Das schwäbische Handwerk zeigt sich trotz Nachfrageschwäche, fehlenden Aufträgen, Inflation und Baukrise weiter robust. Die Mehrheit der befragten Betriebe in unserer Regin bewertet die eigene wirtschaftliche Lage im zweiten Quartal mit gut (40 Prozent) oder befriedigend (43 Prozent). Die Aussichten für die kommenden Monate sind nicht mehr ganz so pessimistisch: Lediglich 15 Prozent der Unternehmen erwarten, dass sich ihre Geschäftslage verschlechtern wird. Ähnlich wie der schwabenweite Trend sind auch die Zahlen aus dem Unterallgäu, die die Konjunkturumfrage der Handwerkskammer liefert.
39 Prozent der Unterallgäuer Betriebe beschreiben die eigene wirtschaftliche Lage als gut, der Großteil (45 Prozent) nennt sie „befriedigend“. Als schlecht beurteilen 16 Prozent der Befragten aus dem Unterallgäu ihre derzeitige Situation. Dass es in Zukunft besser wird, daran glauben nur acht Prozent. Der Großteil (78 Prozent) der Unterallgäuer Handwerksbetriebe geht davon aus, dass die Lage gleich bleiben wird, 14 Prozent rechnen gar mit einer Verschlechterung.
Das Bauhandwerk ist derzeit in einer schwierigen Lage
„Insgesamt deuten die Ergebnisse aus unserer Konjunkturumfrage auf eine Stabilisierung in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld hin“, sagt dazu HWK-Hauptgeschäftsführer Ulrich Wagner. Eine deutliche wirtschaftliche Besserung zeichne sich im schwäbischen Handwerk jedoch nicht ab. „Die von der Regierung beschlossenen Wachstumsimpulse gehen in die richtige Richtung, reichen aber nicht aus, um aus dem Krisenmodus zu kommen.“ Dies gelte vor allem für das Bauhandwerk. „Unsere Vorschläge, wie die Entschlackung der Bauvorschriften, liegen auf dem Tisch.“
Quer über alle Branchen beurteilen 83 Prozent der schwäbischen Betriebe ihre Geschäftslage positiv. Im Branchenvergleich liegen die Kfz- und Lebensmittelhandwerke vorn. 97 Prozent beziehungsweise 88 Prozent der Unternehmen sind mit ihrer wirtschaftlichen Lage zufrieden. Überdurchschnittlich schneiden auch die Ausbaugewerke mit einem Anteil von 87 Prozent zufriedenen Betrieben ab. Doch auch im Ausbausektor spüren die Unternehmen die rückläufige Nachfrage. Dies zeigt der Vergleich mit den Vorjahresergebnissen. Damals äußerten sich 94 Prozent positiv.
Friseure und andere Dienstleister leiden unter einer schwachsen Konsumlaune
Mit Problemen zu kämpfen haben die Handwerke für den gewerblichen Bedarf. Lediglich 79 Prozent der Unternehmen sind mit ihrer wirtschaftlichen Situation zufrieden. Weniger rund läuft es auch bei den verbrauchernahen Dienstleistern wie den Friseuren, die unter einer schwachen Kauf- und Konsumlaune leiden. Auf dem letzten Platz rangiert erneut das Bauhauptgewerbe. Hohe Zinsen und stark gestiegene Baukosten führen zu einem deutlichen Rückgang an Neubauprojekten. Während vor einem Jahr noch 82 Prozent der schwäbischen Firmen mit ihrer Geschäftslage zufrieden waren, sind es im aktuellen Berichtsquartal nur noch 73 Prozent.
Die schwache Nachfrage beziehungsweise zögerliche Auftragsvergabe macht den schwäbischen Handwerksbetrieben zu schaffen: 30 Prozent melden ein Minus bei den Auftragseingängen. Gleichzeitig sind es nur 16 Prozent, die ein Plus verzeichnen. Im Bauhauptgewerbe ist die Situation noch schwieriger: 38 Prozent verzeichnen einen Rückgang an Neuaufträgen, 16 Prozent einen Anstieg. Ein positiver Lichtblick ist, dass sich die Reichweite der Auftragsbestände im Gesamthandwerk stabilisiert hat. Im Durchschnitt aller Gewerke liegt sie bei neun Wochen. Im Bau- und Ausbauhandwerk liegt die Reichweite bei rund zwölf Wochen. Dies verschafft den Unternehmen zumindest eine gewisse Planungssicherheit.
Die Unterallgäuer Betriebe weisen eine Reichweite der Auftragsbestände von 8,9 Wochen auf. 19 Prozent verzeichnen mehr Aufträge als zuletzt, 27 Prozent weniger. Beim Großteil der Betriebe im Unterallgäu (54 Prozent) ist die Zahl der Aufträge gleichgeblieben.
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