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Unterallgäu: Brauchtum am Josefstag: Ein ungewöhnlicher Glanz des Namens

Unterallgäu

Brauchtum am Josefstag: Ein ungewöhnlicher Glanz des Namens

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    „Joseph der Zimmermann bei der Arbeit“ – dieses Bild des Malers Murillo ziert ein altes Kirchenbuch. Am 19. März wird sein Namenstag gefeiert.
    „Joseph der Zimmermann bei der Arbeit“ – dieses Bild des Malers Murillo ziert ein altes Kirchenbuch. Am 19. März wird sein Namenstag gefeiert. Foto: Josef Hölzle (Reproduktion)

    Wer Josef oder Josefa heißt, kann am 19. März seinen Namenstag feiern – und dies auch immer noch mit besonderem Stolz. Auch wenn der „Josefatag“, wie man im Unterallgäu sagt, im Gegensatz zu früher zwar ein ganz normaler Tag geworden ist, so ist er doch ein bisschen anders. Er ist nämlich immer noch etwas vom Glanz der Vergangenheit und der Geschichte beleuchtet, als der Josefstag einst ein beliebter Feiertag war. Deshalb erfreuen sich auch heute noch vielerorts in Bayern die Josefi-Konzerte oder die Josefi-Bockbierfeste großer Beliebtheit.

    Vorname Joseph war sehr beliebt

    In den hiesigen Taufregistern hielt der Vorname Joseph lange Zeit den Rekord, denn bereits anno 1663 hatte der bayerische Kurfürst Ferdinand Maria den heiligen Joseph zum Landespatron gemacht, wodurch sich die Verehrung des „Nährvaters Jesu“, wie er genannt wird, stark ausbreitete. Zuvor hatte Papst Gregor XV. den Josefstag zum gebotenen Feiertag erhoben. Im Jahre 1870 wurde Josef dann zum Schutzheiligen der ganzen katholischen Kirche ernannt.

    Papst Pius XII. hat im Jahre 1955 den Josefstag am 19. März ausdrücklich zum Fest und Gedenktag „Heiliger Josef, der Arbeiter“ gemacht und aufgewertet. Allerdings war er in Bayern bereits im Jahre 1921 als offizieller Feiertag abgeschafft worden. Er blieb dann bis 1969 als kirchlicher und arbeitsfreier Feiertag „staatlich geschützt“. Seitdem hat der Name Josef nur noch im kirchlichen Heiligen-Kalender einen besonderen Rang.

    Heilige Josef als Schutzherr Pfarrkirchen und Klöster

    Traditionell und historisch ist und blieb jedoch der heilige Josef der Schutzherr zahlloser Namensträger und vieler Pfarrkirchen, Klöster oder Kapellen. In manchen Ländern, so in Tirol, wurde er sogar zum Landespatron. Viele Ordensgemeinschaften, wie zum Beispiel die Sankt-Josefskongregation Ursberg, Bruderschaften, Spitäler, Kurheime oder auch Apotheken tragen seinen Namen. Im Frömmigkeitsleben der Katholiken ist Josef der Patron für einen guten Tod und als Pflegevater Jesu der Patron der Erzieher.

    Er gilt als Schutzheiliger der Zimmerer, Schreiner, Wagner und Holzfäller. Josef wird meist mit Beil, Säge und Winkel dargestellt, da er der Überlieferung nach ein Zimmermann war. Besonders in Bayern war der Name Josef in früheren Zeiten weit verbreitet, er wurde sogar zum bayerntypischen Namen schlechthin. Es gab einst kaum eine Familie ohne mindestens einen Josef oder eine Josefa in ihren Reihen.

    Viele Abwandlungen des Namen

    Der aus dem Hebräischen stammende Name wandelte sich hier bei den Männern zum Sepp, Beppo, Seppi, Seff, Seppl oder Jodl. Die weiblichen Gegenstücke sind die Josefa, Peppi, Josefine oder Finni. Aus nördlichen Gefilden kennen wir den Jupp.

    In unserer Zeit gehört der Vorname Josef allerdings nicht mehr zu den bevorzugten Namen. Doch diejenigen, die so heißen, sind stolz und feiern deshalb immer noch selbstbewusst – bis hin zu „Josefs-Treffen“ – ihren Namenstag. Sogar einen eigenen „Josefs-Verein“ gibt es in Bayern, dessen Hauptziel es ist, den Josefstag wieder zum Feiertag zu machen – die Erfüllung dieses Wunsches zeichnet sich jedoch nicht ab.

    Auch in der Kunst und in kirchlichen Darstellungen spielt der heilige Josef eine übergeordnete Rolle. So gibt es seit dem Mittelalter zahlreiche Szenenbilder aus der Kindheitsgeschichte Jesu, in denen Josef entweder im Hintergrund steht oder zur selbstständigen Figur wird.

    Josef auf Krippenbildern als der Sorgende, Pflegende und Helfende dargestellt

    Unzählbar sind auch die Kirchen- und Krippenbilder, wo Josef neben dem Jesuskind und Maria als der Sorgende, Pflegende und Helfende dargestellt wird. In vielen bayerischen Kirchen findet sich neben einem Marienaltar auch ein Josefsaltar, auf dem St. Josef meist mit einer Lilie und Zimmermanns-Utensilien dargestellt wird.

    Im bäuerlichen Hauskalender gilt der Josefstag, 19. März, auch als Lostag für das Wetter. Alter Bauernauffassung nach soll mit diesem Tag der Frühling Einzug halten und die Wärme richtig spürbar werden. So hieß es: „Wenn amaul Josefi is, endet der Winter g’wiß“. Andere Wetterregeln besagen: „Josefi licht und klar, gibt ein gutes Honigjahr“ oder „Ist es an Josefi klar, wird es ein gesegnet Jahr“. Ähnliches drückt der Spruch aus: „Ist es klar am Josephstag, spart er uns viel Not und Plag“.

    Hochfest wegen Corona unter besonderen Umständen

    In diesen besonderen Corona-Zeiten gibt es im Dekanat Mindelheim am heutigen Donnerstag noch ein besonderes Angebot der Kirche zum Hochfest des heiligen Josef. Um 10 Uhr bei der heiligen Messe, die ohne Gläubige in der Stadtpfarrkirche St. Stephan stattfindet, wird Dekan Andreas Straub die Pfarreiengemeinschaft und das Dekanat dem Heiligen Josef und der Gottesmutter Maria in besonderer Weise anempfehlen.

    Am Abend ruft die Diözese um 21 Uhr zu einem Rosenkranz-Gebet im Anliegen der Solidarität mit allen vom Coronavirus Betroffenen auf, zu dem die Glocken an den Kirchen der ganzen Diözese läuten werden.

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