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Unterallgäu: Kartei der Not hilft nach Hochhausbrand – und in vielen weiteren Fällen

Unterallgäu

Kartei der Not hilft nach Hochhausbrand – und in vielen weiteren Fällen

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    Nach dem Feuer im Hochhaus in der Mindelheimer Rosenstraße hat die Kartei der Not 34.000 Euro Soforthilfe ausgezahlt.
    Nach dem Feuer im Hochhaus in der Mindelheimer Rosenstraße hat die Kartei der Not 34.000 Euro Soforthilfe ausgezahlt. Foto: Johann Stoll

    Das Leben kann sich von einem Moment auf den anderen um 180 Grad drehen – das haben die 67 Bewohnerinnen und Bewohner des Mindelheimer Hochhauses nach dem Brand im Dezember am eigenen Leib erfahren müssen. Ihnen allen hat die Kartei der Not, das Leserhilfswerk unserer Zeitung, ganz aktuell Unterstützung angeboten. Zwölf Haushalte erhielten im vergangenen und aktuellen Jahr bislang je zwischen 2000 und 5000 Euro Soforthilfe, insgesamt 48.000 Euro wurden ausbezahlt – auch an Menschen, die alles in ihrer Wohnung verloren hatten.

    Insgesamt 263-mal hat die Kartei der Not im vergangenen Jahr im Verbreitungsgebiet der Mindelheimer Zeitung geholfen: 45.000 Euro wurden 2023 ausbezahlt und helfen den unterschiedlichsten Menschen, die unverschuldet in Not geraten sind, wie die folgenden Beispiele zeigen.

    Welchen Menschen 2023 die Kartei der Not konkret half

    Diesen Menschen half die Kartei der Not im vergangenen Jahr im Raum Mindelheim und Bad Wörishofen:

    • Ein Rentnerehepaar, beide leiden unter starken Hörbeeinträchtigungen, der Ehemann ist auf einen Rollstuhl angewiesen, sie sieht kaum noch etwas, beide sind schwerbehindert und leben in Armut. Aus ihrem sehr alten Haus wollen sie nicht ausziehen. Eine Betreuungseinrichtung hat die Kartei der Not um Hilfe gebeten, als das Geld für den Kauf von Heizöl fehlte.
    • Ein junger Mann ist aufgrund psychischer Beeinträchtigungen schwerbehindert, was auch Auswirkungen auf sein Gewicht hat: Er kann nicht mehr mit seinem normalen Fahrrad von der Wohngruppe in die Werkstatt fahren, die körperliche Bewegung ist aber sehr wichtig für die Psyche und seine Gesundheit. Die Kartei der Not half, ein Schwerlastfahrrad zu beschaffen.
    • Ohne Job wird das Geld oft schnell knapp. Vor allem Alleinerziehende geraten rasch in eine Abwärtsspirale. Eine 40-jährige Mutter hat sich an eine Beratungsstelle gewandt, weil sie nicht mehr genügend Geld für Kleidung für sich und ihr kleines Kind hatte. Sie findet keine Stelle, da der Betreuungsplatz fürs Kind fehlt. Das Leserhilfswerk half der kleinen Familie mit einem Zuschuss für den Kauf von Kleidung.
    • Heilpädagogisches Reiten hat sich schon häufig als guter Therapieweg bewährt. Auch einem behinderten 16-jährigen Mädchen, das in einer Wohngruppe lebt, hilft es im Umgang mit seinen vielen körperlichen, psychischen und geistigen Beeinträchtigungen. Das Mädchen kann unter anderem seine Bedürfnisse nur schwer benennen, ist verhaltensauffällig, reagiert bei kleinsten Krankheitsanzeichen hysterisch und braucht viel pädagogische Begleitung. Durch die Reittherapie wird es ruhiger, strukturierter und kann Traumata aus der Kindheit aufarbeiten.
    Reittherapie hilft einem 16-jährigen Mädchen dabei, ruhiger zu werden und sich so seinen Traumata zu stellen.
    Reittherapie hilft einem 16-jährigen Mädchen dabei, ruhiger zu werden und sich so seinen Traumata zu stellen. Foto: Roland Holschneider, dpa (Symbolbild)
    • Arztbesuche, Klinikaufenthalte oder auch mal ein Ausflug: Wenn das eigene Kind durch eine schwere Krankheit oder eine gravierende Behinderung beeinträchtigt ist, lässt sich der Alltag einer Familie oft nur mit einem behindertengerechten Auto bewerkstelligen. Das gilt auch für eine geschiedene Rentnerin, deren 29 und 30 Jahre alten Töchter mit massiven Handicaps zu kämpfen haben. Beide leiden seit früher Kindheit an Krampf- und Epilepsieanfällen. Weil es bei der Geburt zu Hirnschädigungen kam, sind beide auf einen Rollstuhl angewiesen. Die 62-jährige Mutter steht nun vor dem Problem, dass das betagte Familienfahrzeug jederzeit den Geist aufgeben kann. Dank sparsamer Lebensführung hat sie so viel Geld angespart, dass sie mithilfe eines Kredits ein Ersatzfahrzeug anschaffen kann. Für den behindertengerechten Umbau fehlten jedoch die Mittel. Die Kartei der Not bezuschusst die Umrüstung.

