Noch habe die Türkheimer Verwaltung keinen Grund zum Jammern, so die Meinung von Kämmerer Claus-Dieter Hiemer bei der jüngsten Sitzung des Marktrates. Die Einnahmen seien im Rahmen der Planung, dennoch kündigten sich Wolken am Finanzhimmel an: Die Projekte in der Planung würden alle teurer, als erwartet, was mittelfristig den Finanzrahmen der Gemeinde tangieren werde. Und Hiemer hatte gleich auch einige Beispiele mitgebracht. Und auch Privatleute seien betroffen, sechs Häuslebauer hätten ihre Grundstücke an den Markt zurückgegeben.
Für den Bau des Fahrradtunnels muss die Straße zwischen Türkheim und Bad Wörishofen gesperrt
Bereits in der vergangenen Marktratssitzung hatte sich der Rat mit der Verlängerung des Radweges vom Zollhaus in Richtung Skyline Park beschäftigt. Dieser endet bekanntlich am Zollhaus. Er soll nun südlich der A96 ab Unterführung Irsingen der Autobahn in Richtung Gewerbegebiet Unterfeld geführt werden. Dafür soll ein bestehender landwirtschaftlicher Weg ausgebaut werden, der allerdings in Höhe Neubau Schragl an der Staatsstraße 2025 enden wird. Die
Der Tunnel soll nach Worten von Bürgermeister Christian Kähler noch im Herbst angegangen werden. Ein Grund, die Staatsstraße muss für den Bau gesperrt werden. Dies gehe nur zu Zeiten, wenn der Verkehr nicht zu stark ist. Es werde dann großräumig umgeleitet. So gehen die Planer davon aus, dass die Unterquerung im Oktober gebaut werde. Der Radweg wird dann Teil des Radwegefernnetzes Buchloe–Mindelheim.
Für die Unterquerung wurden bisher Kosten in Höhe von einer halben Million Euro geschätzt worden, für die der Markt hätte aufkommen müssen, allerdings könne man mit Zuschüssen in Höhe von 70 bis 80 Prozent rechnen. Jetzt würde dieses Geld nicht mehr reichen, da einmal die Unterquerung aufwendiger werde, da der Anschluss tiefer verlegt werden müsse. Man gehe nun von 950.000 Euro Kosten aus, so Hiemer. Standen also bisher 120.000 Euro Eigenanteil des Marktes im Raum, so seien es nun etwa 300.000. Und Kähler wies noch auf einen anderen Aspekt hin. Die Gemeinde müsse die Zuschüsse vorfinanzieren.
Kostensteigerung auch im Türkheimer Eisstadion
Dritte Bürgermeisterin Gudrun Kissinger-Schneider schlug vor, für die Finanzierung auch den Kreis ins Boot zu holen. Schließlich handele es um einen überregionalen Radweg. Und Hiemer hatte für die Kostensteigerung noch ein weiteres Bespiel parat. Derzeit wird das Eisstadion des ESV Türkheim saniert. Bisher sei man von Kosten in Höhe von 885.000 Euro ausgegangen. Die Teuerung habe mehrere Ursachen. Einmal verwende man nun Edelstahlrohre, was sich aber positiv in den Unterhaltskosten bemerkbar machen werde.
Weiter werde eine neue Kältetechnik installiert, dazu brauche man einen neuen Untergrund und Dämmung. Auch die Bande werde neu aus Plexiglas angeschafft. Die Mehrkosten bezifferte Hiemer auf 150.000 Euro. Somit steige der Gesamtzuschuss der Gemeinde vermutlich auf 660.000 Euro. Man müsse weiter auf darauf hoffen, dass auch der BLSV seinen Zuschuss erhöhen wird. Noch in diesem Jahr würde ein Großteil der zugesagten Zuschüsse fällig werden.
Auch hier meldete sich Kissinger-Schneider zu Wort, und beklagte die Kostensteigerung. Sicher wolle man den Verein am Leben erhalten, aber man müsse die Kostenentwicklung schon im Auge behalten.
Die hohe Inflation und die steigenden Preise tangieren den Markt auch noch in anderer Hinsicht. Einige Häuslebauer haben ihre Grundstücke an den Markt zurückgegeben. So könne die Gemeinde wieder sechs Grundstücke an Bauwillige verteilen, davon zwei in Irsingen und vier in Türkheim. Für die Vergabe überarbeitete der Marktrat die "Richtlinien für die Vergabe von gemeindlichen Baugrundstücken". Damit soll die Vergabe von Bauland transparenter werden. Ziel sei es, sowohl die Eigentumsbildung der jungen örtlichen und ortsverbundenen Bevölkerung als auch den Zuzug ortsfremder junge Familien zu ermöglichen.
Die Bauplätze werden in Türkheim erschlossen für 230 Euro pro Quadratmeter gehandelt, in Irsingen für 180 Euro. In den Richtlinien wurden Einkommensgrenzen der Bewerber neu festgelegt. Weiter gibt es ein Punktemodell, zum Beispiel werden der jetzige Wohnsitz, Arbeitsplatz, soziale Verhältnisse und auch das Ehrenamt benotet. Die Gesamtpunktezahl liegt bei 290. Die sechs Grundstücke sollen schon bald vergeben werden, Anmeldeschluss ist der 15. Juni 2023.