Viele Menschen aus der Region konnten auch heuer wieder auf die Hilfe der „Kartei der Not“ zählen: Das Leserhilfswerk unserer Zeitung unterstützt Menschen, die unverschuldet in Not geraten sind und steht ihnen in ausweglos erscheinenden Situationen zur Seite – schnell und unbürokratisch. Wie unerwartet diese Hilfe erforderlich sein kann, hat die Hochwasserkatastrophe im Juni gezeigt: Auch viele Unterallgäuerinnen und Unterallgäuer waren damals auf finanzielle Soforthilfe angewiesen, um ihren Alltag bewältigen zu können, und auch in anderen Bereichen wurde die Unterstützung unseres Leserhilfswerks in der Region dringend gebraucht.
Die Hochwasserkatastrophe hat die „Kartei der Not“ vor eine Herausforderung historischen Ausmaßes gestellt: Innerhalb weniger Tage wurden mehr als 1400 Anträge bearbeitet und in fast 1350 Fällen Soforthilfen gezahlt. Insgesamt flossen rund 3,66 Millionen Euro an diejenigen, die die Wassermassen schwer getroffen hatten. Das entspricht einer durchschnittlichen Hilfe pro Haushalt von mehr als 2700 Euro. Noch nie hat die „Kartei der Not“ so viele Anträge in so kurzer Zeit bewilligt, noch nie so viele Haushalte in so kurzer Zeit unterstützt und noch nie so viel Geld dafür eingesetzt. Und auch die Spendenbereitschaft war enorm: Innerhalb von zwei Monaten ging auf den Spendenkonten der „Kartei der Not“ mehr als eine Million Euro ein. Im Verbreitungsgebiet der Mindelheimer Zeitung hat unser Hilfswerk 87.350 Euro an Hochwasserhilfen ausgezahlt.
Viele Unterallgäuerinnen und Unterallgäuer haben großzügig an die „Kartei der Not“ gespendet
Insgesamt wurden hier 353 Menschen, darunter 107 Kinder, mit insgesamt fast 189.000 Euro unterstützt. Noch höher war die Summe der Spenden, die diese Hilfe möglich machen: Aus unserer Region wurden in diesem Jahr mehr als 207.000 Euro auf die Konten der „Kartei der Not“ überwiesen.
Von den 97 Hilfsanfragen, die diese im Verbreitungsgebiet der Mindelheimer Zeitung unterstützt hat, gingen 42 auf Familien zurück. Zu den Betroffenen gehörten dabei insgesamt 92 Kinder. In 46 Fällen waren eine chronische Krankheit oder eine Behinderung zu bewältigen. Am größten war der Unterstützungsbedarf dabei auch dieses Jahr wieder im Bereich „Wohnen“: Zwölf Mal half die „Kartei der Not“ bei den Energie- und Nebenkosten sowie bei Mietzahlungen, um zu verhindern, dass Menschen ohne Strom und Heizung dastehen oder sogar ihre Wohnung verlieren. Oft war auch finanzielle Hilfe beim Umzug in eine günstigere Wohnung nötig oder es fehlte an einem Kühlschrank, einem Herd oder auch einem Bett samt Matratze. Hierfür stellte unser Leserhilfswerk mehr als 27.000 Euro zur Verfügung.
Die „Kartei der Not“ springt auch im Unterallgäu ein, wenn es am Nötigsten fehlt
Mehr Mobilität hat es sechs Empfängern von insgesamt mehr als 23.000 Euro ermöglicht, mit weiteren 7000 Euro wurden Freizeitmaßnahmen für 38 Kinder gefördert. Auch für Bildungsmaßnahmen, Gesundheitsförderung und individuelle Notfallhilfen gab es Geld von der „Kartei der Not“. Denn sie springt auch ein, wenn das Geld für das Nötigste wie Lebensmittel, Windeln, Hygieneartikel oder Unterwäsche fehlt.
Sie hilft seit 1965, wenn Menschen etwa infolge einer Krankheit, eines Unfalls oder durch den Verlust ihrer Arbeit unverschuldet auf finanzielle Unterstützung angewiesen sind. Durch die Zusammenarbeit mit sozialen Beratungsstellen vor Ort ist gewährleistet, dass diese auch tatsächlich bei den Bedürftigen ankommt und für den benötigten Zweck verwendet wird. Jede Spende kommt dabei zu 100 Prozent den Betroffenen zugute, weil alle Verwaltungskosten von der Mediengruppe Pressedruck getragen werden, zu der die Mindelheimer Zeitung gehört.
Im Ellinor-Holland-Haus begleitet die „Kartei der Not“ zudem Menschen, deren Leben durch eine schwere Krise aus den Fugen geraten ist, für eine begrenzte Zeit auf dem Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben. Sie werden pädagogisch betreut, können neue Kraft schöpfen und im generationenübergreifenden Miteinander Netzwerke knüpfen. In den 28 Wohnungen leben derzeit rund 70 Personen, mehr als die Hälfte davon sind Kinder und Jugendliche.
