Startseite
Icon Pfeil nach unten
Mindelheim
Icon Pfeil nach unten

Unterallgäu: So verschenken Sie in der Fastenzeit jeden Tag ein Lächeln!

Unterallgäu

So verschenken Sie in der Fastenzeit jeden Tag ein Lächeln!

    • |
    Komplimente kosten nichts und machen das Leben für beide Seiten schöner. Wie man ein perfektes Kompliment macht und wie man es am besten annimmt, erklärt die Kommunikationsexpertin Liane Faust.
    Komplimente kosten nichts und machen das Leben für beide Seiten schöner. Wie man ein perfektes Kompliment macht und wie man es am besten annimmt, erklärt die Kommunikationsexpertin Liane Faust. Foto: Monster Ztudio/stock.adobe.com

    In der Mindelheimer Zeitung starten wir eine Aktion zur Fastenzeit: Unsere Leser dürfen oder sollen, inspiriert durch uns, jeden Tag ein Kompliment verschenken. Aber: Was ist eigentlich ein Kompliment? Sie als Kommunikationstrainerin müssten es ja wissen.

    Liane Faust: Für mich ist ein Kompliment eine kurze positive Rückmeldung zu äußerlichen oder Charaktereigenschaften. Es unterscheidet sich vom Lob.

    Inwiefern?

    Ein Kompliment bezieht sich mehr auf Äußerlichkeiten oder den Charakter. Lob bezieht sich eher auf Tätigkeiten. Ein Kompliment ist zum Beispiel: „Oh, du warst beim Friseur – die neue Frisur steht dir richtig gut!“ Ein Lob bezieht sich auf eine Tätigkeit, also etwa „Du hast eine tolle Arbeit abgeliefert“ oder „Das hast du mir super erklärt“. Und dann gibt es ja auch noch die Wertschätzung. Das ist für mich noch eine Steigerung vom Lob.

    Können Sie das näher erläutern?

    Wertschätzung ist eine ausführlichere, positive Rückmeldung darüber, was eine konkrete Handlung in mir Positives auslöst. Das bezieht meine Gefühle und Emotionen mit ein und auch meine Bedürfnisse, die sich erfüllt haben.

    Liane Faust ist Kommunikationstrainerin aus Zaisertshofen.
    Liane Faust ist Kommunikationstrainerin aus Zaisertshofen. Foto: Lucas-Edelmann

    Haben Sie dafür ein Beispiel?

    Wenn mein Partner mir beim Staubsaugen unter die Arme gegriffen hat, dann kann ich zum Beispiel danach sagen: „Dass du mir geholfen hast, hat mich so erleichtert, weil ich dadurch in Ruhe kochen konnte. Vielen Dank!“ Es geht nicht nur um die Tat, sondern darum, was sie in mir ausgelöst hat – zum Beispiel die Freude darüber, dass mich mein Partner unterstützt. Eine Wertschätzung ist aussagekräftiger in Bezug auf mich und auch zur anderen Person als ein Lob.

    So sieht ein gutes Kompliment oder eine gute Wertschätzung aus

    Gibt es denn eine „Anleitung“ für ein gutes Kompliment oder eine gute Wertschätzung?

    Der erste Schritt ist eine konkrete Beobachtung: Was hat der andere getan? Im zweiten Schritt geht es um mein Gefühl: Was hat das bei mir ausgelöst? Der dritte Schritt handelt vom Bedürfnis, das durch die Tat erfüllt wurde. Und als vierten Schritt kann man noch etwas Bestärkendes sagen: „Danke“ oder „Super“ zum Beispiel.

    Klingt, als müsste man das erst mal üben ...

    Das detaillierte Schema der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg ist anfangs sehr ungewohnt. Aber die Leute merken schnell: Es macht einen Unterschied zu dem, was ich bislang gesagt habe – oder nicht gesagt habe. Das Thema Wertschätzung ist in meinem Zwei-Tages-Kurs immer drin. Da frage ich die Teilnehmer: Wem würden Sie gern mal Ihre Wertschätzung ausdrücken? Wenn wir mehr Zeit haben, probieren wir das im Rollenspiel aus. Man merkt: Wie fühle ich mich dabei? Wie kommt es an?

    Gibt es auch Fallstricke?

    Positive Rückmeldung kann auch missbraucht werden. Bei Lob besteht die Gefahr, dass der Lobende darauf abzielt, dass ich meine Leistung weiter steigere. Man bekommt ein Lob, verbunden mit der Erwartung, dass man es wieder so gut macht oder noch besser. Ein schaler Beigeschmack kann auch bleiben, wenn man für eine Tat gelobt wird, aber nicht als Mensch komplett wertgeschätzt wird mit allen Ecken und Kanten. Und dann wird es ja manchmal auch übertrieben mit dem Lob, wenn es eine Schleimerei ist, nicht echt gemeint oder wenn es missbraucht wird, um mehr Nähe aufzubauen.

