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Unterallgäu: Erwischt im Unterallgäu: Angeklagte geben Bankbetrug als Bande zu

Unterallgäu

Erwischt im Unterallgäu: Angeklagte geben Bankbetrug als Bande zu

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    In der Geschäftsstelle in Loppenhausen wurde ein Betrüger von einer Mitarbeiterin erkannt. Sie rief die Polizei, kurze Zeit später kam es zur Festnahme.
    In der Geschäftsstelle in Loppenhausen wurde ein Betrüger von einer Mitarbeiterin erkannt. Sie rief die Polizei, kurze Zeit später kam es zur Festnahme. Foto: Ulla Gutmann

    Im Prozess gegen eine deutschlandweit agierende Bankbetrüger-Bande am Landgericht Memmingen haben sich die vier Angeklagten am zweiten Nach zwei missglückten Versuchen in den Raiffeisenbank-Filialen Loppenhausen und Breitenbrunn gingen sie der Polizei ins Netz.

    Bereits am Ende des ersten Verhandlungstages vergangene Woche hatte Richter Christian Liebhart den Angeklagten und ihren Verteidigern einen Vorschlag seiner ersten Strafkammer unterbreitet: Sollten sie die ihnen vorgeworfenen Taten – teils bis zu 56 Fälle – gestehen, so wird das Gericht im Gegenzug in seinem Urteil in einem vorher festgelegten, niedrigeren Strafrahmen bleiben. Dieses Angebot nahmen sie nun an.

    Diese Strafen drohen den mutmaßlichen Bank-Betrügern

    Der 32-jährige Lette, der sich in den Bankfilialen als Geschäftsmann ausgegeben hatte, wird mindestens vier Jahre drei Monate und maximal fünf Jahre ins Gefängnis müssen. Dem 39 Jahre alten Organisator im Hintergrund droht eine Haft zwischen vier Jahren acht Monaten und fünfeinhalb Jahren. Die 47-Jährige, die laut Anklage zehnmal als Fahrerin im Einsatz war, kann mit einer Bewährungsstrafe zwischen einem Jahr drei Monaten und einem Jahr zehn Monaten rechnen. Bei der 22-jährigen Begleiterin des Letten einigten sich Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung auf einen Rahmen von drei Jahren zehn Monaten und vier Jahren vier Monaten.

    Und schon ging es los mit den Geständnissen. Der 32-jährige Angeklagte ließ seine Verteidiger Yorck-Alexander Fratzky und Michael Böcker zwei Erklärungen verlesen. Er habe damals kein Geld und keine Arbeit gehabt, aber Kokain und Opiate genommen, und sich deshalb dazu entschlossen, sich an den Betrügereien zu beteiligen. Als Kind habe er in Armut gelebt, „ich wollte tief im Herzen Schauspieler sein“ und er habe wissen wollen, wie sich ein Leben in Luxus anfühle. 35 Prozent der Beute habe er zuletzt bekommen, insgesamt rund 140.000 Euro.

    Der 32-jährige Angeklagte sagt, er sei naiv gewesen

    Er habe niemals die Kontoinhaber schädigen wollen, als die er sich ausgab, so der Angeklagte, sondern gedacht, dass Banken oder Versicherungen für den verursachten Schaden aufkämen. „Ich war zu naiv.“ Er bereue die Taten, schäme sich sehr und habe einen Schlussstrich unter die Drogen gezogen. „Ich bin dankbar, dass die Polizei mich erwischt hat“, heißt es in seinem Schreiben, „sonst wäre ich an den

    Hierarchisch eine Stufe über dem 32-jährigen Letten stand der 39-jährige Deutsche, der nicht zum ersten Mal im Gefängnis sitzt. Als er in seinem Geständnis beginnt, über die Betrugstaten zu sprechen, benutzt er Begriffe aus dem legalen Geschäftsleben: von Fahrern, Arbeitern und Sekretären ist da die Rede, von Kassenabschlüssen und Geschäftsbeziehungen. Alles hatte seine Ordnung: Für die Betrugsdelikte bei der Sparkasse gab es zum Beispiel rote Briefumschläge, für die Raiffeisenbanken orangefarbene, für die Commerzbank gelbe und so weiter.

    Den Bankbetrügern wurde es leicht gemacht, sagen sie selbst

    Allerdings fallen in seinem Geständnis auch immer wieder die Worte Spielsucht, Kokain- und Alkoholmissbrauch. Wie der 32-Jährige sagt auch der 39-Jährige, dass es ihnen einfach gemacht wurde: Die Kontodaten sowie die Unterschriften der Geschäftsinhaber seien frei zugänglich im Internet zu finden gewesen. Die Unternehmen hätten sie „vollkommen zufällig“ ausgewählt. Mit dem entsprechenden Auftreten in den Filialen sei alles unkompliziert gelaufen: „Da stellt die Bank keine großen Fragen.“

    Er selbst habe zwischen 1000 und 5000 Euro pro Fahrt verdient, sei selbst aber nicht immer dabei gewesen und habe nur ab und zu etwa das Geld abgeholt oder gefälschte Ausweise. Als einmal ein Fahrer ausfiel, habe er seine ehemalige Lebensgefährtin angesprochen, die als Nageldesignerin wegen Corona gerade wenig verdiente und einen Personenbeförderungsschein besaß. Zu welchen „Geschäftsterminen“ sie die beiden Mitangeklagten für 200 Euro pro Tag fuhr, wollte sie offenbar nicht wissen. Nun sitzt auch sie auf der Anklagebank.

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