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Türkheim: Auch die Gemeinde Türkheim stemmt sich gegen den geplanten Wertach-Probestau

Türkheim

Auch die Gemeinde Türkheim stemmt sich gegen den geplanten Wertach-Probestau

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    Schon vor mehr als zehn Jahren sorgte der geplante Probestau des Betreibers des Wasserkraftwerkes an der Wertach in Türkheim für Unruhe. Jetzt liegt erneut ein entsprechender Antrag für einen Probestau vor – an den Bedenken hat sich nichts geändert.
    Schon vor mehr als zehn Jahren sorgte der geplante Probestau des Betreibers des Wasserkraftwerkes an der Wertach in Türkheim für Unruhe. Jetzt liegt erneut ein entsprechender Antrag für einen Probestau vor – an den Bedenken hat sich nichts geändert. Foto: Manuela Antosch (Archivbild)

    Noch bis zum 15. Dezember können Einwände gegen den geplanten Probestau der Wertach beim Wasserkraftwerk Türkheim beim Landratsamt vorgebracht werden. Auch die Marktgemeinde

    Bislang zehn Einwendungen gegen den Wertach-Probestau in Türkheim

    Bislang sind beim Landratsamt schon zehn Einwendungen gegen den Bescheid des Landratsamtes Unterallgäu vom 9. Februar eingegangen, die dem Kraftwerk Türkheim die wasserrechtliche Bewilligung in Aussicht stellt, die Wertach zum Betrieb des Wasserkraftwerkes Türkheim bei Fluss-Kilometer 43,775 auf eine Höhe von 590 Meter über Normalnull aufstauen zu dürfen. Das entspricht einer Pegelerhöhung um 60 Zentimeter.

    Die Haushalte in Türkheim wurden jetzt von der Gemeinde informiert, die öffentliche Bekanntmachung des Landratsamtes wurde jetzt verteilt, wie Bürgermeister Christian Kähler auf Anfrage unserer Redaktion bestätigte. 

    Das Landratsamt Unterallgäu macht in diesem Infoblatt auch deutlich, dass die Behörde beabsichtigt, der Kraftwerk Türkheim GmbH für den geplanten zweijährigen Probestau der Wertach „eine auf zwei Jahre befristete, gehobene wasserrechtliche Erlaubnis zu erteilen“, heißt es dort wörtlich.

    Das Vorhaben werde „hiermit bekannt gegeben“ und es werde darauf hingewiesen, dass die Planunterlagen seit 2. November und noch bis einschließlich Donnerstag, 1. Dezember, beim Markt Türkheim sowie beim Landratsamt Unterallgäu während der Dienststunden zur Einsicht ausliegen, oder auf der Internetseite des Landratsamtes Unterallgäu unter www.landratsamt-unterallgaeu.de/aktuelles/bekanntmachungen einsehbar sind. Etwaige Einwendungen gegen das Vorhaben sind demnach bis spätestens 15. Dezember beim Markt Türkheim oder beim Landratsamt Unterallgäu schriftlich zu erheben. Mit Ablauf der Einwendungsfrist seien dann „alle Einwendungen ausgeschlossen, die nicht auf besonderen privatrechtlichen Titeln beruhen.

    Zusätzlich weist das Landratsamt darauf hin, dass Personen, die Einwendungen erhoben haben, von einem Erörterungstermin durch öffentliche Bekanntmachung benachrichtigt werden können, wenn mehr als 50 Benachrichtigungen vorzunehmen sind. Sollte ein Antragsteller beim Erörterungstermin nicht teilnehmen, könne auch ohne ihn verhandelt werden und die Zustellung der Entscheidung kann über die Einwendungen durch öffentliche

    Kraftwerk Türkheim könnte durch Wertach-Probestau zusätzlich 160 Haushalte mit emissionsfreiem Strom versorgen

    Auf der Internetseite des Landratsamtes findet man alle Gutachten, die als Grundlage für den Bescheid des Landratsamtes dienen. Unter anderem kann man dort herauslesen, dass durch die Erhöhung des Pegels der Wertach „in Aussicht gestellte regenerative und schadstofffreie Energieerzeugung“ bei geschätzt rund 600.000 Kilowattstunden im Jahr betragen könnte.

    Das sei „durchaus erheblich“ und könne rund 600.000 Kilogramm klimaschädliches Kohlendioxid im Jahr einsparen, heißt es unter anderem im Gutachten des Büro für Gewässerökologie und Fischbiologie (Pilsting), das im Auftrag der Kraftwerk Türkheim durchgeführt wurde. Mit der Mehrerzeugung können demnach rund 160 Haushalte zusätzlich mit emissionsfreiem Strom aus Wasserkraft versorgt werden.

    Auch Kraftwerksbetreiber Alois Ruf (Pfaffenhausen) hatte bei der jüngsten Gemeinderatssitzung unter anderem mit den ökologischen Vorteilen für das Vorhaben geworben.

    Gutachter Dr. Manfred Holzner kommt unter anderem zu dem Schluss, dass dieser Staubereich durch den Höherstau „keine erkennbare wesentliche Veränderung seiner bereits bestehenden Lebensraumbedingungen erfährt“. Abschließend heißt es in dem Gutachten: „Insgesamt kann aus Fisch- und Gewässerökologischer Sicht ein Höherstau in diesem technischen Umfeld an der Wertach toleriert werden. Die erkennbaren Vorteile überwiegen die für die Fische wenig relevanten geringfügigen Veränderungen. Zudem kann eine erhebliche Steigerung der Produktion von elektrischer Energie aus Wasserkraft in Aussicht gestellt werden.“

    Im Türkheimer Gemeinderat präsentierte Diplom-Geologe Udo Bosch aus Markt Rettenbach, dessen Gutachten ebenfalls im Auftrag der Wasserkraftwerk Türkheim GmbH von Alois Ruf erstellt worden war. Sein Fazit war „Wir können den Versuch wagen!“ Durch das „engmaschige Netz an Messstellen“ sei für ihn als Gutachter ersichtlich, dass es „durchaus verantwortbar ist, auf diese Weise mehr Energie zu gewinnen.“ Im Türkheimer Gemeinderat stieß der zunächst versuchsweise geplante Wertach-Probestau auf wenig Begeisterung.

    Wie die Anlieger im Bereich Angererstraße kündigte auch Marktbaumeister Christian Schinnagel juristische Schritte und eigene Gutachten gegen den Probestau an. Zu groß sind die Bedenken bei den betroffenen Anliegern wegen möglicher Risiken für ihre Grundstücke und Gebäude. Schinnagel sieht Gefahren für die Kläranlage der Gemeinde.

    Bürgermeister Christian Kähler schlug daher einen „Runden Tisch“ vor, um Chancen und Risiken noch einmal in aller Ruhe und ohne Zeitdruck genau unter die Lupe nehmen zu können: „Wir müssen die Unsicherheit rausbringen“, so Kähler.

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