    Diese Gefahren gibt es bei Komplimenten

    Wie sieht es bei den Komplimenten aus?

    Die Gefahr bei Komplimenten ist, dass sie wie eine Anmache verstanden werden können. Vorsicht deshalb auch bei sexuellen Anspielungen – die verbieten sich von selbst! Die Oberweite einer Frau oder das Hinterteil eines Mannes sollte man nicht kommentieren. Wichtig für ein Kompliment ist aber auch die Art der Beziehung: In der Partnerschaft kann ich andere, persönlichere Komplimente machen als ein Chef mit der Angestellten.

    Sie bieten Ihre Workshops auch in Unternehmen an. Fällt es Mitarbeitern schwer, Komplimente zu machen?

    Ich meine schon. Es ist eine Unsicherheit da: Wie kommt es an? Wird es als Schleimerei gesehen? Wird es angenommen? Wo wird es zu privat? Es kann auch schiefgehen, wenn man mit einer Wertschätzung einem Menschen zu nahe kommt, der das nicht will. Andererseits wünschen sich alle, viel viel mehr gelobt zu werden. Ein Kompliment am Tag kann so viel ausmachen. Das kann den Tag retten! Gerade, wenn ein Lob vom Chef kommt – aber auch andersherum: Chefs brauchen auch Lob.

    Warum tun wir uns dann oft so schwer, Lob, Komplimente oder Wertschätzung anzunehmen?

    Das ist oft die falsche Bescheidenheit, die wir als Kind gelernt haben – was eigentlich total schade ist, weil es ja wirklich eine Wertschätzung ist, wenn ich es annehmen kann. Es ist ja ein Geschenk! Da ist es doch schön, wenn ich mich drüber freuen kann.

    Das heißt: Man sollte viel öfter Komplimente machen und seine Wertschätzung ausdrücken?

    Ja, auf jeden Fall. Das macht unseren Tag und unsere Welt schöner!

    Wie man auf ein Kompliment reagieren sollte

    Und wie sollte man darauf reagieren, wenn man ein Kompliment bekommt?

    Die Reaktion darauf ist ganz wichtig. Sie hat mit der Wertschätzung demjenigen gegenüber zu tun, der das Kompliment ausspricht: Es ist wichtig, es anzunehmen, sich dafür zu bedanken und zu zeigen, dass man sich freut, vielleicht mit einem Lächeln. Man kann es auch noch verstärken.

    Wie meinen Sie das?

    Wenn jemand zu mir sagt „Du hast ja ein schönes Kleid an!“, dann kann ich zum Beispiel antworten: „Ja, das ist mir im Laden sofort ins Auge gestochen und ich habe es vom ersten Moment an geliebt.“

    Was ist das schönste Kompliment, das man Ihnen machen kann?

    Wenn ich zu meinem Aussehen ein Kompliment bekomme, freue ich mich sehr – mit zunehmendem Alter vielleicht mehr. (lacht) Ansonsten über meine Arbeit: Wenn ich Wertschätzung bekomme, wie sehr ich mich engagiere, dass meine Inhalte ankommen. Wenn nach dem Seminar jemand zu mir sagt: „Das gibt mir Hoffnung, dass ich die Situation lösen kann, ich bin total dankbar.“ Das ist grandios! Das ist mit das Größte!

    Warum Freundlichkeit gerade in Corona-Zeiten wichtig ist

    Ist es gerade jetzt umso wichtiger, freundlich zueinander zu sein?

    Es ist generell total wichtig, aber jetzt noch mehr, finde ich, weil manchen Menschen auch der Austausch fehlt, der Kontakt und die Nähe. Es ist auch eine Frage der Einstellung: Habe ich meine Aufmerksamkeit auf dem, was schlecht läuft oder auf dem, was gut läuft? Wertschätzung auszusprechen hilft allen, in guter Stimmung zu bleiben und die Verbindung mit anderen zu stärken. Sie ist der Mörtel im Miteinander.

    Liane Faust ist Kommunikationstrainerin aus Zaisertshofen, unter anderem für Gewaltfreie Kommunikation. Jeden Montag bis Ende März bietet sie von 19 bis 21 Uhr kostenfrei und virtuell „Empathie-Tanken“ an. Anmeldung unter liane.faust@rw-cct.de

    Unseren Kommentar zu diesem Thema finden Sie hier: Geben statt verzichten in der Fastenzeit

    Unser heutiges Kompliment zum Weiterverschenken: Niemand bringt mich so zum Lachen wie du!

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden