Es muss gebaut werden: Bis 2028 benötigt der Landkreis Unterallgäu rund 830 neugebaute Wohnungen – und zwar pro Jahr. Diese Wohnungsbau-Prognose für die kommenden vier Jahre hat das Pestel-Institut in einer aktuellen Regional-Analyse zum Wohnungsmarkt ermittelt. „Der Neubau ist notwendig, um das bestehende Defizit abzubauen, aber auch, um abgewohnte Wohnungen in alten Häusern nach und nach zu ersetzen“, sagt Matthias Günther, der Geschäftsführer des Pestel-Instituts. Ihm zufolge fehlen im Landkreis Unterallgäu rund 1000 Wohnungen.
An dem Wohnungsbedarf im Unterallgäu ändere auch die Zahl leerstehender Wohnungen nichts, heißt es in der Mitteilung: Der aktuelle Zensus registriert für den Landkreis Unterallgäu immerhin rund 3780 Wohnungen, die nicht genutzt werden, so das Pestel-Institut. Das seien 5,5 Prozent des gesamten Wohnungsbestands im Landkreis. Ein Großteil davon – nämlich rund 2570 Wohnungen – stehe jedoch schon seit einem Jahr oder länger leer. „Das sind rund 68 Prozent vom Leerstand. Dabei geht es allerdings oft um Wohnungen, die auch keiner mehr bewohnen kann. Sie müssten vorher komplett – also aufwendig und damit teuer – saniert werden“, sagt Matthias Günther.
Leer stehende Wohnungen im Unterallgäu kommen schwer wieder auf den Markt
Grundsätzlich sei ein gewisser Wohnungsleerstand immer auch notwendig. „Rund drei Prozent aller Wohnungen, in die sofort jemand einziehen kann, sollten frei sein. Schon allein, um einen Puffer zu haben, damit Umzüge reibungslos laufen können. Und natürlich, um Sanierungen überhaupt machen zu können. Aber es wird nur selten gelingen, Wohnungen, die lange leer stehen, wieder zu aktivieren und an den Markt zu bringen“, so das Fazit von Günther.
Viele Hauseigentümer halten sich nach Beobachtungen des Instituts mit einer Sanierung zurück, weil sie sie als Wagnis empfinden, unter anderem wegen der sich regelmäßig ändernden Auflagen. Außerdem hapere es bei vielen auch am nötigen Geld für eine Sanierung. Weitere Gründe, warum Wohnungen nicht vermietet werden: „Immer wieder kommt bei Erbstreitigkeiten kein Mietvertrag zustande. Und oft scheuen sich Hauseigentümer auch, sich einen Mieter ins eigene Haus zu holen, mit dem sie sich am Ende vielleicht nicht verstehen“, sagt Matthias Günther. Für ihn steht deshalb fest: „Am Neubau von Wohnungen führt daher auch im Kreis Unterallgäu kein Weg vorbei.“
Baustandards sollen gesenkt werden, um Wohnungsnot zu verringern
Das Pestel-Institut hat die Regional-Analyse zum Wohnungsmarkt im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) durchgeführt. Um voranzukommen, fordert dessen Präsidentin Katharina Metzger, die Baustandards zu senken und mehr Fördermittel im Bundeshaushalt einzuplanen.
Aktuell erlebe die Wohnungsbau-Branche „einen regelrechten Absturz“. Viele Unternehmen hätten bereits Kapazitäten abbauen müssen. „Die Neubau-Zahlen gehen in den Keller. Der Bau verliert Beschäftigte – darunter gute Fachkräfte. Dabei ist das das Letzte, was sich Deutschland jetzt erlauben darf“, so Katharina Metzger. Sie warnt vor einer Abwärtsspirale: Denn Wohnungsmangel schaffe soziale Spannungen. „Wenn sich Menschen wochen- und monatelang um eine neue Wohnung kümmern müssen, dann braut sich da etwas zusammen. Das ist Gift für das soziale Miteinander in der Gesellschaft“, so Metzger. (mz, home)
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