Projekt eines Mindelheimers: Der Forggensee als Kinostar
Der gebürtige Mindelheimer Thomas Häring und Hubert Jäger erzählen im Film von Natur, Historie und menschlichen Schicksalen. Wann er im Unterallgäu zu sehen ist.
Es ist eine Kinopremiere der ganz besonderen Art. Die Filmhäuser Türkheim und Bad Wörishofen laden zu einem Film über den Forggensee ein. Die Autoren Thomas Häring und Hubert Jäger werden an zwei Tagen persönlich anwesend sein. Die Kinobesucher erwartet ein spannender und leidenschaftlicher Film über unsere Heimat im besten Sinn: mit historischem, restauriertem Filmmaterial und mit Impressionen in poetischer Bildsprache aus unseren Tagen, entstanden über einen Zeitraum von zehn Jahren.
Film über den Forggensee erzählt auch von menschlichen Schicksalen
Vor 70 Jahren, 1954, wurde nach vierjähriger Bauzeit der neu geschaffene Forggen-Stausee seiner Bestimmung übergeben: Stromerzeugung und Hochwasserschutz. Vier Jahre lang war es die damals größte Baustelle in Deutschland gewesen, eine innovative, technische Meisterleistung. Die Turbinen von damals seien noch heute im Einsatz. Dafür wurden die Lechauen und zwei Dörfer überflutet, und die Illasschlucht gab es nicht mehr. Bauern mussten ihre Höfe aufgeben. Der Film erzählt auch von diesen menschlichen Tragödien, vom Verlust der Heimat. Der Film „Der Forggensee“ ist in Eigenfinanzierung entstanden und läuft im Eigenverleih. Bisher in ausverkauften Kinos in Marktoberdorf, Landsberg/Lech und Füssen. Jetzt bei uns im Unterallgäu, weitere Orte sind geplant.
Vor zehn Jahren, 2014, begann Kameramann Thomas Häring (61) mit seinem Projekt. Er ist gebürtiger Mindelheimer und wohnt jetzt in Marktoberdorf. „Andere sind während dieser zehn Jahre in Urlaub gefahren“, sagt er, „ich bin am Forggensee gewesen.“ Hubert Jäger (74) ist Repro-Fotograf, wohnt in Betzigau und zeichnet auch für den Schnitt verantwortlich. Beide sind Amateure, filmtechnisch gesehen. Das gab ihnen den Freiraum, ohne Zeit- oder Budgetdruck an ihren Ideen zu arbeiten, ihr eigenes Drehbuch zu schreiben und aus dem vielen Material einen abendfüllenden Film zusammen zu stellen. Aber es stellte sie auch vor Herausforderungen.
Der neue Stausee füllt als Forggensee das eiszeitliche Becken
Beim Rückgang der Gletscher am Ende der Eiszeit gab es an dieser Stelle bei Füssen schon einmal einen Schmelzwassersee. Durch dieses Becken aus eingespültem Gestein und Sedimenten grub sich der Ur-Lech eine tiefe Schlucht, die Illasschlucht. Der „neue“ Stausee von 1954 füllte dann das eiszeitliche Becken wieder aus.
Nach langer Suche und durch einen glücklichen Zufall kamen die beiden Filmemacher an die Originalkopie eines Films, von dem man wusste, dass es ihn gegeben hatte, und der die Bauarbeiten vor 70 Jahren dokumentierte. Aufgearbeitet und digitalisiert ist dieses wertvolle und noch nie gezeigte Dokument Teil des Films. Viele andere Archive, Behörden und Sammlungen haben historisches Material zur Verfügung gestellt, aus Schwangau, Königsbrunn, Landsberg und München. Als Sprecher konnten Julia Fischer und Johannes Hitzelberger gewonnen werden, die Musik wurde von lokalen Künstlern eingespielt.
Ein Film über den Forggensee als Ergebnis einer zehnjährigen Leidenschaft
Jetzt war der Film fertig, aber wie das Ergebnis einer zehnjährigen Leidenschaft unter die Leute bringen? Aktiv werden und sich selber kümmern war die einzige Möglichkeit. Also Kinobetreiber ansprechen, Landräte, Bürgermeister. Und das hat geklappt. Alle Premieren waren ausverkauft. „Diesen Erfolg hätte ich mir nicht träumen lassen.“ Thomas Häring ist noch immer überrascht über den Erfolg seines Lebenswerks. „Unser Film soll alle ansprechen, die sich für Natur, Historie und spannende Schicksale begeistern können.“ Das historische Filmmaterial mache zudem die Vergangenheit wieder sichtbar und erlebbar.
Die aktuellen Spieltermine „Der Forggensee – ein neuer See im alten Bett“ sind im Filmhaus Bad Wörishofen am Mittwoch, 5. Juni, (bei Anwesenheit der Filmemacher), 9., 19., 24. und 30. Juni. Im Filmhaus Türkheim am Montag, 3. Juni, (mit Anwesenheit der Filmemacher), und am 11. und 30. Juni. Anfangszeiten unter www.filmhaus-huber.de. Weitere Aufführungen in den Filmhaus-Kinos sind geplant. Im Netz gibt es einen Trailer unter www.filmundtvkamera.de/forggensee
Sie haben nicht die Berechtigung zu kommentieren. Bitte beachten Sie, dass Sie als Einzelperson angemeldet sein müssen, um kommentieren zu können. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an moderator@augsburger-allgemeine.de.
Um kommentieren zu können, gehen Sie bitte auf "Mein Konto" und ergänzen Sie in Ihren persönlichen Daten Vor- und Nachname.
Bitte melden Sie sich an, um mit zu diskutieren.