Startseite
Icon Pfeil nach unten
Mindelheim
Icon Pfeil nach unten

Stetten: Gesprengter Geldautomat: Bei der Bank war man sich der Gefahr bewusst

Stetten

Gesprengter Geldautomat: Bei der Bank war man sich der Gefahr bewusst

    • |
    In der Nacht auf Freitag haben Unbekannte einen Geldautomaten einer Bank in Stetten gesprengt.
    In der Nacht auf Freitag haben Unbekannte einen Geldautomaten einer Bank in Stetten gesprengt. Foto: AOV

    Der Knall mitten in der Nacht war im halben Ort zu hören. Unbekannte Täter hatten am frühen Freitagmorgen gegen 2.45 Uhr den Geldautomaten der Genossenschaftsbank in Stetten gesprengt. Die Tat folgte einem Muster, das in den vergangenen Monaten in ganz Deutschland Banken getroffen hat. Auch bei der Genobank war man sich der Gefahr bewusst, erst vor wenigen Tagen gab es ein Gespräch mit der Polizei darüber - doch die Täter waren schneller. Sie richteten einen hohen Schaden an. Und die Bank benennt zwei weitere gefährdete Geldautomaten.

    Zeugen haben beobachtet, wie sich die Täter nach der lautstarken Explosion mit einem dunklen Pkw in Richtung Norden aus dem Staub gemacht haben. Die Polizei vermutet, dass sie über die nahegelegene Autobahn A96 die Flucht angetreten haben. 

    Das LKA ermittelt nun in Sachen Geldautomaten-Sprengung

    Das Bayerische Landeskriminalamt hat die Ermittlungen übernommen. Genaue Untersuchungen des Sprengstoffs sollen in den kommenden Tagen im Kriminaltechnischen Institut des LKA in München stattfinden.

    Das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West und das Landeskriminalamt bitten die Bevölkerung um Mithilfe. Insbesondere folgende Fragen stellen sich:

    • Wem sind in den Nachtstunden im Bereich der Hauptstraße 8 in Stetten verdächtige Personen aufgefallen?
    • Wer hat im Vorfeld in der näheren Umgebung verdächtige Wahrnehmungen gemacht, die im Zusammenhang mit der Sprengung des Geldautomaten stehen könnten? Wer kann sonst sachdienliche Hinweise zur Tat, den Tätern oder dem Fluchtfahrzeug geben?

    Hinweise nimmt das Bayerische Landeskriminalamt unter der Telefonnummer 089/1212-0 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.

    Genobank-Chef Jall war schockiert über die Brutalität der Täter

    Der Vorstand der Genossenschaftsbank Unterallgäu, Anton Jall, sagte, ihn habe schockiert, mit welcher Brutalität die Täter vorgegangen sind. Die Wucht der Explosion war so groß, dass die Eingangstür des Gebäudes 30 Meter weit weg geschleudert wurde. Eine Zwischenwand fehlt. Am Gebäude, in dem die Genobank Mieter ist, entstand nach ersten Schätzungen ein Schaden über 100.000 Euro, am Geldautomaten einer über weitere 50.000 Euro. Den Tätern fiel offenbar nur wenig Geld in die Hände.

    Wiederholt ist es in den vergangenen Monaten zu solchen Sprengungen von Geldautomaten gekommen. Im September traf es die Sparkasse in Sontheim. Auch dort liegt die Autobahn A96 nur einen Katzensprung entfernt. Die Sparkasse Schwaben-Bodensee hat daraufhin die Geldautomaten aufgerüstet. Wie in Stetten hat die Explosion auch in Sontheim großen Schaden verursacht. Die Täter von Sontheim waren vermutlich mit einem Audi geflohen. Im Unterallgäu kam es bereits in Woringen, Heimertingen, Wolfertschwenden und Memmingen zu ähnlichen Angriffen auf Geldautomaten.

    Was die Banken vorbeugend gegen Automaten-Sprengungen tun

    Die Banken arbeiten fieberhaft zusammen mit der Polizei an Lösungen, um es den Tätern unmöglich zu machen, an das Geld heranzukommen. Die Sparkasse Schwaben-Bodensee setzt in einzelnen Fällen auf einen Nachtverschluss. Bisher waren die Selbstbedienungs-Zonen 24 Stunden lang geöffnet, Kundinnen und Kunden konnten sich so auch in der Nacht zum Beispiel Geld vom Automaten ausgeben lassen. Das ändert sich nun. „Aktuell ist der Nachtverschluss an den Geldautomaten-Standorten Bad Grönenbach, Fellheim, Memmingerberg, Benningen und Lautrach umgesetzt“, teilt Andreas Radmüller, der Pressesprecher der Sparkasse Schwaben-Bodensee, auf Anfrage unserer Redaktion mit.

    Im Fellheimer Fall hatte auch das Gemeindeoberhaupt Reinhard Schaupp die Bürgerinnen und Bürger informiert. In der Kommune bleibt das Rathausgebäude zur Nachtzeit – also von 23.30 bis 5.30 Uhr – verschlossen, so der Bürgermeister. Das ist in Absprache mit der Sparkasse Schwaben-Bodensee geschehen.

    „In den kommenden Wochen und Monaten ist geplant, einen Nachtverschluss auch an weiteren Standorten vorzunehmen“, so Sprecher Andreas Radmüller und ergänzt zu den neuen Verschlusszeiten: „Wir haben in der Vergangenheit kaum Transaktionen unserer Kunden wahrgenommen.“

    Was die Sparkasse getan hat, um Sprengungen zu verhindern

    Die Sparkasse Schwaben-Bodensee nehme auf Basis einer Risikoanalyse erhebliche Investitionen in zusätzliche Sicherungsmaßnahmen an Geldautomaten-Standorten vor. Dazu zählt laut dem Sparkassen-Pressesprecher auch die Färbetechnologie. Bedeutet: Farbpatronen werden installiert, die bei einer Sprengung explodieren und die Scheine unbrauchbar machen.

    In Bayern wurden heuer bereits 17 Geldautomaten gesprengt. Darunter waren auch vier Geräte in Memmingen und dem Unterallgäu. Neben Woringen handelte es sich um Automaten in Wolfertschwenden und Memmingen. Im Verdacht stehen Banden aus den Niederlanden.

    Es fang ein "Runder Tisch Geldautomatensprengungen" statt

    Bei der Genossenschaftsbank Unterallgäu war man sich der grundsätzlichen Gefahr bewusst. Erst vor wenigen Tagen berieten sich Vertreter der Bank mit der Kripo Memmingen und Neu-Ulm. Da die Aufbrüche zunehmend mit hochexplosivem Sprengstoff erfolgen, birgt dies neben erheblichen Sachschäden auch besonders hohe Gefahren für Leib und Leben unbeteiligter Personen, teilte die Bank mit. Unter Federführung des Bundesinnenministeriums fand auf Bundesebene ein sogenannter „Runder Tisch Geldautomatensprengungen“ statt.

    Beteiligt waren alle Bankenverbände, die Bundesbank, die Versicherungen und die Behörden. Banken sollen neben Gebäudeschutzmaßnahmen ihre Bargeldhöchstbestände reduzieren und Nebelsysteme sowie Einfärbe- oder Klebesysteme für den Fall einer gewaltsamen Öffnung in den Automaten einsetzen. Dadurch soll eine möglichst große Abschreckungswirkung erzielt werden.

    In Stetten waren die Täter schneller als die Bank

    In Stetten konnten diese Empfehlungen noch nicht umgesetzt werden. Die Bank hat den Wettlauf in diesem Fall verloren. Weil die Genobank künftig im neuen Gemeindezentrum Platz finden soll, „werden wir uns noch intensiv damit beschäftigen, wie wir das Gebäude noch besser schützen können“, sagte Anton Jall. 

    In dem Gebäude in Stetten wohnt niemand. Wäre das der Fall gewesen, würde die Kripo den Anschlag als versuchten Mord untersuchen.

    Bei der Genossenschaftsbank werden zwei weitere Geldautomaten als besonders gefährdet eingestuft. Das sind die Geräte in Kirchdorf und Stockheim. Jall kündigte an, diese vorerst außer Betrieb nehmen zu wollen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden