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Türkheim/Rammingen: Das lange Warten auf schnelles Internet

Türkheim/Rammingen

Das lange Warten auf schnelles Internet

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    „Dass sich das jetzt doch schon so lange hinzieht, ärgert mich schon.“Strahlende Gesichter zum Start des Glasfaser-Ausbaus in den „Pilotgemeinden“ Türkheim und Rammingen im Dezember 2018: Rainer Müller von LEW TelNet (links) sowie die Bürgermeister Christian Kähler (Türkheim) und Anton Schwele (Rammingen) freuten sich, als der Startschuss für den Glasfaserausbau gegeben wurde. 	 „Eine Einhaltung des versprochenen Zeitplans ist nicht mehr zu schaffen.“
    „Dass sich das jetzt doch schon so lange hinzieht, ärgert mich schon.“Strahlende Gesichter zum Start des Glasfaser-Ausbaus in den „Pilotgemeinden“ Türkheim und Rammingen im Dezember 2018: Rainer Müller von LEW TelNet (links) sowie die Bürgermeister Christian Kähler (Türkheim) und Anton Schwele (Rammingen) freuten sich, als der Startschuss für den Glasfaserausbau gegeben wurde. „Eine Einhaltung des versprochenen Zeitplans ist nicht mehr zu schaffen.“

    Groß war die (Vor-)Freude in Türkheim und Rammingen, als die LEW-Tochtergesellschaft TelNet im Dezember 2018 verkündete, dass die beiden Wertachtalgemeinden zu „Pilotkommunen“ auserkoren wurden, in denen ein flächendeckender Breitbandausbau eine Geschwindigkeit von bis zu einem Gigabit pro Sekunde ermöglichen soll. Immer größer werden jetzt die Enttäuschung und der Frust bei einigen TelNet-Kunden, die sich damals für einen der angebotenen Verträge für das Produkt „LEW-Highspeed“ entschlossen hatten. Aber es gibt auch positive Stimmen, die sich über einen reibungslosen Ablauf freuen.

    Trotz der Verzögerungen zieht LEW-Pressesprecher Ingo Butters eine unterm Strich zufriedene Zwischenbilanz: „Während der Bauarbeiten melden sich immer wieder Haushalte, die sich für LEW- Highspeed entscheiden. Nur ganz vereinzelt wurden Aufträge storniert oder gekündigt.“

    Die Bürgermeister von Türkheim und Rammingen wünschen sich, dass die Glasfaseranschlüsse zügig fertig werden

    Nicht ganz so zufrieden ist dagegen Türkheims Bürgermeister Christian Kähler, wie er auf Anfrage der MZ deutlich macht: „Dass sich dies jetzt doch schon so lange hinzieht, ärgert mich schon und dies habe ich auch schon so weitergegeben“, so der Rathauschef. Der Glasfaserhausanschluss sei für die Zukunft sehr wichtig, gerade „in Zeiten wie diesen mit Homeoffice, Homeschooling“, so Kähler.

    Die Digitalisierung werde immer wichtiger und er dränge daher auf eine „baldige Fertigstellung der Tiefbauarbeiten bis zum Winter und danach die zügige Fertigstellung der Hausanschlüsse. Alle Vertragsinhaber warten jetzt doch schon lange darauf“, sagt Kähler deutlich.

    „Immer wieder“ rufen laut Kähler Bürgerinnen und Bürger an und fragen nach, wie lange der Ausbau noch dauern wird und beschweren sich auch darüber. Er könne dann aber nur sagen, dass die Tiefbauarbeiten aktuell bis November erledigt sein sollen und derzeit sehr viele Baukolonnen gleichzeitig arbeiten würden.

    Türkheim und Rammingen hatten sich von den Breitbandanschlüssen einen weiteren Standortvorteil erhofft

    Marktbaumeister Christian Schinnagel nehme regelmäßig an den wöchentlichen Besprechungen teil und informiere anschließend seinen Chef. Allzu optimistisch ist Kähler aber nicht: „Es wird sich schon noch hinziehen bis der Hausanschluss auch richtig genutzt werden kann“, ahnt er. Denn schließlich sei es mit den Tiefbauarbeiten „ja nicht getan“, danach müssen die Techniker die Glasfaser einblasen und anschließen. Kähler: „Dies wird sich auch noch bis weit in 2021 hineinschieben.“

    Auch sein Ramminger Amtskollege ist genervt: „Die Verzögerungen beim Ausbau sind natürlich ärgerlich. Natürlich kommen auch zu uns TelNet Kunden und beschweren sich. Wir können da nur auf den laufenden Ausbau und die Infos von TelNet verweisen. Dass TelNet mit der Verzögerung viel Geld liegenlässt, ist deren Problem“, sagt Rammingens Rathauschef Anton Schwele auf Anfrage: „Wir sind mit TelNet in Kontakt und drängen natürlich auf den zügigen Abschluss der Arbeiten.“

    Nicht zuletzt die beiden Bürgermeister von Türkheim und Rammingen hatten sich damals demonstrativ für die LEW-Tochter TelNet starkgemacht und darauf gesetzt, dass eine schnelle Internetverbindung ihren Ortschaften einen zusätzlichen Standortvorteil verschaffen werde.

    Eigentlich sollte das Glasfasernetz in Türkheim und Rammingen schon Ende 2019 fertig sein

    Voraussetzung war damals eine Beteiligungsquote von mindestens 35 Prozent – entsprechend groß war die Freude über den Erfolg in der Vorvermarktung und den daraus resultierenden Startschuss für den Glasfaserausbau durch TelNet im Dezember 2018.

