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Unterallgäu: In den Rauhnächten war der Teufel los

Unterallgäu

In den Rauhnächten war der Teufel los

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    Zwei Hexen fliegen auf einem Besen zum Blocksberg. Ein Bild nach einer Radierung von Francesco de Goya aus dem Jahre 1799. So stellten sich die Menschen einst auch vor, dass während der Rauhnächte Hexen, Geister und Gespenster durch die Lüfte flogen und dabei Angst und Schrecken verbreiteten.
    Zwei Hexen fliegen auf einem Besen zum Blocksberg. Ein Bild nach einer Radierung von Francesco de Goya aus dem Jahre 1799. So stellten sich die Menschen einst auch vor, dass während der Rauhnächte Hexen, Geister und Gespenster durch die Lüfte flogen und dabei Angst und Schrecken verbreiteten.

    Es geht um eine besondere Verwirrung, an die hier erinnert werden soll. Sie begann mit der Thomasnacht am 21. Dezember. Von unsichtbaren Mächten soll sie einst ausgegangen sein. Wenn das Weihnachtsfest vorbei ist, dann rückt nämlich nach uralter Vorstellung die geheimnisvolle Zeit der „Rauhnächte“ in den Mittelpunkt. In diesen Nächten bis zu Dreikönig, so glaubten die Menschen früher, sei „der Teufel los“, weil die höllischen Mächte gegen die Geburt des Heilands rebellieren. Daraus entstand und verblieb manches Brauchtum, auch im Unterallgäu, bei dem sich Glaube und Aberglaube sehr nahe kommen.

    In den zwei Wochen zwischen dem Heiligen Abend und dem Dreikönigstag gehen, so waren unsere Vorfahren einst überzeugt, die Geister um und die „wilde Jagd“ tobt durch die Lüfte. In diesen sogenannten Rauhnächten herrschte nach alten Berichten und Erzählungen eine Art Ausnahmezustand. Die Rauhnächte kommen aus germanischer Tradition. Sie werden nicht nur als Tage des Wandels von einem Jahr zum anderen angesehen, sondern auch als eine symbolische Zeit des Übergangs – wie zum Beispiel vom Leben zum Tod. Sie galten auch als eine Art Zeit der Sühne und der Abrechnung für die Taten des vergangenen Jahres.

    So begingen die Menschen die Zeit zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag

    An diesen geheimnisvollen Tagen und langen Nächten soll man sich besinnen und eine Neubestimmung für das neue Jahr finden, so der Grundgedanke. Vor allem im bäuerlichen Leben, das ja besonderen Anteil am Lauf des Jahres nahm, hat man diese Zeit zwischen Weihnachten und Dreikönig immer in besonderer Weise empfunden und begangen.

    Die Bezeichnung „Rauhnächte“ kommt von rauh (wie wild) oder eventuell auch von „Rauch“. In all diesen Nächten seien, so die Annahme bei unseren Vorfahren, die bösen Geister besonders aktiv und mächtig. Das veranlasste einst wiederum die Menschen, die Dämonen zu vertreiben. Sie wurden in den Häusern jeweils in der Thomasnacht (21. Dezember), in der Christnacht, in der Silvester- und Dreikönigsnacht mit Räucherwerk, magischen Handlungen oder Brandopfern regelrecht ausgeräuchert, also gereinigt. Der Brauch des Ausräucherns hat sich vereinzelt bis heute auf dem Land als Ritual vor allem zu Dreikönig erhalten. Auch mit Lärmen und Schreien glaubte man, die Geister vertreiben zu können. Das krachende Silvester-Schießen hat hier seinen eigentlichen Ursprung.

    Besondere Regeln für die Rauhnächte wollten beachtet werden

    Für die Rauhnächte galten besondere Regeln. Vor allem sollten keine größeren Arbeiten verrichtet werden. Tätigkeiten wie spinnen, nähen, mangeln, dreschen oder waschen waren während dieser Tage verboten. Wäsche durfte nicht auf der Leine hängen, denn Unordnung wurde von den Dämonen bestraft. Lediglich das Besenbinden war empfohlen, weil diese Besen dem Volksglauben entsprechend gegen die Hexerei schützen sollten. In den Vorstellungen der Menschen war besonders die „wilde Jagd“ – im Allgäu „s’ wilde G’jäg“ genannt – gefürchtet. Das Geisterheer soll während der Rauhnächte lärmend durch die Lüfte gezogen sein und Angst und Schrecken verbreitet haben. Es war ein Heer von Geistern, Gespenstern, Hexen, Pferden und Hunden. Wer dem wilden G’jäg begegnete, wurde mitgerissen und verschwand für immer. Das erzählten sich schaudernd die Leute. Es gab Gegenden, da ließ man auf Apfelbäumen eigens ein paar Äpfel fürs „wilde G’jäg“ hängen, um es milde zu stimmen.

    Die Rauhnächte, in denen Druiden, Hexen und Kobolde über viel Macht verfügt haben sollen, waren voller Orakel. Man war auch überzeugt, während der Rauhnächte auf irgendeine Weise einen Blick in das Reich des Unerforschlichen tun zu können. Dazu zwei überlieferte Beispiele für diesen Glauben: Guckte man in der Heiligen Nacht um die Mitternachtsstunde durch ein dreieckiges Fenster, so sah man all die Personen, die im nächsten Jahr sterben müssen. Als weiteres Geheimnis ist überliefert: Vergrub man um die Geburtsstunde des Herrn einen Spiegel und grub ihn in der ersten Stunde des Neujahrs wieder aus, dann sah man darin die Gesichter seiner Feinde. ...

    Durch die 12 Rauhnächte hindurch glaubte man auch, das Wetter der kommenden 12 Monate vorhersagen zu können. Die Rauhnächte enden mit dem Dreikönigstag am 6. Januar.

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