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Tricor Bad Wörishofen mit neuem Chef und Werk

Bad Wörishofen

Umbruch bei Tricor Bad Wörishofen: Rekordergebnis zum Abschied der Chefs

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    Philipp Kosloh (links) ist seit Dezember der neue Vorstanfsvorsitzende der Tricor AG Bad Wörishofen. Klaus Wiblishauser und der bisherige Chef Robert Wiblishauser (rechts) scheiden in zeitlichen Abständen aus dem Unternehmen aus.
    Philipp Kosloh (links) ist seit Dezember der neue Vorstanfsvorsitzende der Tricor AG Bad Wörishofen. Klaus Wiblishauser und der bisherige Chef Robert Wiblishauser (rechts) scheiden in zeitlichen Abständen aus dem Unternehmen aus. Foto: Markus Heinrich

    In Bad Wörishofen endet eine unternehmerische Erfolgsgeschichte, die es so nicht oft gibt. Martin Müller und mit ihm in erster Reihe die Brüder Robert und Klaus Wiblishauser haben aus einem kleinen Betrieb ein international aufgestelltes Unternehmen mit heute rund 2000 Beschäftigten geformt. Müller hat sich bereits von der Unternehmensspitze verabschiedet, zum Jahresende verlässt nun auch sein Nachfolger Mit Philipp Kosloh haben die Wiblishausers ihren Wunschkandidaten zum neuen Tricor-Chef gemacht. Auch er freut sich aktuell über das beste Ergebnis der Firmengeschichte. 

    Von der Chefetage der Tricor AG in Bad Wörishofen hat man einen beeindruckenden Blick auf die verschneite Alpenkette. Robert Wiblishauser kann diese Aussicht derzeit entspannt genießen, denn er hinterlässt bei seinem Abschied ein gut bestelltes Unternehmen. Man habe zuletzt eine halbe Milliarde Euro Umsatz gemacht, sagt der neue Chef Philipp Kosloh. Tricor ist damit einer der führenden Anbieter von Verpackungen aus Schwerwellpappe in Europa. "Das Beste daran sei, dass die Konzernmutter Rengo aus Japan das Geld im Unternehmen belasse, um die anstehenden Investitionen zu stemmen. Das freut Kosloh ebenso wie Wiblishauser. Immerhin steht im Januar 2024 der Baustart für das neue und 170 Millionen Euro teure Tricor-Werk in Goch in Nordrhein-Westfalen an.

    Klaus Wiblishauser bleibt noch etwas länger, denn ein Großprojekt steht bevor

    Dieses Großprojekt ist auch der Grund, warum der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Klaus Wiblishauser seinen Vertrag um drei Monate verlängert hat. Danach werde er als Berater für Tricor arbeiten, kündigt Klaus Wiblishauser im Gespräch mit unserer Redaktion an. Robert Wiblishauser (59) wird Tricor wie geplant zum Jahresende verlassen, nach mehr als 22 Jahren. Auch Vorstandsmitglied Co Kroon geht. Klaus Wiblishauser ist noch länger dabei, als sein Bruder, seit fast 33 Jahren. Gemeinsam haben sie das heutige Unternehmen mit Martin Müller aufgebaut. "Wir waren 1991 gerade einmal 36 Mitarbeiter", erinnert sich Klaus Wiblishauser (57) an die Anfänge in Eppishausen. "Alles war noch sehr landwirtschaftlich geprägt." Als Robert Wiblishauser einstieg, lag der Umsatz schon bei etwa 40 Millionen Euro. Nun sind es um die 500 Millionen Euro. Wie macht man das? 

    Robert und Klaus Wiblishauser über das Geheimnis des Tricor-Erfolges in Bad Wörishofen

    "Man muss Verlässlichkeit aufbauen", sagt dazu Robert Wiblishauser. "Martin Müller war außerdem immer nah am Markt, war eine Triebfeder und ein Visionär", sagt Klaus Wiblishauser über den einstigen Unternehmenslenker. "Der Zusammenhalt war einmalig und das führt zu Entscheidungsstärke", sagt Klaus Wiblishauser. Mit Burg in Sachsen-Anhalt habe man einst den ersten Standort außerhalb Eppishausens begründet. Um den neuen Firmensitz gab es dann bereits ein Tauziehen mehrerer Gemeinden. "Dass die Wörishofer es am Ende am meisten wollten", habe den Ausschlag gegeben, sagt Robert Wiblishauser rückblickend, obwohl "Graben zahlenmäßig interessanter war." In Bad Wörishofen habe das "eine Person, Klaus Holetschek, aber einfach gewollt, das war der entscheidende Punkt", sagt Wiblishauser. Holetschek, heute CSU-Fraktionschef im Landtag, war damals Bürgermeister von Bad Wörishofen. Der Neubau in Bad Wörishofen war dann auch die "richtig große Nummer", sagt Robert Wiblishauser zur Frage, wann er bei einer Investition einmal schlecht geschlafen habe. "Da haben wir nicht nur eine Nacht lang schlecht geschlafen", sagt er und grinst. 

    Das neue Tricor-Werk in Goch soll ab Januar 2024 gebaut werden

    "So ein Werkanlauf dauert ein paar Jahre, im ersten Jahr standen wir mit Martin Müller sonntags an den Maschinen und haben Abläufe getestet", erinnert er sich. "Werkanläufe sind abenteuerlich", sagt auch Philipp Kosloh. Der 49-Jährige war zuvor beim Tricor-Partner Progroup und darf nun selbst ein Tricor-Werk in Betrieb nehmen. "Goch ist eine tolle Chance", sagt Kosloh. Bad Wörishofen werde aber "Kompetenzzentrum, Entwicklungszentrum und Labor für alle 17 europäischen Standorte bleiben", betont er. 450 Menschen arbeiten derzeit am Unternehmenssitz, plus die Fahrer. 

    Der neue Tricor-Chef wohnt in Bad Wörishofen und geht gerne Skifahren

    Kosloh hat in Bad Wörishofen eine Dienstwohnung bezogen, seine Frau, die als Zahnärztin arbeitet, und sein Sohn im Teenageralter bleiben vorerst in Speyer. Im Allgäu kann der neue Tricor-Chef seinem Hobby Skifahren nachgehen, zudem sei er gerne mit seinem Hund unterwegs. Als Kosloh gerade den familiären Stil bei Tricor in den höchsten Tönen lobt, kommt tatsächlich eine ehemalige Mitarbeiterin spontan ins Chefbüro, um ihr Baby vorzustellen. Kurze Unterbrechung, so viel Zeit muss sein. Die Wiblishausers sind Familienmenschen, leben weiterhin im Unterallgäu, wie auch Müller. Innovation war derweil immer die treibende Kraft bei Tricor. Auch in Goch werde man Maschinen einsetzen, die es "weltweit noch nicht gibt", kündigt Klaus Wiblishauser an. Dass Tricor weiter wachsen wird, macht derweil Kosloh deutlich. Bei seinem alten Arbeitgeber sei er für Expansion zuständig gewesen. "Das hat mir am meisten Spaß gemacht", sagt er. 

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