    Die Tiefbauarbeiten für das Glasfasernetz sollten noch 2019 starten, sobald es die Witterung zulasse. Die Inbetriebnahme der einzelnen Netze werde dann schrittweise nach Baufortschritt erfolgen, voraussichtlich ab der zweiten Jahreshälfte 2019, versprach Unternehmenssprecher Ingo Butters damals. Heute sagt Butters auf Anfrage der MZ: „Die Fertigstellung des flächendeckenden Glasfasernetzes bis in die Haushalte ist in den Ortschaften, die wir im Rahmen des LEW-Highspeed-Projekts erschließen, unterschiedlich weit fortgeschritten.“

    In Türkheim liegen die Tiefbauarbeiten laut Butters „hinter dem Zeitplan“. Zum Teil müsse „an einigen Stellen auch noch einmal nachgearbeitet werden, da die Qualität der Ausführung nicht stimmt“, so Butters. Hier habe es „in den letzten Monaten Probleme mit der in Türkheim-Hauptort beauftragten Baufirma und deren ausführenden Unternehmen“ gegeben.

    Butters: „Wir haben in den letzten Monaten intensiv und mit Hochdruck an der Behebung der Probleme mit den Tiefbauarbeiten in Türkheim gearbeitet. Mittlerweile arbeitet die für den Tiefbau in Türkheim beauftragte Baufirma mit einem anderen ausführenden Unternehmen zusammen. Die Zahl der Bauteams vor Ort wurde erheblich aufgestockt, die Arbeiten laufen nun in deutlich höherem Tempo und besserer Qualität.“

    Der LEW-Sprecher räumt ein, dass der Zeitplan für das schnelle Internet in Türkheim nicht mehr zu halten ist

    Dennoch sei eine Einhaltung des versprochenen Zeitplans nicht mehr zu schaffen, gibt der LEW-Pressesprecher zu: „Die entstandenen Verzögerungen im Zeitplan werden absehbar nicht mehr aufgeholt. Aktuell gehen wir davon aus, dass die Tiefbauarbeiten in Türkheim mindestens bis Jahresende andauern.“ Die Fertigstellung der Anschlüsse in den Häusern werde „kontinuierlich vorangebracht“. Teilbereiche, in denen Tiefbau und Montage abgeschlossen seien, würden abschnittsweise in Betrieb gehen, erste Kunden seien auch in Türkheim schon am Netz.

    In Irsingen und Türkheim-Bahnhof seien dagegen „bis auf einzelne Haushalte“ die Tiefbauarbeiten weitgehend abgeschlossen. Derzeit laufe in den beiden Orten die Montage und das Einbringen der Glasfaser. Butters: „Kunden gehen hier nach und nach ans Netz.“

    In Rammingen mit den Ortsteilen Ober- und Unterrammingen sind laut Butters dagegen „die allermeisten Häuser und Grundstücke tiefbautechnisch erschlossen und die Montage der Technik in den Häusern läuft“. Hier hatte sich 2019 der Start der Tiefbauarbeiten verzögert: Um Beeinträchtigungen für die Bürger zu minimieren, wurden zunächst die Tiefbauarbeiten mit bereits länger geplanten Arbeiten im örtlichen Stromnetz umgesetzt, bevor die ausschließliche Verlegung von Rohren für das Glasfasernetz startete.

    Wo möglich, wurden vorhandene Leerrohre genutzt, betont Butters: „Die Tiefbauarbeiten in Rammingen werden in den nächsten Monaten, aller Voraussicht nach vor Jahresende vollständig abgeschlossen. Die Montage und Inbetriebnahme läuft parallel.“

    Wegen der Corona-Pandemie ruhten die Arbeiten am schnellen Internet bis zu acht Wochen

    Für alle Ortschaften gelte, dass die Fertigstellung von Hausanschlüssen in der ersten Phase der Corona-Pandemie für einen Zeitraum von etwa sechs bis acht Wochen pausiert habe, sagt Butters: „Sie sind dann mit den entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen wieder angelaufen.“

    Insgesamt gibt es in Rammingen, Türkheim und Irsingen rund 3.300 Grundstücke. Der Anteil der Haushalte, die sich laut Butters für „LEW-Highspeed“ entschieden haben, liege über alle Ortschaften im Ausbaugebiet hinweg deutlich über der Schwelle von 35 Prozent, die für die Umsetzung des Projekts erforderlich waren.

    Die meisten Kunden hätten sich laut Butters bereits während der Vorvermarktung für LEW- Highspeed entschieden und erhalten den Glasfaseranschluss bis ins Haus kostenlos. Haushalte, die sich später beziehungsweise während der jetzt noch laufenden Bauarbeiten entscheiden, können LEW-Highspeed in Verbindung mit einem Glasfaserhausanschluss für 399 Euro buchen. Nach Abschluss der Bauarbeiten werden deutlich höhere Kosten für den Anschluss fällig. In allen Ortschaften sind bereits Kunden am Netz und nutzen Internet und Telefon über LEW-Highspeed, betont Ingo Butters: „Je nach Fertigstellung der Technik sowie – falls bestehend – dem Vertragsende mit dem bisherigen Anbieter gehen die Kunden dann ans Netz.“

    Betroffenen Kunden stehen verschiedene Kontaktmöglichkeiten zur Verfügung, unter anderem auf der Website www.lew-highspeed.de. In Türkheim gibt es laut LEW-Sprecher Ingo Butters zudem alle 14 Tage eine Vor-Ort-Sprechstunde der ausführenden Baufirma: dienstags (in ungeraden Kalenderwochen) von 17 bis 18 Uhr auf dem Gelände der Firma Böck Zimmerei und Spenglerei GmbH, Angerstraße 46a.

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