Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht vom Landratsamt ein Hilfeschrei in Richtung Kommunen geht, doch bei der Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge zu helfen. Nun wurde der Ruf zumindest in Türkheim erhört. Bürgermeister Christian Kähler machte sich mit den Spitzen des Rathauses Gedanken und wurde fündig. Türkheim will dem Kreis ein Grundstück direkt am Bahnhof nördlich der Gleisanlagen und östlich des Parkplatzes anbieten. Durch die Nähe zum Bahnhof seien die Flüchtlinge auch zugleich mobil.
In Türkheim leben derzeit 22 Flüchtlinge – jetzt will die Gemeinde dem Landkreis helfen
Kähler schilderte zu Beginn der Sitzung die Situation. Leider seien die Asylbewerber derzeit recht unterschiedlich verteilt, es gebe Gemeinden, wie die Städte Bad Wörishofen und Mindelheim, welche die Hauptlast tragen müssten. Auf der anderen Seite gebe es aber Gemeinden, die noch gar keine Flüchtlinge aufgenommen hätten.
Aktuell sind in Türkheim 22 Flüchtlinge untergebracht. Hinzu kämen noch Flüchtlinge aus der Ukraine, die aber alle privat untergekommen seien. „Ich möchte vermeiden, dass eines Tages 20 Flüchtlinge vor dem Rathaus stehen und wir diese dann über Nacht unterbringen müssen“, begründete der Bürgermeister seine Bemühungen. Er wolle auf alle Fälle vermeiden, dass man Turnhallen belegen und für den Sportbetrieb schließen müsste. Bei einigen Gesprächen hätten sich zwei gemeindeeigenen Grundstücke für die Belegung mit Flüchtlingen als geeignet erwiesen.
Dies seien einmal das Grundstück am neuen Bauhof im Norden und das Grundstück am Türkheimer Bahnhof nördlich der Gleise und östlich des neuen Parkplatzes. Er favorisiere das Grundstück am Bahnhof. Man wisse nicht, wie lange die Flüchtlinge untergebracht werden müssen, damit würde man sich die Bauhoferweiterung auf Dauer blockieren. Das Grundstück am Bahnhof garantiere den Bewohnern Mobilität in alle Richtungen. Zum Einkauf müssten sie allerdings ein Stück Richtung Markt laufen.
Türkheim will Grundstück beim Bahnhof für Flüchtlinge zur Verfügung stellen
Kähler machte aber auch klar, dass es mit der Bereitstellung eines Grundstückes nicht getan sei. Er erinnerte an die erste Flüchtlingswelle im Jahre 2015. Damals habe man zusammengeholfen und für Betreuungsangebote gesorgt. Er danke nochmals Stadträtin Myriam Erhardt, unter deren Federführung ein Netzwerk an Helfern entstanden sei. Der Markt könne das Grundstück zur Verfügung stellen, wie die Unterbringung erfolge, ob in Containern oder Zelten, sei Sache des Kreises, so Kähler abschließend.
Zweiter Bürgermeister Franz Haugg meinte, das Problem sei längerfristig. Wenn es dabei bleibe, dass Deutschland jährlich 200.000 Flüchtlinge aufnehme, dann werde man sich noch länger damit beschäftigen müssen. Er erinnerte weiter, dass Türkheim 2015 in den Spitzen bis zu 120 Flüchtlinge untergebracht habe. Man könne Mindelheim und Bad Wörishofen nicht im Regen stehen lassen. Auch er meinte, man müsse sich weiter Gedanken für einen Helferkreis machen.
Dritte Bürgermeisterin Gudrun Kissinger-Schneider machte sich schon weitgehende Gedanken. Sie habe in Trunkelsberg eine gute Lösung entdeckt. Dort seien Häuser mit Wohnungen für Flüchtlinge gebaut worden, die später, wenn sie nicht mehr benötigt würden, in den sozialen Wohnungsbau fließen würden.
Christian Schreiber erkundigte sich nach der Sicherheitslage. Auf alle Fälle müsse am Landratsamt ein Ansprechpartner, der immer erreichbar sein muss, genannt werden. Der Bürgermeister verwies darauf, dass die Wohnanlage eingezäunt wird und es einen Sicherheitsdienst geben wird. Die Sicherheitslage hänge, so der Bürgermeister, auch von der Belegung ab. Von kleineren Anlagen gehe weniger Gefahr aus, deswegen plädiere er dafür, dass am genannten Standort nicht mehr als 80 Personen untergebracht werden. In die gleiche Kerbe schlug auch Myriam Erhardt. Große Unterbringungszentren seien unmenschlich. Es habe sich gezeigt, dass das Zusammenleben in mehreren kleineren Wohnanlagen unproblematisch sei.
Schließlich war der Rat sich einig, dem Kreis das Grundstück am Bahnhof für die Unterbringung von Asylbewerbern anzubieten. Sollte der Kreis das Angebot annehmen, dann sei die Sache noch nicht erledigt, betonte Kähler. „Wir stehen dann vor einer großen Herausforderung. Wir brauchen Platz in den Schulen und Kindergärten. Und einen Helferkreis!“