Das Treppenhaus sieht noch ein bisschen nach Rohbau aus. Die Büros, zu denen es führt, riechen nach dem neuen Teppichboden – und nach der Leberkässemmel, die sich einer der Mitarbeiter gerade schmecken lässt. Er ist einer der ersten, die hier im neuen Servicecenter des Möbelgiganten XXXLutz in Stetten mit der Arbeit begonnen haben. Es hat vor Kurzem seinen Betrieb aufgenommen – obwohl das Anwohnerinnen und Anwohner gerne verhindert hätten.
Sie hatten Unterschriften gegen das Servicecenter gesammelt, das in ihren Augen mit einer Gesamtfläche von rund 17.000 Quadratmeter zu groß ist für das kleine Gewerbegebiet und zu viel Verkehr in die Bahnhofstraße bringt. Zwei Anwohner hatten sogar versucht, den Bau mit einer Klage vor dem Verwaltungsgericht in Augsburg zu verhindern, allerdings ohne Erfolg. Bernd Hoffmann, der das Servicecenter nun leitet, ficht das jedoch nicht an. Bei seinen Vorstellungsbesuchen in der Nachbarschaft hätten die Anwohnerinnen und Anwohner positiv reagiert. Pressesprecher Volker Michels stellt ihnen außerdem einen Tag der offenen Tür in Aussicht. „Wir wollen ja zeigen, was wir machen“, sagt er.
Die Mitarbeitenden im Servicecenter in Stetten kümmern sich um alles, was nach dem Möbelkauf ansteht
Und das ist eine Menge: In Stetten liefert der Großhandel die Möbel und Elektrogeräte an, die am nächsten Tag von dort zu den Kundinnen und Kunden im Raum Kempten, Memmingen und Friedrichshafen gebracht werden. Von hier starten Montageteams und Servicemitarbeiter, in den Büros werden die Touren geplant und Reklamationen bearbeitet. „Im Grunde kümmern wir uns hier für unsere Kunden um alles, was nach dem Kauf und für die Lieferung und Montage kommt“, erklärt Volker Michels. Außerdem gibt es in Stetten ein Schulungszentrum für die Auszubildenden und die Möbelmonteure.
Noch sind nicht alle der 75 vorgesehenen Stellen besetzt, sagt Bernd Hoffmann. „Wir suchen noch in allen Bereichen, auch Auszubildende.“ In der Lagerlogistik, der Möbelmontage, dem Kundenservice und auch in der Verwaltung. Etwa 20 Mitarbeiter werden aus einem kleineren XXXL-Servicecenter im Duracher Ortsteil Weidach nach Stetten umziehen. Es war nur angemietet und wird nun geschlossen.
"Der Verkehr wird sich für ein Logistik-Center in Grenzen halten", glaubt der Leiter des Stettener Servicecenters
Bernd Hoffmann führt in das Lager, das den mit Abstand größten Teil des 6500 Quadratmeter großen Servicecenters ausmacht: die Lagerfläche mit den Hochregalen misst rund 12.000 Quadratmeter. Fünf bis maximal zehn Lastwagen pro Tag sorgen dafür, dass es gefüllt ist. Zu den Kundinnen und Kunden kommen die Waren dann mit 7,5 Tonnern, die morgens an einem der 18 Auslieferungstore beladen werden. Am Abend kehrt etwa die Hälfte der Flotte wieder nach Stetten zurück, die übrigen sind noch einen Tag länger auf Tour. „Der Verkehr wird sich für ein Logistik-Center in Grenzen halten“, glaubt Bernd Hoffmann.
Angefahren werden soll das Gelände ausschließlich über den Schleifwegacker, um die Verkehrssituation in der Bahnhofstraße – in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof und des Pendlerparkplatzes – zu entschärfen. Damit Letzterer nicht von wartenden Lastwagenfahrern und -fahrerinnen blockiert wird, können sie auch außerhalb der Öffnungszeiten auf dem Betriebsgelände parken und haben dort zudem Zugang zu sanitären Anlagen.
XXXLutz hat wie andere Möbelunternehmen von der Pandemie profitiert
Bei der Vorstellung des neuen Hauses betont Pressesprecher Volker Michels, wie wichtig dem Unternehmen der Mensch sei, sowohl die Mitarbeitenden als auch die Kundinnen und Kunden. „Wenn’s Probleme gibt, finden wir gemeinsam pragmatische Lösungen“, sagt er. XXXLutz sei an anderen Firmenstandorten auch lokal sozial engagiert und fördere dort beispielsweise Vereine. Auch in Stetten gebe es da bestimmt verschiedene Möglichkeiten.
Wie andere Möbelunternehmen hat auch XXXLutz, der zu den größten der Branche gehört, von der Pandemie profitiert: Viele hätten die vergangenen zwei Jahre genutzt, um sich neu einzurichten, sagt Volker Michels. Das Servicecenter in Stetten ist das 30. des Unternehmens in Deutschland. Insgesamt ist es mit über 350 Einrichtungshäusern in 13 Ländern vertreten und weist einen Jahresumsatz von 5,34 Milliarden Euro aus.