Startseite
Icon Pfeil nach unten
Mindelheim
Icon Pfeil nach unten

Unterallgäu: Die AfD sichert sich im Unterallgäu den zweiten Platz

Unterallgäu

Die AfD sichert sich im Unterallgäu den zweiten Platz

    • |
    Angelina Bauer (Wahlvorstand), Lisa Schröffel (stellvertretende Schriftführerin), Wolfgang Bauer (stellvertretender Wahlvorstand) und Stefan Welzel (Bürgermeister) leeren die Wahlurne.
    Angelina Bauer (Wahlvorstand), Lisa Schröffel (stellvertretende Schriftführerin), Wolfgang Bauer (stellvertretender Wahlvorstand) und Stefan Welzel (Bürgermeister) leeren die Wahlurne. Foto: Kathrin Elsner

    Mit einem breiten Lächeln wirft der 17-jährige Tim Bialojan aus Bad Wörishofen den ersten Stimmzettel seines Lebens in die Wahlurne. Er gehört zu den Jugendlichen, die bei der diesjährigen Europawahl zum ersten Mal wählen dürfen. "Ich finde es wichtig, zu wählen, wenn man schon die Chance hat", sagt er. Viele Unterallgäuerinnen und Unterallgäuer sahen das offenbar genauso: Die Wahlbeteiligung lag bei 65,5 Prozent und war damit höher als vor fünf Jahren. Klarer Sieger im Landkreis ist mit 42,3 Prozent und großem Abstand zwar wieder die CSU, sie hat jedoch beinahe so viele Stimmen verloren, wie die Freien Wähler hinzugewonnen haben. Größter Gewinner ist – ebenfalls mit Abstand – die AfD.

    Sie legte um 6,6 Prozentpunkte zu und nimmt mit 16,6 Prozent den zweiten Platz ein, den 2019 noch die Grünen innehatten. Ihr höchstes Ergebnis im Landkreis fuhr die AfD wie zuletzt bei den Landtagswahlen mit 40,5 Prozent im Wahllokal Oberrieden ein, weitere Schwerpunkte waren Oberneufnach mit 35,1 Prozent und das Wahllokal Tussenhausen mit 33,1 Prozent. Die Grünen verloren 7,3 Prozentpunkte und landeten mit 7,2 Prozent auf dem vierten Platz. Platz drei ging mit 10,4 Prozent an die Freien Wähler, die 2,5 Prozentpunkte hinzugewonnen haben. Die SPD verlor erneut leicht und kommt auf 5,6 Prozent. Das Bündnis Sahra Wagenknecht überholte mit 3,8 Prozent FDP (3,4 Prozent) und ÖDP (2,6 Prozent).

    Der 17-jährige Tim Bialojan wirft mit einem breiten Lächeln den ersten Stimmzettel seines Lebens in die Wahlurne. Auch seine Mutter Birgit Bialojan (Mitte) und Wahlvorstand Angelina Bauer (links) freuen sich,
dass der Teenager die Chance zu wählen wahrgenommen hat.
    Der 17-jährige Tim Bialojan wirft mit einem breiten Lächeln den ersten Stimmzettel seines Lebens in die Wahlurne. Auch seine Mutter Birgit Bialojan (Mitte) und Wahlvorstand Angelina Bauer (links) freuen sich, dass der Teenager die Chance zu wählen wahrgenommen hat. Foto: Kathrin Elsner

    Erstwähler Tim Bialojan hat sich mit dem "Wahl-O-Mat" vorbereitet und auch Michaela Eck hat die Online-Entscheidungshilfe zurate gezogen. "Jeder hat eine Stimme, man kann nur etwas bewirken, wenn man teilnimmt", sagt sie und ergänzt: "Außerdem haben die Frauen viel zu lange für das Wahlrecht gekämpft, als dass wir jetzt nicht zur Wahl gehen könnten." Tim Bialojan wünscht sich, dass das Wahlalter auch bei der Bundestagswahl auf 16 Jahre gesenkt wird und hofft, dass durch jüngere Wähler Zukunftsthemen wie Umwelt und Bildung einen höheren Stellenwert erhalten. 

    Viele Unterallgäuer sind überzeugt, dass Europa und damit die Europawahl wichtig ist

    Bereits in der Früh seien zwei junge Männer in Tracht zur Wahl gekommen, bevor sie zum Frühschoppen weitergefahren sind, erzählt Bad Wörishofens Bürgermeister Stefan Welzel. "Das ist genau die richtige Einstellung", findet er. Die Europawahl sei sehr wichtig, weil es Themen gebe, die nur gemeinsam gemeistert werden könnten. Aus diesem Grund hat sich auch das Ehepaar Stodollik auf den Weg ins Wahllokal gemacht. "Wir sind einfach überzeugte Europäer, die hinter der Gemeinschaft stehen, obwohl nicht alles rosig ist", sagt Matthias Stodollik und gibt noch eine andere Motivation zu bedenken: "Die Nichtwähler machen die Rechten stark."

    Für Leo Frieling ist es selbstverständlich, zu wählen. "Es ist wichtig für die Demokratie, weil es ein Gut ist, dass sich von anderen Ländern unterscheidet", betont er. "Europa soll stark sein und eine Einheit bilden, ohne Europa funktioniert es nicht." Die Freiheit zu genießen, problemlos in andere Länder reisen zu können und in Frieden und Ruhe leben zu dürfen, empfindet er als großes Glück. "Gerade in diesen unruhigen Zeiten ist jede Stimme wichtig", findet er. "Als Demokrat ist es eigentlich eine Pflicht, das Wahlrecht wahrzunehmen", ist auch Helmut Lemke überzeugt. Einfach nicht zu wählen, weil einem die Parteien nicht gefallen, sei keine Option. 

    Infratest Dimap und die Forschungsgruppe Wahlen interessierten sich für die Hochrechnungen in ARD und ZDF für das Wahlverhalten der Unterallgäuer

    In Wiedergeltingen sind laut Wahlvorstand Barbara Kugelmann etliche Jugendliche zur Wahl gekommen. "Wenn sie jetzt mit den Eltern mitgehen, kommen sie vielleicht später selbst", hofft sie. So wie die 16-jährige Sena Yeniasci, die ihre erste Wahl als ungewohnt, aber ganz entspannt beschreibt. "Ich wünsche mir, dass alle respektvoller sind und das Rassismus abgeschafft werden kann", sagt sie und freut sich, dass sie nun politisch mitbestimmen kann. "Jede Stimme zählt", ist sie überzeugt.

    In Wiedergeltingen befragten Christine und Heiko Hühn von der
"Forschungsgruppe Wahlen" für die Hochrechnungen des ZDF jeden zweiten Wähler zur
Europawahl.
    In Wiedergeltingen befragten Christine und Heiko Hühn von der "Forschungsgruppe Wahlen" für die Hochrechnungen des ZDF jeden zweiten Wähler zur Europawahl. Foto: Kathrin Elsner

    Für das Wahlverhalten der Unterallgäuer haben sich am Sonntag auch Infratest dimap und die Forschungsgruppe Wahlen interessiert, die die Wählerinnen und Wähler in Bad Wörishofen und Wiedergeltingen nach der Stimmabgabe befragt haben. Die Daten aus den anonymen Fragebögen, in denen unter anderem die gewählte Partei, die Altersgruppe, das Geschlecht und der höchste Schulabschluss abgefragt werden, fließen in die Hochrechnungen ein, die ARD und ZDF am Wahltag ab 18 Uhr ausstrahlen. 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden