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Unterallgäu: Rutschen die Kreis-Seniorenheime im Unterallgäu wieder in die roten Zahlen?

Unterallgäu

Rutschen die Kreis-Seniorenheime im Unterallgäu wieder in die roten Zahlen?

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    Das Kreis-Seniorenwohnheim in Bad Wörishofen gehört in finanzieller Hinsicht zu den Sorgenkindern des Landkreises.
    Das Kreis-Seniorenwohnheim in Bad Wörishofen gehört in finanzieller Hinsicht zu den Sorgenkindern des Landkreises. Foto: Markus Heinrich (Archivbild)

    Manch ein Mitglied des Unterallgäuer Kreisausschusses fühlte sich vielleicht an die Sitzung vor rund einem Jahr erinnert: Damals wie jetzt präsentierte ihnen der Gesamtleiter der Kreis-Seniorenheime, Ara Gharakhanian, die Jahresabschlüsse der drei Heime, die 2022 insgesamt zwar ein Plus von fast 326.000 Euro erwirtschaftet haben. Wie damals hält sich die Freude darüber jedoch in Grenzen: Denn die finanzielle Lage der Heime ist alles andere als rosig, zwei stehen laut Landrat Alex Eder mit dem Rücken zur Wand. 

    Wie Gharakhanian in der Sitzung erläuterte, ist das Jahresergebnis der drei Heime in Babenhausen, Bad Wörishofen und Türkheim erneut gesunken: Während sie 2021 noch mehr als 409.000 Euro erwirtschaftet haben, waren es 2022 gut 83.000 Euro weniger. Das liegt nicht zuletzt daran, dass das Haus Am Anger in Bad Wörishofen noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht ist als 2021: Es verzeichnete 2022 ein Defizit von rund 113.500 Euro. 

    Gäbe es genügend Pflegekräfte, könnten die Seniorenheime im Unterallgäu voll belegt werden

    Hintergrund ist die Erweiterung des Heims von 48 auf 69 Plätze, die im vergangenen Jahr abgeschlossen wurde. Weil Pflegepersonal fehlt, konnten durchschnittlich nur etwa fünf der 21 zusätzlichen Zimmer belegt werden. Die Auslastung sank dadurch von 96,03 Prozent auf 76,54 Prozent. Das ist insofern bitter, als eine Vollbelegung problemlos möglich wäre: Die Nachfrage wäre da. Hinzu kommt, dass die Pflegekassen für die Berechnung der Pflegesätze von einer Belegung von mindestens 96 Prozent ausgehen – was nicht nur im Unterallgäu, sondern in ganz Bayern schon länger nicht mehr den Tatsachen entspricht. Bayernweit liegt die Belegung der Heime durchschnittlich bei 89,9 Prozent, so Gharakhanian. 

    Auch die Häuser in Babenhausen und Bad Wörishofen waren im vergangenen Jahr nicht voll belegt: In Babenhausen lag die Auslastung bei 96,31 Prozent, in Türkheim bei 89,95 Prozent. Grund ist wie in Bad Wörishofen der Mangel an Fach- und Hilfskräften. Insgesamt fehlen sechs bis acht Vollzeitkräfte, um eine Vollbelegung erreichen zu können, erklärte der Gesamtleiter auf Nachfrage von Reinhold Bäßler (Freie Wähler). Da Pflegekräfte häufig in Teilzeit arbeiteten, müssten mindestens zwölf bis 16 zusätzliche Kräfte gefunden werden. Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es aber immerhin: In diesem Jahr haben in den drei Heimen insgesamt neun Auszubildende angefangen, acht davon arbeiten in der Pflege. Und auch für die Folgejahre gebe es bereits Interessenten, so Gharakhanian. 

    Das Defizit in Bad Wörishofen kann durch einen Verlustausgleich der Stadt Bad Wörishofen in Höhe von 16.000 Euro sowie die Eigenkapitalreserve des Hauses ausgeglichen werden. Diese schrumpft dadurch aber auf 130.000 Euro. Das bedeutet: Sollte im Haus Am Anger in diesem Jahr ein ähnlich großes Defizit auflaufen wie 2022, müsste wie in früheren Jahren der Landkreis einspringen. Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass dieser Fall in den nächsten Jahren eintritt, schätzt Gharakhanian auf 98,9 Prozent. Bereits 2025 könnte der Landkreis gezwungen sein, einen hohen fünfstelligen oder niedrigen sechsstelligen Fehlbetrag auszugleichen. 

    Im Seniorenheim in Türkheim können die Fixkosten nicht mehr vollständig refinanziert werden

    Zumal die finanzielle Lage auch in Babenhausen und Türkheim alles andere als rosig ist: Das Haus St. Andreas in Babenhausen verfüge trotz eines Plus von rund 108.000 Euro wie das Haus am Anger in Bad Wörishofen über keine Liquiditätsreserve mehr, so der Gesamtleiter. Beide Häuser seien nur deshalb weiter zahlungsfähig gewesen, weil sie ein Cash-Pooling mit dem Landkreis in Anspruch genommen haben. Dabei werden vereinfacht ausgedrückt alle Konten des Landkreises gemeinsam betrachtet, sodass positive Konten die im Minus ausgleichen können. 

    Die finanzielle Lage ist auch im Seniorenwohnheim in Babenhausen alles andere als rosig.
    Die finanzielle Lage ist auch im Seniorenwohnheim in Babenhausen alles andere als rosig. Foto: Siegfried Rebhan (Archivbild)

    Das Haus St. Martin in Türkheim schloss 2022 zwar mit einem Plus von 331.000 Euro ab, das operative Ergebnis verminderte sich im Vergleich zum Vorjahr jedoch um rund 33.000 Euro, weil die deutlichen Preissteigerungen nicht durch höhere Erlöse kompensiert werden konnten. "Die fehlende Refinanzierung der Fixkosten durch den hohen Leerstand wird sich in den Folgejahren kontinuierlich negativ auf die Jahresergebnisse auswirken", so Gharakhanian. Allein die zu geringe Auslastung trage dazu bei, dass rund sechs Prozent der Fixkosten nicht gedeckt seien. Die Liquidität hat sich hier im Vergleich zum Vorjahr sogar verbessert. Das aber ist aus Sicht von Gharakhanian mit Blick auf die geplante Generalsanierung des Ostflügels auch dringend nötig.

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