Startseite
Icon Pfeil nach unten
Mindelheim
Icon Pfeil nach unten

Unterallgäu: Die Kreisseniorenheime erwirtschaften ein Plus, aber ...

Unterallgäu

Die Kreisseniorenheime erwirtschaften ein Plus, aber ...

    • |
    Gesamtleiter Ara Gharakhanian hat die Jahresabschlüsse der drei Kreisseniorenwohnheime präsentiert.
    Gesamtleiter Ara Gharakhanian hat die Jahresabschlüsse der drei Kreisseniorenwohnheime präsentiert. Foto: Alexander Kaya

    Auf den ersten Blick müsste der Gesamtleiter der Kreisseniorenheime, Ara Gharakhanian, zufrieden sein. Immerhin weisen die Jahresabschlüsse der drei Häuser für das vergangene Jahr ein Plus von mehr als 409.000 Euro aus. In der Sitzung des Kreisausschusses erläuterte er dann aber, warum sich seine Euphorie in Grenzen hält.

    So ist der Überschuss zum einen deutlich niedriger als 2020: Damals erwirtschafteten die Seniorenheime in Babenhausen, Bad Wörishofen und Türkheim allesamt ein Plus, das sich zusammen auf fast 579.000 Euro summierte. Ein Jahr später sind es nicht nur rund 170.000 Euro weniger, sondern eines der Häuser ist zudem in die roten Zahlen gerutscht.

    Das Haus Am Anger in Bad Wörishofen hat das Jahr demnach mit einem Defizit von mehr als 49.000 Euro abgeschlossen. Der Fehlbetrag könne zwar durch die Rücklage abgedeckt werden und müsse nicht vom Landkreis als Träger ausgeglichen werden, beruhigte Gharakhanian. Allerdings sei die Rücklage mit 352.000 Euro keineswegs groß genug, um das häufiger zu bewerkstelligen.

    Warum im Seniorenheim in Bad Wörishofen ein Defizit entstanden ist

    Das Defizit hängt vor allem mit der Erweiterung des Heimes zusammen, die heuer abgeschlossen wurde. Während der Bauarbeiten waren bis zu sieben Zimmer nicht belegt und die Senioren teils in günstigeren Zweibettzimmern untergebracht. Hinzu kommt ein veränderter Pflegegrad-Mix: 2021 lebten im Haus Am Anger weniger Seniorinnen und Senioren mit dem höchsten Pflegegrad 5 als 2020, während der Anteil von Bewohnerinnen und Bewohnern mit den niedrigeren und schlechter vergüteten Pflegegraden 2 und 3 zugenommen hat. Gleichzeitig sind die Personalkosten infolge von Tarifsteigerungen, den Wegfall von Corona-Prämien und den Einsatz von mehr Personal gestiegen.

    Sorgen bereitet Gharakhanian auch das Haus St. Martin in Türkheim. Es hat mit rund 349.500 Euro zwar das mit Abstand größte Plus aller drei Heime erwirtschaftet und sogar gut 8000 Euro mehr als 2020. Gleichzeitig ist es aber auch das Haus mit der geringsten Auslastung.

    Was paradox klingt, lässt sich mit Corona-Erstattungen in Höhe von 213.000 Euro erklären, so Gharakhanian auf Nachfrage von Andreas Tschugg.

    Das Seniorenheim kann nicht mehr so viele Senioren aufnehmen

    Wäre das Heim voll belegt, könnte es bis zu 600.000 Euro erwirtschaften, die für die geplante Sanierung des Ostflügels auch dringend gebraucht würden, so der Gesamtleiter weiter. Weil es jedoch an Fach- und auch Hilfskräften fehle, könne das Heim nicht mehr Seniorinnen und Senioren aufnehmen – obwohl die Nachfrage groß sei. „Wir könnten an allen Standorten zu 100 Prozent belegen, wenn wir das Personal hätten“, sagte Gharakhanian.

    In Türkheim seien derzeit rechnerisch 3,81 Stellen unbesetzt. Wie er betonte, sei das nicht zwingend auf Kündigungen zurückzuführen, sondern auch auf Langzeiterkrankungen und Schwangere, für die seit der Pandemie ein Beschäftigungsverbot gilt. 

    Höhere Pflegesätze haben die geringere Auslastung in der Vergangenheit ausgeglichen. In Türkheim sei dies 2021 in seinen 14 Jahren als Gesamtleiter aber erstmals nicht mehr möglich gewesen. Hinzu kommt auch hier, dass der Anteil der Bewohner mit Pflegegrad 4 gegenüber dem Vorjahr abgenommen hat und – im Vergleich zu den anderen beiden Seniorenheimen – in Türkheim unterdurchschnittlich wenige Bewohner mit Pflegegrad 5 leben.

    Die Belegung muss sich verbessern, sagt der Leiter der Kreisseniorenwohnheime

    Wenn sich die Belegungssituation nicht verbessere, sei es mittelfristig nicht mehr möglich, das Haus wirtschaftlich zu führen, so Gharakhanian. 

    Im Haus St. Andreas in Babenhausen ist das Plus von knapp 173.000 Euro im Jahr 2020 auf rund 109.000 Euro gesunken. Das Haus ist mit 97,82 Prozent am besten ausgelastet und nähert sich laut Gharakhanian wieder der Vollbelegung. Eitel Sonnenschein herrscht aber auch hier nicht: Die Einrichtung verfüge über keine Liquiditätsreserve, die mit Blick auf künftige Investitionen aber notwendig wäre. 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden