Dass die Marktgemeinde Türkheim eine Ganztagsbetreuung für Schulkinder anbieten muss, hat sich die Wertachgemeinde nicht selbst so ausgesucht: Der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung wird in Bayern ab 2026 schrittweise umgesetzt – daran kommt keine Kommune mehr vorbei. Der Türkheimer Gemeinderat hat sich frühzeitig mit dem Thema befasst und will von der Vorgabe nicht unvorbereitet überrollt werden.
Der Zustand des Hegelerhauses ist marode, die Investitionen in die Renovierung sind hoch
Auf der Suche nach einem geeigneten Standort für die Ganztagsbetreuung in Türkheim fiel der Blick schnell auf das inzwischen leer stehende sogenannte Heglerhaus in der Oberjägerstraße 6, also in unmittelbarer Nachbarschaft der Mittelschule. Die Gemeinde wusste nicht so recht, was sie mit dem stattlichen, aber doch schon sehr in die Jahre gekommenen Gebäude anfangen soll. Das Haus steht auf gemeindeeigenem Grund, gehört aber offiziell dem Schulverband. Auch bei der Suche nach einer Unterkunft für Flüchtlinge in Türkheim rückte das Heglerhaus kurzzeitig in den Fokus. Doch der bauliche Zustand ist zu schlecht, was auch bei der Nutzung als Ganztagesbetreuung ein großes Thema sein wird: „Naja, so mittelmäßig“, beschrieb Bürgermeister Christian Kähler den aktuellen Zustand mit einem deutlichen Augenzwinkern.
Da wartet also eine große und entsprechend teure Herausforderung auf die Gemeinde – dementsprechend hatte der Gemeinderat eigens eine „Machbarkeitsstudie“ in Auftrag gegeben. Die sollte abklären, was genau da auf die Türkheimer Gemeindekasse zukommt, sollte sich der Gemeinderat für einen Um- und Ausbau des Heglerhauses entscheiden. Der Bedarf ist da, nicht nur durch die gesetzlichen Vorgaben: Schon heute nehmen rund 100 Schülerinnen und Schüler die Ganztagsbetreuung in Anspruch. Damit liegt Türkheim im Landkreis-Vergleich zwar auf einem guten 7. Platz, so Bürgermeister Kähler. Doch angesichts steigender Schüler- und Einwohnerzahlen sei mit wachsendem Bedarf zu rechnen.
Machbarkeitsstudie zeigt: Das Heglerhaus in Türkheim ist für die Ganztagsbetreuung geeignet
Entsprechend groß wurden die Augen der Gemeinderätinnen und Gemeinderäte daher, als Bürgermeister Kähler die Machbarkeitsstudie vorstellte: Mindestens rund 2,5 Millionen Euro und bis zu 2,8 Millionen Euro wird das Projekt am Ende kosten, je nachdem für welche Ausführung sich der Gemeinderat entscheidet. Zur Auswahl stehen derzeit ein Anbau an der Ostseite oder einer an der Westseite. Die „kleinere Lösung“ mit Abbruch des maroden Anbaus an der Ostseite würde dann Platz für 85 Mädchen und Buben schaffen, die größere und um gut 300.000 Euro teurere Variante mit einem Anbau über den jetzigen Fahrradständern würde die Betreuung von 99 Kindern ermöglichen. Jeder Platz wird mit 6500 Euro vom Staat gefördert. Kähler ließ durchblicken, dass er die billigere Variante bevorzugt: „300.000 Euro sind ein Haufen Geld.“ SPD-Rätin Agnes Sell hielt dagegen und rechnete vor, dass es bei der teureren Variante zwar grob geschätzte zehn Prozent Mehrkosten, dafür aber rund 15 Prozent mehr Betreuungsplätze geben könnte. Für Marcus Jakwerth (FW) wäre der Anbau im Westen aus städtebaulicher Sicht “eine Katastrophe“, Stefan Gaschler von der CSU fand den Architektenvorschlag dagegen ganz ansehnlich.
Da grätschte Bürgermeister Kähler ein und bracht die Diskussion um Geschmacksfragen ab, indem er darauf hinwies, dass es aktuell noch nicht um solche planerischen Details gehe – sondern letztlich nur um die Grundsatzentscheidung des Gemeinderates, ob das Heglerhaus zum Standort für die Ganztagsbetreuung der Türkheimer Grundschülerinnen und Grundschüler umgebaut werden soll. Und dafür stimmten dann alle Gemeinderätinnen und Gemeinderäte.
Vereinszuschüsse: Wie immer zum Jahresende zeigte sich der Türkheimer Gemeinderat großzügig und genehmigte die Zuschüsse an die örtlichen Vereine. Gut 10.000 Euro werden an 25 Türkheimer Vereine und Organisationen aufgeteilt – jeder Verein bekommt den gleichen Betrag wie im Vorjahr.
Wärmeplanung: Wäre in Türkheim eine Nahversorgung für Wärme sinnvoll? Um das herauszufinden, hat die Lechwerke AG gemeinsam mit der Gemeinde eine Bestandsanalyse durchgeführt. Sie soll zeigen, ob und in welchen Gebieten (Clustern) der Marktgemeinde eine nachhaltige Wärmeversorgung möglich und wirtschaftlich sinnvoll wäre. Bürgermeister Kähler stellte aber auch klar, dass die Gemeinde dafür nur die Rahmenbedingungen liefern könne: „Wir können das nicht wuppen“, sagte er mit Blick auf die notwendigen Investitionen, um ein Netz für die Wärmeversorgung zu planen und zu bauen. Das Projekt „Kommunale Wärmeplanung“ soll jetzt noch ausgearbeitet und erneut im Gemeinderat vorgestellt werden. Dritte Bürgermeisterin Gudrun Kissinger-Schneider (Grüne) bat energisch darum, dass die Erkenntnisse aus der Bedarfsanalyse dann auch wirklich umgesetzt werden, und „nicht in irgendeiner Schublade verschwinden“.
Jahresrechnung 2023: „Hammermäßig gut“ fand Kämmerer Claus-Dieter Hiemer, dass die Einnahmen der Gemeinde Türkheim im Vorjahr weitaus besser als geplant waren. Das sei vor allem auf die sprudelnde Gewerbesteuer zurückzuführen, die statt der geplanten fünf Millionen rund sieben Millionen Euro in die Gemeindekasse spülte. Dies und die sparsame Finanzplanung haben dafür gesorgt, dass Türkheim noch gut vier Millionen Euro im „Sparschwein“ hat, weil statt der befürchteten 2,5 Millionen „nur“ 457.000 Euro aus den Rücklagen entnommen werden mussten. „Wir würden uns wünschen, dass das so weitergeht“, so Hiemer.
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