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Unterallgäu: Werden die Unterallgäuer Gemeinden zu Energieversorgern?

Unterallgäu

Werden die Unterallgäuer Gemeinden zu Energieversorgern?

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    Wie die Gemeinden im Unterallgäu  selbst zu Energieversorgern werden könnten, war Thema der jüngsten Kreisausschuss-Sitzung.
    Wie die Gemeinden im Unterallgäu selbst zu Energieversorgern werden könnten, war Thema der jüngsten Kreisausschuss-Sitzung. Foto: Moritz Frankenberg, dpa (Symbolbild)

    Zwei Anträge, ein Ziel: Die Kreistagsfraktion der Freien Wähler hat die Gründung einer Kreisenergiegesellschaft beantragt, die SPD-FDP-Fraktion ein virtuelles Gemeindewerk. Beide sollen dazu beitragen, den Ausbau einer klimafreundlichen und regionalen Energieversorgung im Unterallgäu voranzutreiben. Wie das aussehen könnte, erklärte Klimaschutzmanagerin Sandra ten Bulte in der jüngsten Sitzung des Kreisausschusses.

    Den Antragsstellern geht es demnach nicht nur um Klimaschutz, sondern auch um Unabhängigkeit vom Ausland, Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit. Die Wertschöpfung soll möglichst vor Ort bleiben, so ten Bulte, und nicht an Investoren von außen abfließen. Allerdings fehlten den Gemeinden oft die Ressourcen, um das Thema Energieerzeugung und -versorgung selbst in die Hand zu nehmen. Eine Gesellschaft – egal ob eine Kreisenergiegesellschaft oder ein virtuelles Gemeindewerk – könnte die Rolle eines Kümmerers übernehmen und die Gemeinden mit Personal und Expertise unterstützen. Wie ten Bulte betonte, soll sie keine Konkurrenz zu Stadtwerken und Bürgerenergiegenossenschaften darstellen.

    Mindestens fünf Unterallgäuer Gemeinden könnten sich zu einem Regionalwerk zusammenschließen

    Wie solche Gesellschaften in der Praxis aussehen können, wurde bei einem von der Verwaltung organisierten Austausch im Vorfeld der Sitzung deutlich: Andreas Engel von der Regionalwerke GmbH und Co.KG, einem Forschungsprojekt im Auftrag des Freistaats Bayern, informierte darin über den Ansatz des „virtuellen Gemeindewerks/Regionalwerks“ und der Landrat des Landkreises Bernkastel-Wittlich, Gregor Eibes, und Geschäftsführer Roland Glaz, stellten ihre Windenergiegesellschaft vor.

    Das Regionalwerk sieht demnach vor, dass sich mindestens fünf Gemeinden zusammenschließen und verschiedene Geschäftsfelder definieren. Neben Energieerzeugung und -vertrieb könnte sich das Regionalwerk auch um weitere Themen kümmern, die viele Gemeinden beschäftigen wie etwa die Entsorgung von Klärschlamm oder auch den Breitband-Ausbau. Eine mögliche Geschäftsform wäre eine Anstalt öffentlichen Rechts mit einer Verwaltungs-GmbH sowie weiteren Gesellschaften für die einzelnen Geschäftsfelder. Die Regionalwerke GmbH unterstützt die Kommunen dabei als Coach im Auftrag der Verwaltung für ländliche Entwicklung auf dem Weg zu ihrem Regionalwerk. Ziel ist laut Sandra ten Bulte ein bayernweites System aus Regionalwerken aufzubauen, die untereinander von ihren Erfahrungen profitieren und gegebenenfalls auch zusammenarbeiten können.

    Derzeit könnte sich der Landkreis Unterallgäu nicht an einer Energiegesellschaft beteiligen

    Aufgabe der Energiegesellschaft im rheinland-pfälzischen Landkreis Bernkastel-Wittlich war und ist die Umsetzung eines Windparks von der Planung bis hin zum Bau und Betrieb. Dadurch bleibt die Wertschöpfung aus allen Planungsphasen bei den Kommunen und nicht nur die Pacht wie bei Investoren-Modellen. Die Struktur ähnelt dabei der des Regionalwerks. Gemeinden, in deren Gebiet die Windräder stehen, können höhere Anteile wählen und so stärker von den Gewinnen profitieren. Neben den Gemeinden ist in Bernkastel-Wittlich auch der Landkreis an der Gesellschaft beteiligt. In Bayern ist das aktuell rechtlich nicht möglich, was aber demnächst geändert werden könnte. Es stelle sich also auch die Frage, ob der Landkreis Unterallgäu als Geburtshelfer eines der beiden Modelle fungiere, oder selbst Elternteil sei, veranschaulichte Landrat Alex Eder.

    Er rief dazu auf, möglichst schnell auf die Gemeinden zuzugehen, denen vielerorts die Projektierer bereits die Türen einliefen. Auch Reinhold Bäßler (Freie Wähler), Roland Ahne (SPD), Andreas Tschugg (CSU) und Rosina Rottmann-Börner (ödp/BfU) plädierten dafür, das Thema schnell auf den Weg zu bringen. „Ich stehe voll und ganz dahinter“, sagte auch Christa Bail (

    Die Unterallgäuer Bürgermeister sollen über die Kreisenergiegesellschaft und das Regionalwerk informiert werden

    Robert Sturm (CSU) warnte indes, gut zu überlegen, wofür Steuermittel eingesetzt werden. „Wenn wir uns in den Markt begeben, ist das sehr gefährlich“, befürchtet er. Vorbehalte hatte auch Wolfgang Reitinger (AfD): Gerade in Krisenzeiten solle der Landkreis nicht in Photovoltaik oder Windkraft einsteigen, findet er. Wie Sandra ten Bulte erklärte, gehe es jedoch nicht nur um diese beiden Arten der Energieerzeugung, sondern beispielsweise auch um Wärmenetze oder Speichermöglichkeiten.

    Im nächsten Schritt soll das Thema in der Bürgermeisterdienstbesprechung vorgestellt und diskutiert werden. Anschließend soll jede Gemeinde im Gemeinderat klären, ob sie grundsätzlich daran interessiert wäre, sich an einer Energiegesellschaft oder einem Regionalwerk zu beteiligen. 

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