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Türkheim: Leder aus Türkheim für russische Kampfstiefel: Salamander-Chefs sind erschüttert

Türkheim

Leder aus Türkheim für russische Kampfstiefel: Salamander-Chefs sind erschüttert

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    Salamander, der größte Arbeitgeber in Türkheim, hat ohne eigenes Wissen Produkte nach Russland geliefert, die zur Herstellung von Kampfstiefeln für die russische Armee verwendet wurden.
    Salamander, der größte Arbeitgeber in Türkheim, hat ohne eigenes Wissen Produkte nach Russland geliefert, die zur Herstellung von Kampfstiefeln für die russische Armee verwendet wurden. Foto: Salamander

    Lederfaserstoff aus dem Salamander-Werk in Türkheim wurde zur Herstellung von Kampfstiefeln für die russische Armee eingesetzt. Das Online-Magazin "The Insider" hatte darüber berichtet, welche Unternehmen den russischen Krieg gegen die Ukraine durch Belieferung kriegsrelevanter Produktkomponenten unterstützen würden. Unter den genannten Unternehmen wurde auch "Salamander Premium Solutions“ genannt. Die Muttergesellschaft Salamander Industrie-Produkte GmbH mit Sitz in

    So reagiert Salamander in Türkheim auf die Verarbeitung von Salamander-Produkten für Kampfstiefel der russischen Armee

    Auf Anfrage unserer Redaktion nahm die Geschäftsführung der Salamander Industrie-Produkte GmbH zu der Berichterstattung wie folgt Stellung und informiert über unverzüglich eingeleitete Maßnahmen. 

    Seitens Salamander sei der Lederfaserstoff aufgrund der vielen Einsatzmöglichkeiten (z.B. Schuhe, Interieur-Design, Verpackung) als komplett unbedenklich eingestuft worden. Salamander verurteile "den verbrecherischen Angriffskrieg Russlands scharf, ist absolut auf der Seite der Ukraine und hat schon drei Hilfs-Konvois direkt über unsere Tochtergesellschaft zur Hilfe organisiert." Weitere Unterstützungsmöglichkeiten sind in Planung. 

    Till Schmiedeknecht ist Co-CEO bei Salamander in Türkheim.
    Till Schmiedeknecht ist Co-CEO bei Salamander in Türkheim. Foto: Alf Geiger

    Mit Beginn des Krieges zwischen der Ukraine und Russland habe Salamander daher die Geschäftsbeziehungen in Russland einem externen wie internen Prüfungsprozess unterzogen. Eine kontinuierliche Prüfung der EU-Sanktionsliste in Bezug auf Firmen, Personen und Geldströme habe gezeigt, dass das Lederfaserstoff-Produkt auf keiner EU-Sanktionsliste stehe. Um Konformität sicherzustellen, finde eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit Beratern und Spezialisten statt.

    Zudem werden zusätzliche interne Prozesse installiert, um die verschärften Embargo-Listen immer wieder vollumfänglich zu überprüfen, heißt es in der Stellungnahme von Salamander. 

    Zwei "Klein-Kunden" aus Russland verarbeiteten Salamander-Produkte für Kampfstiefel der russischen Armee

    Daher komme das Unternehmen zu dem Ergebnis, dass die lediglich punktuelle Abnahme, die Qualität der gelieferten Komponenten und auch die Umsatzhöhe keinen Rückschluss auf regelmäßige kriegswirtschaftliche Bedeutung der zivilen Produkte ergeben. Vielmehr hätten sich die Umsätze russischer Kunden, unter Betrachtung des Gesamtjahresumsatzes, seit 2020 deutlich rückläufig entwickelt, so Salamander. Die beiden in dem Bericht genannten russischen Kunden Donobuv und Faraday gelten bei Salamander mit einem Gesamtgruppenumsatz von rund 390 Millionen (2022) als "Klein-Kunden" mit jeweils einem Jahreseinkaufsvolumen zwischen 60.000 bis 120.000 Euro. In den Umsätzen mit diesen beiden Unternehmen gab es laut Salamander zudem keinerlei Verbrauchs- oder Umsatzsprünge in den zurückliegenden 18 Monaten.

    Götz Schmiedeknecht ist Co-CEO bei Salamander in Türkheim.
    Götz Schmiedeknecht ist Co-CEO bei Salamander in Türkheim. Foto: Alf Geiger

    Mit dem für Salamander neuen Informationsstand habe die Geschäftsleitung unverzüglich die genaue, vertragliche Situation juristisch prüfen lassen und mit sofortiger Wirkung vergangenen Freitag einen Lieferstopp für die betroffenen Kunden verhängt. Parallel wurde eine Neujustierung der internen Risikobewertung eingeleitet. In einem weiteren Schritt befinden sich demnach nun zusätzlich alle weiteren russischen Kunden in Prüfung bezüglich einer möglichen abgeleiteten kriegstauglichen Verwendung der Salamander-Komponenten. Neben russischen Kunden soll diese Prüfung zudem auf weitere Länder ausgeweitet werden, insbesondere die Anrainerstaaten Russlands. 

    Salamander in Türkheim wurde 1917 gegründet und hat allein in Türkheim knapp 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

    Die Salamander Industrie-Produkte GmbH mit Stammsitz in Türkheim ist eine familiengeführte international tätige Unternehmensgruppe, die im Jahr 1917 vom Schuhindustrieellen Jakob Sigle als Zweigwerk des Kornwestheimer Schuhherstellers Salamander gegründet wurde. Mit der größten Sparte gehört Salamander zu den führenden europäischen Qualitätsgebern für energiesparende, designorientierte Fenster- und Türsysteme. Bei einem Gruppen-Umsatz von rund 390 Millionen Euro beschäftigt Salamander weltweit gut 1550 Mitarbeiter, davon über 40 Auszubildende an mehreren Standorten und vertreibt seine Profilsysteme in mehr als 50 Ländern der Welt und knapp 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort in Türkheim. Der international tätige Geschäftsbereich Salamander Window & Door Systems trägt den größten Anteil am Gruppen-Umsatz. Die weitere Traditionssparte der Salamander-Gruppe ist Salamander SPS GmbH & Co. KG – weltmarktführend für nachhaltige Qualitäts-Lederfaserstoffe und vegane Faser-Materiallösungen für Schuhe, Interieur-Design und Premium-Packaging. 

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