Wer an die „Kartei der Not“ oder das Ellinor-Holland-Haus spenden möchte, kann dies über folgende Spendenkonten tun:
- Kartei der Not: Sparkasse Schwaben-Bodensee, IBAN: DE78 7315 0000 0034 0070 70, BIC: BYLADEM1MLM
- Ellinor-Holland-Haus: Stadtsparkasse Augsburg, IBAN: DE18720500000000083477, BIC: AUGSDE77XXX
Hier einige Beispiele von Menschen, denen die „Kartei der Not“ geholfen hat
Es ist kein Einzelfall: Nach einer Krebsdiagnose folgen oft auch finanzielle Sorgen. So ergeht es auch einem Mann, der über eine Beratungsstelle um Unterstützung bei der Kartei der Not gebeten hat.
Bei ihm wurde im vergangenen Jahr, im Alter von 50 Jahren, eine schwere Tumorerkrankung festgestellt. Der Mann, der allein in bescheidenen Wohnverhältnissen in unserer Region lebt, konnte in Folge der Erkrankung seinen gelernten Beruf nicht mehr ausüben. Doch er suchte sich einen Minijob. Allerdings verschlechterte sich sein gesundheitlicher Zustand so stark, dass er auch dieser Tätigkeit nicht mehr nachkommen kann.
Er lebt nun ausschließlich von Sozialleistungen. Als seine Waschmaschine kaputt gegangen ist, die er aufgrund seiner Inkontinenzprobleme unbedingt braucht, war er sehr verzweifelt und hat sich an eine Beratungsstelle gewandt. Diese stellte einen Antrag bei der Kartei der Not. Das Leserhilfswerk unserer Zeitung bezuschusste den Kauf einer Waschmaschine. (huda)
Mehrfach behinderter Mann bekommt Zuschuss für Therapiedreidrad
Selbstständiges Stehen oder Gehen – das ist für Benjamin K. undenkbar. Der 43-Jährige ist aufgrund verschiedener Handicaps auf den Rollstuhl angewiesen. Neben geistigen Einschränkungen erschweren spastische Lähmungen von Geburt an sein Leben. 2013 wurde bei einem Unfall außerdem ein Bein schwerwiegend verletzt.
Ungeachtet dessen versucht der 43-Jährige mit unbeugsamem Willen, sich eine gewisse Selbständigkeit zu bewahren. So lebt er eigenverantwortlich in einem Wohnheim, wo er ambulant betreut wird. Außerdem begleitet ihn ein gesetzlicher Betreuer.
Mit Hilfe der Kartei der Not schaffte sich Benjamin K. vor gut zehn Jahren ein Therapiedreirad an. Einen Teil der Kosten steuerte er selbst bei – verfügt er doch durch seine Beschäftigung in einer Werkstatt für Behinderte über ein kleines Einkommen. Ergänzend erhält er eine geringe Erwerbsunfähigkeitsrente.
Weil das Dreirad vor einiger Zeit seinen Geist aufgab und auch nicht mehr repariert werden konnte, sprang das Leserhilfswerk dem 43-Jährigen erneut bei: Es beteiligte sich am Kauf eines neuen Therapiedreirades. Die zuständige Krankenkasse hatte einen Zuschuss abgelehnt, da Benjamin K. zwar als schwerbehindert gilt, er aber keinen Pflegegrad vorweisen kann.
Die „Kartei der Not“ unterstützt „Schattenkinder“
Kinder, die in einer Familie mit einem schwer kranken Elternteil oder Geschwister aufwachsen, müssen ihre eigenen Bedürfnisse oft hintanstellen. Denn die Sorge um den Patienten steht meist aus nachvollziehbaren Gründen im Mittelpunkt des Familienlebens. Diese Kinder nennt man „Schattenkinder“. Sie werden von der Kartei der Not seit Langem besonders gefördert, indem beispielsweise Freizeitaktivitäten oder Musikunterricht bezuschusst werden.
So wurde auch der Unterstützungsantrag eines Wohlfahrtsverbandes für eine Familie mit vier Kindern, die in der Region lebt, angenommen. In dieser Familie ist nicht nur ein Sohn pflegebedürftig, auch der Vater hat eine schwere neurologische Erkrankung und kann nicht mehr arbeiten. Die Mutter gerät mit der doppelten Pflegebelastung oft an die Grenzen ihrer Kräfte. Da die Familie auf staatliche Gelder angewiesen ist, sind besondere Ausgaben schwierig. Die Kinder wünschten sich, wie ihre Klassenkameradinnen und -kameraden mal ein kleines Geburtstagsfest ausrichten zu dürfen. Dafür bekamen sie einen Zuschuss. (huda, raf, mz)
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