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Türkheim: Über Rathaus-Briefkästen lacht Deutschland

Türkheim

Über Türkheims Rathaus-Briefkästen lacht sich ganz Deutschland schlapp

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    Zwei Briefkästen – vorne der neue und dahinter (zugeklebt) der alte – sorgen vor dem Türkheimer Rathaus zeitweise für Verwirrung bei den Bürgern – und jetzt dafür, dass Türkheim in der TV-Show „Mario Barth deckt auf“ ordentlich durch den Kakao gezogen wurden.
    Zwei Briefkästen – vorne der neue und dahinter (zugeklebt) der alte – sorgen vor dem Türkheimer Rathaus zeitweise für Verwirrung bei den Bürgern – und jetzt dafür, dass Türkheim in der TV-Show „Mario Barth deckt auf“ ordentlich durch den Kakao gezogen wurden. Foto: Sabine Schaa-Schilbach

    Wer den Schaden hat, braucht für Spott nicht zu sorgen – das erfuhr jetzt auch Türkheims Bürgermeister Christian Kähler, als er am Donnerstag von der Ausstrahlung der TV-Show „Mario Barth deckt auf“ am Mittwochabend erfuhr. Denn prompt machte der Ausschnitt in den sozialen Medien die Runde. Und Türkheim kommt dabei alles andere als gut weg.

    1,1 Millionen Fans von Mario Barth lachten über Türkheim

    Das war dem TV-Entertainer aber sicherlich völlig wurscht, denn der erreichte damit immerhin noch rund 1,1 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer in ganz Deutschland. Und sogar Bürgermeister Christian Kähler gab zu, dass er schmunzeln musste, als er den Videoclip zugeschickt bekam. Die Live-Ausstrahlung hatte er verpasst, weil er auf das Fußballspiel der Bayern umgeschaltet hatte ...

    Worum es geht, schilderte Mario Barth in der ihm eigenen Flapsigkeit, die ihn bei vielen Fans so beliebt macht. Immerhin geht es in seiner Sendung „Mario Barth deckt auf“ ja vor allem um Beispiele, wie Steuergelder scheinbar nutzlos verschwendet werden.

    Und da kam ihm der neue Briefkasten vor dem Türkheimer Rathaus gerade Recht: Denn zwar sei es „schon länger her“, seit die Verantwortlichen im Jahr 2020 auf die Idee kamen, dass der alte

    Da habe man dann im Rathaus überlegt, dass dieser Briefkasten ja wohl „zu schäbig“ sei und ein neuer Briefkasten hermüsse. „Gesagt, getan“, interpretierte Mario Barth, was dann geschehen sei: „Wie krieg’ ich den Alten weg? Wir brauchen einfach einen großen, neuen Briefkasten“, so Barths Deutung der Geschehnisse. Und weil dann „auch noch etwas Kohle übrig“ gewesen sei, habe man gleich noch einen Mülleimer dazu gekauft, dann aber gemerkt: „Kacke!“. Denn für Rollstuhlfahrer sei der Briefkasten nicht gut erreichbar und damit ungeeignet.

    Mario Barth
    Mario Barth Foto: Mayk Azzato

    Der Bürgermeister habe dann laut Barth sogar „extra Rollstuhlfahrer geholt, um das zu testen“. Und tatsächlich: Der Briefkasten war nicht behindertengerecht angebracht. Also weg damit und den neuen Briefkasten samt Mülleimer etwas zur Seite und weiter nach vorne versetzt.

    Dann passiert aber, woran offenbar keiner im Rathaus gedacht hatte: Die Türkheimer benutzten wieder den alten Briefkasten am Rathaus. Da sei man im Türkheimer Rathaus auf die Idee gekommen, etwas „ganz Tolles“ zu machen, spöttelte Barth: „Wir kleben den alten Briefkasten mit rotem Klebeband ab.“

    Das wiederum sei dem „einen oder anderen Bürger aber scheißegal gewesen“, so Barth. Die hätten das Klebeband „abgeknibbelt“ und ihre Post trotzdem dort eingeworfen.

    Was dann folgte, sorgte im Studio für reichlich Lacher: „Dann haben die Schilder angeklebt und rote Pfeile zum neuen Briefkasten aufgeklebt.“

    Mario Barth über den Türkheimer Rathaus-Briefkasten: "Kacke! Der Schlitz ist nicht breit genug!"

