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Türkheim: Sonnenstrom statt Bio-Lebensmittel: Türkheimer Gemeinderat genehmigt PV-Anlage

Türkheim

Sonnenstrom statt Bio-Lebensmittel: Türkheimer Gemeinderat genehmigt PV-Anlage

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    Auf diesem Areal soll eine PV-Anlage entstehen, die rund 1,5 Millionen Kilowattstunden erzeugt. Für einige Türkheimer Gemeinderäte handelt es sich hier um bestes Ackerland, die Planerin ordnete die Bodenqualität als Grünland ein.
    Auf diesem Areal soll eine PV-Anlage entstehen, die rund 1,5 Millionen Kilowattstunden erzeugt. Für einige Türkheimer Gemeinderäte handelt es sich hier um bestes Ackerland, die Planerin ordnete die Bodenqualität als Grünland ein. Foto: Foto: Birgit Schildknecht, Planungsbüro Daurer + Hasse

    Dem geplanten „Solarpark Holzteile“ strahlt die Sonne: Auf einem Hektar soll dort eine Photovoltaikanlage errichtet werden. Seit Monaten plagt sich der Türkheimer Gemeinderat mit dieser Entscheidung und wird dabei immer wieder von der Grundsatzfrage eingeholt: Ist wertvolles Ackerland nicht eigentlich viel zu schade, um es mit einer PV-Anlage für die Landwirtschaft praktisch auszuschließen und „nur“ als Wiese zu nutzen?

    Solarstrom für rund 500 Haushalte in Türkheim

    Die PV-Anlage soll eine Gesamtleistung von 1,4 MW pro Jahr haben. Dies entspricht einer Stromproduktion von rund 1,5 Millionen Kilowattstunden und einer Versorgung von etwa 500 Haushalten jährlich. 

    Peter Ostler von der Bürgervereinigung Türkheim machte – wieder einmal – deutlich, was er von den Plänen hält, auf diesem Grundstück im Nordwesten der Kläranlage und im Osten der Bahnlinie Richtung Ettringen eine Freiflächenphotovoltaikanlage zu genehmigen: Gar nichts. 

    „Ich sehe das sehr kritisch: Wo jetzt noch Bio-Lebensmittel angebaut werden, soll dann nur noch eine Wiese sein? Das finde ich überhaupt nicht gut!“, stellte Ostler erneut seine Haltung klar und forderte, solche Anlagen besser auf sogenannten „Konversionsflächen“ zu planen – also auf ohnehin brach liegenden Flächen, die nicht landwirtschaftlich genutzt werden können. 

    Davon gebe es einige in der Gemarkung Türkheim, nicht zuletzt beim Bahnhof oder entlang der Autobahn. Auch Marcus Jakwerth (Freie Wähler) wollte der Planerin nicht so recht folgen, die die Bodenqualität dort als „Grünland“ einordnete. Für Jakwerth steht fest, dass es sich vielmehr um „mit die besten Ackerflächen in Türkheim“ handle. 

    Der Solarpark bei Türkheim könnte schon Ende 2023 Strom produzieren

    Am Ende folgte die Ratsmehrheit aber dann weiter der bisherigen Linie, die PV-Anlage zu genehmigen und den Flächennutzungsplan dafür erneut zu ändern – immerhin schon zum 20. Mal. Ein sogenannter vorhabenbezogener Bebauungsplan soll dann die Rechtsgrundlage bilden, um auf dem rund 15.000 Quadratmeter großen Areal die Erzeugung von Sonnenstrom zu ermöglichen. 

    Mit der Anlage sollen rund 1400 Kilowatt Strom erzeugt werden. Zwei Flächen, 6700 und 5000 Quadratmeter groß, sollen dann für die eigentliche PV-Anlage genutzt werden, hinzu kommt eine 25 Meter breite Schutzzone, um mögliche Schäden durch umfallende Bäume im angrenzenden Pappelwald zu verhindern. Ein ausreichend breiter Feldweg soll die Zufahrt zu einer 20-KV-Stromleitung auf dem Areal ermöglichen. Die PV-Anlage soll dann ringsherum eingezäunt werden – ob auch ringsherum eine Hecke als Sichtschutz angepflanzt werden soll, wie sich Dritte Bürgermeister Gudrun Kissinger-Schneider (Grüne) angesichts der etwa zwei Meter hohen PV-Module gewünscht hatte, hielt Planerin Birgit Schildknecht vom Büro Daurer & Hasse (Wiedergeltingen) nicht für unbedingt notwendig: Man dürfe doch ruhig auch „sehen, woher der Strom kommt“, meine sie. 

    Kissinger-Schneider legte dann nach und verwies auf die Verantwortung der Gemeinde, beim Bau von PV-Anlagen auf Dächern mit gutem Beispiel voran zu gehen und auch die Türkheimer Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer auf diese Weise davon zu überzeugen, dass Sonnenstrom auf dem eigenen Hausdach eine wirtschaftlich und ökologisch sinnvolle Alternative sei. 

    Einen Monat lang wird jetzt der Bebauungsplan öffentlich ausgelegt, damit Behörden und Betroffene noch mögliche Einwände äußern und Stellung nehmen können. Dann geht es in die nächste Genehmigungsphase und – wenn alles klappt – rechnet die Planerin damit, dass „Ende 2023“ Baurecht erreicht werden könnte: „Das ist dann aber ein sehr straffer Zeitplan“, so Birgit Schildknecht. 

    Die PV-Module werden wie üblich in Reihen aufgestellt. Nach derzeitiger Planung ergebe sich eine Lauflänge der Modulreihen von insgesamt rund 1300 Metern, so die Planerin auf Anfrage unserer Redaktion. 

    Dies könne sich im Rahmen der Detailplanung noch etwas ändern, je nach Art der verwendeten Module und dem erforderlichen Reihenabstand, so Schildknecht. 

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