    Zusammenfassung der Hilfe der Kartei der Not im Raum Mindelheim

    57 Hilfeanfragen sind im vergangenen Jahr für den Raum Mindelheim bei der Kartei der Not eingegangen. In 28 Fällen kamen sie aus Familien mit insgesamt 64 betroffenen Kindern. In 45 Fällen war eine chronische Krankheit und/oder eine Behinderung zu bewältigen, das heißt, das entspricht fast 80 Prozent aller Anträge.

    Freizeitmaßnahmen des Vereins Spomio und von Regens Wagner sorgten für schöne Urlaubserlebnisse von 28 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Unterstützt wurde auch eine Freizeit der Katholischen Jugendfürsorge mit 22 Kindern. In 13 Fällen ging eine Beihilfe an von Behinderung betroffene Familien. Fünf chronisch Kranken half die Kartei, indem sie Pauschalbeiträge übernahm, damit sich die Menschen von der Zuzahlung in der Krankenversicherung befreien lassen konnten.

    Am meisten Unterstützung gab es für das Wohnen

    Der meiste Unterstützungsbedarf drehte sich auch 2023 wieder um das Wohnen. So half das Hilfswerk 20-mal bei den Energie- und Nebenkosten sowie Mietzahlungen, um zu verhindern, dass Menschen ihre Wohnung verlieren oder ohne Strom und Heizung sind. Das entspricht 35 Prozent aller Anträge im Raum Mindelheim und Bad Wörishofen. Oft war auch die Hilfe beim Umzug in eine günstigere Wohnung oder Einrichtung (Kochmöglichkeit, Kühlschrank, Herd, Bett) nötig. In weiteren acht Fällen unterstützte die Kartei der Not akut den Lebensunterhalt, mit Geld für Lebensmittel, Kleidung, Hygieneartikel, Babybedarf, Schulausstattung und mehr.

    Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) und das Sozialreferat der Stadt Mindelheim konnten mit Notfallhilfen von bis zu 50 Euro rund 30 Menschen ohne aktuell verfügbares Einkommen beistehen, etwa für Lebensmittel, Rezeptkosten oder Kinderbedarf. Seit 2009 fördert die Kartei der Not auch die Aktion "Mindelheim packt's" mit 50 Prozent der Kosten für Lebensmittel, bei der die Malteser 96 alten einsamen Menschen Carepakete nach Hause bringen und dort nach dem Rechten sehen.

    560-mal wurde im Raum Mindelheim und Bad Wörishofen gespendet

    Rund 560 Personen und Gruppierungen aus Mindelheim, Bad Wörishofen und der Region haben im vergangenen Jahr mit ihren Spenden geholfen, die zu 100 Prozent an die Menschen in Not gehen. Die größte Spende ging von einer Privatperson aus Bad Wörishofen ein, gefolgt vom Rotary Club. "Diese große Kartei-der-Not-Familie macht es uns erst möglich, Menschen in schwierigen Situationen wirkungsvoll helfen zu können", ist KdN-Geschäftsführer Arnd Hansen dankbar. (mz, home)

    Mehr über die Kartei der Not erfahren Sie unter www.kartei-der-not.de. Ein mögliches Spendenkonto ist bei der Sparkasse Schwaben-Bodensee, IBAN: DE78 7315 0000 0034 0070 70.

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