    Das hätten die Bürger dann irgendwann auch verstanden, so Barth, ehe er noch einen draufsetzte: Als dann jedoch Bürger versucht hätten, ihre Geburtsurkunde in einem DIN A4-Umschlag in den neuen Briefkasten zu stecken, hätten sie laut „Mario Barth deckt auf“ feststellen müssen: „Kacke! Der Schlitz ist nicht breit genug!“

    Erst als auch die Aufforderung, die Briefumschläge zu falten, nicht gefruchtet habe, sei die Gemeinde auf die Idee gekommen, ein neues Deckblech mit einem breiteren Schlitz anzubringen.

    Und dann, so Mario Barth: „Jetzt endlich, nach vielen, vielen Euros und viel Zeit steht dieser wunderbare Briefkasten.“ Barths Schlusssatz: „Ist das nicht toll?!“

    Mit einem Achselzucken und auch einem Schmunzeln nahm Bürgermeister Christian Kähler den TV-Gag zur Kenntnis: „Es stimmt nicht ganz, aber egal.“

    Richtig sei, dass „wir einen größeren Briefkasten gebraucht haben, nicht nur wegen den Wahlen 2020.“ Denn die dicken Briefwahlunterlagen hätten ebenso wenig in den alten Briefkasten gepasst wie Ausschreibungsunterlagen oder Ähnliches. Und auch Sicherheitsaspekte hätten den Ausschlag gegeben, dass die Gemeinde rund 3000 Euro für einen neuen Briefkasten ausgegeben habe. In den alten hätte man mit der bloßen Hand reingreifen können und mit einem Schraubenzieher hätte der Kasten geöffnet werden können, so die Befürchtung.

    Richtig sei auch, dass der neue Briefkasten dann zunächst an der Wand stand und dann nach vorne versetzt wurde: „Damit man besser hinkommt, gerade auch für behinderte Mitbürger“, so Kähler, was übrigens beim alten Briefkasten an der Rathausmauer auch nicht der Fall gewesen sei. Und weil er einen Bekannten dazu befragt habe, der an den Rollstuhl gefesselt ist, stehe er noch immer hinter dieser Entscheidung, so Kähler. Es sei wohl etwas überspitzt worden, als Mario Barth den Eindruck erweckt habe, es seien gleich „mehrere Rollstuhlfahrer“ gefragt worden. Richtig ist auch, dass dies zunächst für Verwirrung gesorgt hatte, weil dann eben zwei Briefkästen da waren, so Kähler: „Deshalb das Zukleben“.

    Der Schlitz des Briefkastens sei zwar breit genug, aber nicht tief genug

    Die Kosten für das neue Deckblech hätte die Herstellerfirma übernommen, denn eigentlich liege dem ganzen ein Konstruktionsfehler zugrunde: Der Schlitz sei zwar breit genug für DIN A4-Briefumschläge – aber eben nicht tief genug, damit auch dickere Umschläge noch reinpassen. Das Versetzen durch den Bauhof habe wohl noch mal „etwa 1000 Euro“ an Arbeitsstunden gekostet, so Kählers Schätzung. „Das ist halt so passiert, wir wollten bestimmt alle das Beste ...“, so Kähler schmunzelnd.

    Die Anfrage vom Sender sei schon vor vor gut einem halben Jahr gekommen: „Es wurde von irgendjemand gemeldet, der das offenbar lustig fand“, erinnert sich Kähler. Er sehe „Mario Barth deckt auf“ eigentlich ganz gern, so Kähler: „Ich dachte, bei dem Format geht es um große Steuerverschwendungen und nicht um einen Briefkasten.“

    Daher sei er dann schon überrascht gewesen, als er den Clip am Donnerstagfrüh gemailt bekam: „Info über die Ausstrahlung haben wir keine erhalten.“

    War es das mit dem Türkheimer Rathaus-Briefkasten? Noch nicht ganz, spätestens im Sommer soll entschieden werden, was mit dem alten, zugeklebten Briefkasten passieren soll. Mal sehen, ob Mario Barth dann auch wieder einen Grund bekommt, die Türkheimer und ihren Rathaus-Briefkasten durch den Kakao zu ziehen ...

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