Türkheim: Wegen steigender Schülerzahlen muss das Gymnasium erweitert werden

Das Türkheimer Joseph-Bernhart-Gymnasium (JBG) wird zu klein und muss erweitert werden. Wie Schulleiter Josef Reif auf der jüngsten Sitzung des Schulverbandes deutlich machte, ist eine Erweiterung des JBG „in größerem Umfang unumgänglich“. Gründe sind laut Reif unter anderem die hohen Anmeldezahlen, die gute Resonanz der Einführungsklasse und die im Schuljahr 2025/26 abgeschlossene Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium. Reif: „In den nächsten acht Jahren ist mit einer deutlich erhöhten Schülerzahl von rund 1000 zu rechnen.“ In einem Brief an die Eltern nahm Reif dazu ebenfalls Stellung: „Die Beschlussfassung des Zweckverbands ist für das JBG Türkheim von richtungsweisender Bedeutung.“ Das Türkheimer Gymnasium wurde in den Jahren 2013 bis 2015 generalsaniert. Anfangs ging man damals von Gesamtkosten von rund zwölf Millionen Euro aus, letztendlich hat das Projekt sogar 16 Millionen Euro gekostet.

VG-Kämmerer Hiemer rechnet mit rund zehn Millionen Euro Gesamtkosten für die Erweiterung des Türkheimer Gymnasiums

Auch VG-Kämmerer Claus-Dieter Hiemer geht von „enorm ansteigenden Schülerzahlen“, von derzeit knapp 700 auf bis zu 1000 Schülerinnen und Schüler in Türkheim aus. Hiemer nennt auch die Zuzugsregion Unterallgäu, höhere Geburtenraten der 2010er-Jahrgänge, anhaltend hohe beziehungsweise erwartete nochmals höhere Übertritte ans Gymnasium und die sogenannte „Einführungsklasse“ aus „Quereinsteigern“ mit sehr gutem mittleren Bildungsabschluss. 

Hiemer bei der jüngsten Sitzung des Zweckverbandes: „Die Gesamtklassenzahl könnte damit um bis zu 13 Klassen ansteigen, was natürlich mit einem erheblichen zusätzlichen Raumbedarf einhergehen würde.“ Eine weitere Folge der höheren Schüler- und Klassenzahlen wäre laut Hiemer die Notwendigkeit einer dritten Sporthalle, da die auch schon bislang genutzten Ausweichmöglichkeiten auf die anderen Türkheimer Schulen und deren Sporthallen „natürlich begrenzt“ seien. 

Auch werde die am JBG bereits seit Jahren freiwillig angebotene Ganztagsbetreuung (OGS) durch den ab 2026 kommenden Rechtsanspruch für Kinder im Grundschulalter dann auch im Gymnasium noch mehr an Bedeutung gewinnen, was noch einmal zusätzlichen Raumbedarf bedeuten werde. „Die möglichen Gesamtkosten dieser Erweiterung inklusive dritte Sporthalle können zehn Millionen Euro deutlich überschreiten“, rechnete Hiemer den Mitgliedern des Zweckverbandes vor, schränkte aber ein: „Belastbare Zahlen gibt es mangels Planungen und Kostenberechnungen noch nicht.“

Der Zweckverband gab nach ausführlicher Diskussion den „Startschuss“ für diese Maßnahme mit einem einstimmigen Ja zum „Grundsatzbeschluss Erweiterung JBG“. Hiemer auf Anfrage unserer Redaktion: „Ein aus heutiger Sicht realistischer Maßnahmenbeginn könnte mit Blick auf die zeitintensiven Vorarbeiten und europaweiten Ausschreibungen bei der zu erwartenden Größenordnung und Planungen im ersten Halbjahr 2026 erfolgen.“ Diese Erweiterung werde den Zweckverband Gymnasium Türkheim in den nächsten Jahren also noch öfter beschäftigen, ist Hiemer überzeugt. Und „natürlich“ erhoffe sich der Zweckverband auch einen großzügigen Zuschuss für diese Maßnahme vom Freistaat Bayern, so Hiemer. 

Solider Haushalt trotz schwieriger Rahmenbedingungen für das Türkheimer Gymnasium

Der Haushalt des Türkheimer Gymnasiums im Jahr 2024 steigt laut Hiemer um rund fünf Prozent auf 1,063 Millionen Euro an – „nur“, wie der VG-Kämmerer gleich dazusetzt, denn angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen wie Tarifabschluss TVöD, Ukraine-Krieg, Inflation sei diese Steigerung durchaus „in Ordnung“. Im Vermögenshaushalt stellte das Thema „Digitalisierung“ weiterhin den Schwerpunkt bei den Investitionen im Bereich der Schulausstattung dar. Mit Blick auf die notwendige Erweiterung der Schule wurden im Vermögenshaushalt 2024 erste Planungskosten mit einem sechsstelligen Betrag einkalkuliert. Die geplanten Tilgungen für die Kredite aus der Generalsanierung belaufen sich in 2024 insgesamt auf über 2,4 Millionen Euro, so Hiemer, der Vermögenshaushalt erreiche ein Volumen von etwas mehr als drei Millionen Euro. Die restlichen Tilgungen der Generalsanierungskredite sollen in 2025 erfolgen, der Zweckverband wäre damit zum Ende des Jahres 2025 wieder schuldenfrei. Doch das hält Hiemer für wenig realistisch: „Aufgrund der anstehenden Erweiterung des JBG wird die in 2025 angestrebte Schuldenfreiheit je nach Baubeginn gegebenenfalls gar nicht erreicht und wenn, dann nur von kurzer Dauer sein.“ Der vorliegende Haushalt für das Jahr 2024 wurde ohne große Diskussion einstimmig genehmigt.

Schulleiter Josef Reif freute sich, dass auf Dächern des JBG im Laufe des Jahres 2023 eine PV-Anlage mit 118 KW Leistung samt Batteriespeicher montiert wurde. „Damit wird die Schule einen weiteren wesentlichen Schritt im Bereich der Nachhaltigkeit machen“, ist Reif überzeugt. 

Ein Schwerpunkt am JBG ist der Wahlunterricht und nach einer langen Corona-Pause ist für Reif umso erfreulicher, dass die vielen Wahlunterrichtsangebote „überragende Resonanz“ bei den Schülerinnen und Schülern finden: „Von Hühnerhaltung zum Schulhund, von Fotokurs bis Näh-AG, von der Umweltgruppe bis Schafkopf, von Tischtennis, Mountainbike bis Leichtathletik, von der Schach-AG bis zur Bibliotheks-AG, viele Musik-Ensembles und Chöre, Robotik, Technik-AG, Theater-AGs, 3D-Druck – am JBG ist das Angebot an Wahlunterrichtsfächern breit gefächert.“ Die Schülerzeitung „Spickzettel“ wurde in München als drittbeste Online-Schülerzeitung Bayerns ausgezeichnet. 

Im Schuljahr 2023/24 besuchen 696 Schülerinnen und Schüler das JBG, in der Jahrgangsstufe 5 122, in der Jahrgangsstufe 6 bis 11 492 und in der Jahrgangsstufe 12 sind es 82 Jugendliche. Damit hat das JBG 4,7 Prozent mehr Schülerinnen und Schüler als im letzten Schuljahr. Die durchschnittliche Klassenstärke in den Jahrgangsstufen 5 bis 10 liegt bei 24,6 Schülern, keine Klasse ist stärker als 28 Schülerinnen und Schüler.