Die Wertach zwischen Irsingen und Ettringen ist ein Fluss, der in ein künstliches, steinernes Bett gezwängt und begradigt ist. Die
Zuständig für "Fließgewässer" bei uns ist das Wasserwirtschaftsamt Kempten. In Türkheim an der Uferstraße befindet sich die hiesige Flussmeisterei. Sie ist für den Unterhalt und die Sicherung von Fluss und Uferbereich zuständig, und für Aktuelles, wie beispielsweise die regelmäßigen Messungen des Wasserstands.
Und dafür, dass an geeigneten Stellen der Fluss die Chance bekommt, wieder natürlicher zu fließen. Das kann erreicht werden durch einen Rückbau der Uferbegradigung und durch eingebrachte Hindernisse, die die Strömung neu lenken sollen. Beim Rückbau der Uferbefestigungen wird eine Seiten-Erosion erreicht, aus der sich die Wertach ihr Geschiebe "wieder selbst holen kann". Und so einem Ur-Ur-Ur-Zustand wie vor Jahrhunderten wieder näher kommen könne. Aber trotzdem: "Wirklich erreichen werden wir diesen Urzustand nie mehr", sagt Max Leinauer.
Auch die Uferwege an der Wertach werden von der Flussmeisterei Türkheim betreut
Ein erster Arbeitsschritt zur Renaturierung wurde vor drei Jahren südlich der Wertachbrücke an der Umgehungsstraße bei Ettringen in Angriff genommen. Im vergangenen Herbst kam dann ein zweiter dazu, ein Stück weiter südlich beim Flurgrundstück "Sulzbogen". Voraussetzung hierfür war der Erwerb eines Waldgrundstücks, an dieser Stelle östlich angrenzend an die Wertach, von der Gemeinde Ettringen. Es ist etwa 600 Meter lang und 50 Meter breit. Da an der Wertach die privaten Wald- und Wiesengrundstücke direkt an die Uferwege grenzen, kann an solchen Abschnitten der Fluss nicht verbreitert werden, weil die
Die Uferwege, gesäumt von Eschen, gehören dem bayerischen Staat und werden von der Flussmeisterstelle betreut. Ein großes Problem dabei ist, dass viele der alten Eschen krank seien und man ihnen ihren Zustand im Stamm nicht ansieht. So bestehe die Gefahr, dass die Bäume auf die öffentlichen Uferwege stürzen und Passanten, Radfahrer und Jogger gefährden. Bei der Flussbegradigung in den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts seien diese Bäume als Abschluss der Grundstücke gepflanzt worden, als eine Art Zaun. Entlang der Wertach sieht man inzwischen zunehmend auf beiden Seiten Eschen-Stümpfe stehen.
Die Renaturierung am "Sulzbogen" der Wertach sei ein Beispiel dafür, wie man durch Baumaßnahmen dem Fluss ein wenig von seiner "Urform" zurückgeben könne. Die im verbauten Flussbett gerade verlaufende Strömung werde durch Hindernisse abgelenkt und vermindert. Es bildeten sich kleine Strudel und Rückstauungen. Um das zu erreichen, würden die Wasserbausteine der alten Uferbefestigung ausgebrochen und zusammen mit Kies als Buhnen eingebaut. Das sind in den Fluss hinein gebaute, schräge Steinwälle. Zusätzlich würden Hindernisse wie weitere Steine und Totholz ins Wasser verbracht. Auch hierfür nähme man die großen
Im Lauf der Zeit soll durch solche Maßnahmen eine gewollte Erosion des Ufers entstehen und der Fluss dadurch mehr Platz bekommen. Das Ziel solcher Maßnahmen ist die "selbsttätige Entwicklung des Gewässers, ausgelöst und unterstützt durch gezielte Strukturmaßnahmen (Europäische Wasserrahmenrichtlinie, Deutsches Wasserhaushaltsgesetz)".
Nicht überall ist eine Renaturierung der Wertach bei Türkheim möglich
Leider sei nur der Wertach-Abschnitt zwischen der Ettringer Brücke und dem Ruf-Wehr für einen solchen Rückbau geeignet, sagt Max Leinauer. Im übrigen Türkheimer Flussgebiet sind wegen der Brücken und der Wohnbebauung fast bis zu den Uferwegen, keine solchen Baumaßnahmen mehr durchführbar. Die Hoffnung ist, dass sich im Lauf vieler Jahre die renaturierten Abschnitte auch positiv auf die davor und dahinter liegenden Flussabschnitte auswirken würden. Es sei eine Investition in die Zukunft, so Max Leinauer.
Trotzdem soll die Renaturierung der Wertach noch durch einen dritten Rückbau ergänzt werden. Im Jahresprogramm 2023 ist dafür ein Abschnitt 200 Meter weiter südlich flussaufwärts Richtung Ruf-Wehr für ähnliche Strukturmaßnahmen vorgesehen. Die dort im Flussbett liegende Sohlstützschwelle würde dann auf der Ostseite mit einer Lenkbuhne versehen. Auch hier würden dafür die Wasserbausteine der jetzigen Ufersicherung genommen werden. Die harte Wand soll einer naturnahen Entwicklung zu einem "weichen" Ufer weichen.