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Türkheim: Gesundheitskur für ein Stück Wertach bei Türkheim

Türkheim

Gesundheitskur für ein Stück Wertach bei Türkheim

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    Der Leiter der Flussmeisterei Türkheim, Max Leinauer, erklärt anhand der Arbeiten vom letzten Herbst die künstlich errichteten Verbauungen durch Lenkbuhnen (hinten) und durch einen im am Flussboden befestigten Totholz-Baumstamm.
    Der Leiter der Flussmeisterei Türkheim, Max Leinauer, erklärt anhand der Arbeiten vom letzten Herbst die künstlich errichteten Verbauungen durch Lenkbuhnen (hinten) und durch einen im am Flussboden befestigten Totholz-Baumstamm. Foto: Sabine Schaa-Schilbach

    Die Wertach zwischen Irsingen und Ettringen ist ein Fluss, der in ein künstliches, steinernes Bett gezwängt und begradigt ist. Die

    Zuständig für "Fließgewässer" bei uns ist das Wasserwirtschaftsamt Kempten. In Türkheim an der Uferstraße befindet sich die hiesige Flussmeisterei. Sie ist für den Unterhalt und die Sicherung von Fluss und Uferbereich zuständig, und für Aktuelles, wie beispielsweise die regelmäßigen Messungen des Wasserstands. 

    Und dafür, dass an geeigneten Stellen der Fluss die Chance bekommt, wieder natürlicher zu fließen. Das kann erreicht werden durch einen Rückbau der Uferbegradigung und durch eingebrachte Hindernisse, die die Strömung neu lenken sollen. Beim Rückbau der Uferbefestigungen wird eine Seiten-Erosion erreicht, aus der sich die Wertach ihr Geschiebe "wieder selbst holen kann". Und so einem Ur-Ur-Ur-Zustand wie vor Jahrhunderten wieder näher kommen könne. Aber trotzdem: "Wirklich erreichen werden wir diesen Urzustand nie mehr", sagt Max Leinauer.

    Auch die Uferwege an der Wertach werden von der Flussmeisterei Türkheim betreut

    Ein erster Arbeitsschritt zur Renaturierung wurde vor drei Jahren südlich der Wertachbrücke an der Umgehungsstraße bei Ettringen in Angriff genommen. Im vergangenen Herbst kam dann ein zweiter dazu, ein Stück weiter südlich beim Flurgrundstück "Sulzbogen". Voraussetzung hierfür war der Erwerb eines Waldgrundstücks, an dieser Stelle östlich angrenzend an die Wertach, von der Gemeinde Ettringen. Es ist etwa 600 Meter lang und 50 Meter breit. Da an der Wertach die privaten Wald- und Wiesengrundstücke direkt an die Uferwege grenzen, kann an solchen Abschnitten der Fluss nicht verbreitert werden, weil die

    Die Uferwege, gesäumt von Eschen, gehören dem bayerischen Staat und werden von der Flussmeisterstelle betreut. Ein großes Problem dabei ist, dass viele der alten Eschen krank seien und man ihnen ihren Zustand im Stamm nicht ansieht. So bestehe die Gefahr, dass die Bäume auf die öffentlichen Uferwege stürzen und Passanten, Radfahrer und Jogger gefährden. Bei der Flussbegradigung in den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts seien diese Bäume als Abschluss der Grundstücke gepflanzt worden, als eine Art Zaun. Entlang der Wertach sieht man inzwischen zunehmend auf beiden Seiten Eschen-Stümpfe stehen.

