Wetten, dass …!? Kaum ist unser Artikel über die Wohncontainer für Flüchtlinge in Türkheim veröffentlicht, pesten wieder ein paar ganz schlaue: Weg damit, wollen wir nicht, Ausländer raus! So oder so ähnlich lauten viele Kommentare, natürlich immer schön anonym oder mit Schleiernamen. Auch angesichts des öffentlichen Drucks war, ist und bleibt es beeindruckend, dass Türkheims Kommunalpolitik in dieser – zugegeben sehr schwierigen - Frage, die Ruhe bewahrt und einen für die Türkheimer Bevölkerung tragfähigen und akzeptablen Kompromiss gefunden hat.
Drei dezentrale Standorte mit jeweils „nur“ 30 Geflüchteten, das sollte in einer stolzen Marktgemeinde mit 7525 Einwohnerinnen und Einwohnern zu stemmen sein.
Landrat Eder wünscht sich Engagement wie in Türkheim auch in anderen Gemeinden im Unterallgäu
Beeindruckend ist, dass es Türkheim tatsächlich „aus eigener Kraft“ geschafft hat, wie Landrat Alex Eder völlig zu Recht anmerkt. So sind seiner Behörde und vor allem den Türkheimerinnen und Türkheimer tatsächlich drohende Zwangseinweisungen und andere Druckmittel erspart geblieben. Und spätestens dann hätten die schlauen Internet-Sprücheklopfer und Sargaufsteller weitere Munition gehabt, um den Unfrieden in der beschaulichen Wertachgemeinde (weiter) zu schüren.
Mit den drei Container-Dörfchen kommen natürlich Probleme auf die Türkheimer zu. Nur diese doch sehr spartanischen Wohncontainer für die knapp 100 Neu-Türkheimer hinzustellen, wird bei weitem nicht reichen. Sind die Menschen, die ein traumatisches Schicksal hinter sich haben, erstmal im Ort, dann geht die Arbeit erst los. Türkheim kann sich auch hier glücklich schätzen, dass es offenbar viele Frauen und Männer gibt, die sich für die Geflüchteten – vorwiegend Frauen und Kinder - einsetzen wollen. Es wäre ein beeindruckendes Signal, wenn sich daraus wieder ein Helferkreis entwickeln würde, wie ihn Türkheim bei der ersten Flüchtlingswelle 2015 aus dem Boden gestampft hat. Gemeinde und Landratsamt wollen für die mögliche finanzielle Unterstützung sorgen. Viel wichtiger ist aber das Engagement dieser Frauen und Männer, das mit Geld ohnehin nicht aufzuwiegen ist. Noch bis heute sind die Verdienste dieser ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer nicht vergessen.
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