikot und Schal ausgestattet mit Freunden genießen wird. Dass die Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land stattfindet, freue ihn besonders. "Die Mannschaften aus ganz Europa sind im Land, ich hoffe, dass es allen gefällt und wir uns gut präsentieren."