    Im Lageplan sind mit den roten Strichen die ersten (oben) und die jetzt neuen (unten) Lenkbuhnen an der Wertach eingezeichnet, beide zu finden südlich der Ettringer Umgehungsstraße. Quelle: Flussmeisterei Türkheim.
    Im Lageplan sind mit den roten Strichen die ersten (oben) und die jetzt neuen (unten) Lenkbuhnen an der Wertach eingezeichnet, beide zu finden südlich der Ettringer Umgehungsstraße. Quelle: Flussmeisterei Türkheim. Foto: Sabine Schaa-schilbach
    Der Leiter der Flussmeisterei Türkheim, Max Leinauer, erklärt anhand der Arbeiten vom letzten Herbst die künstlich errichteten Verbauungen durch Lenkbuhnen (hinten) und durch einen im am Flussboden befestigten Totholz-Baumstamm.
    Der Leiter der Flussmeisterei Türkheim, Max Leinauer, erklärt anhand der Arbeiten vom letzten Herbst die künstlich errichteten Verbauungen durch Lenkbuhnen (hinten) und durch einen im am Flussboden befestigten Totholz-Baumstamm. Foto: Sabine Schaa-schilbach
    Südlich der Wertachbrücke bei Ettringen sind nach drei Jahren erste Ergebnisse der Strömungslenkung, wie beispielsweise der erwünschte  Uferabbruch links, schon gut zu sehen.
    Südlich der Wertachbrücke bei Ettringen sind nach drei Jahren erste Ergebnisse der Strömungslenkung, wie beispielsweise der erwünschte Uferabbruch links, schon gut zu sehen. Foto: Sabine Schaa-schilbach
    Die gewünschte „Erosion“ durch Strömung spült Baumwurzeln im Uferbereich frei.
    Die gewünschte „Erosion“ durch Strömung spült Baumwurzeln im Uferbereich frei. Foto: Sabine Schaa-schilbach

    Die Renaturierung am "Sulzbogen" der Wertach sei ein Beispiel dafür, wie man durch Baumaßnahmen dem Fluss ein wenig von seiner "Urform" zurückgeben könne. Die im verbauten Flussbett gerade verlaufende Strömung werde durch Hindernisse abgelenkt und vermindert. Es bildeten sich kleine Strudel und Rückstauungen. Um das zu erreichen, würden die Wasserbausteine der alten Uferbefestigung ausgebrochen und zusammen mit Kies als Buhnen eingebaut. Das sind in den Fluss hinein gebaute, schräge Steinwälle. Zusätzlich würden Hindernisse wie weitere Steine und Totholz ins Wasser verbracht. Auch hierfür nähme man die großen

    Im Lauf der Zeit soll durch solche Maßnahmen eine gewollte Erosion des Ufers entstehen und der Fluss dadurch mehr Platz bekommen. Das Ziel solcher Maßnahmen ist die "selbsttätige Entwicklung des Gewässers, ausgelöst und unterstützt durch gezielte Strukturmaßnahmen (Europäische Wasserrahmenrichtlinie, Deutsches Wasserhaushaltsgesetz)".

    Nicht überall ist eine Renaturierung der Wertach bei Türkheim möglich

    Leider sei nur der Wertach-Abschnitt zwischen der Ettringer Brücke und dem Ruf-Wehr für einen solchen Rückbau geeignet, sagt Max Leinauer. Im übrigen Türkheimer Flussgebiet sind wegen der Brücken und der Wohnbebauung fast bis zu den Uferwegen, keine solchen Baumaßnahmen mehr durchführbar. Die Hoffnung ist, dass sich im Lauf vieler Jahre die renaturierten Abschnitte auch positiv auf die davor und dahinter liegenden Flussabschnitte auswirken würden. Es sei eine Investition in die Zukunft, so Max Leinauer.

    Trotzdem soll die Renaturierung der Wertach noch durch einen dritten Rückbau ergänzt werden. Im Jahresprogramm 2023 ist dafür ein Abschnitt 200 Meter weiter südlich flussaufwärts Richtung Ruf-Wehr für ähnliche Strukturmaßnahmen vorgesehen. Die dort im Flussbett liegende Sohlstützschwelle würde dann auf der Ostseite mit einer Lenkbuhne versehen. Auch hier würden dafür die Wasserbausteine der jetzigen Ufersicherung genommen werden. Die harte Wand soll einer naturnahen Entwicklung zu einem "weichen" Ufer weichen. 

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