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Zwei Mindelheimerinnen sind im Speerwurf erfolgreich.

Leichtathletik

Mutter und Tochter aus Mindelheim sind im Speerwurf eine Macht

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    Nicole (vorn) und Kathrin Mörstedt vom TSV Mindelheim zählen zu den besten Speerwerferinnen Bayerns.
    Nicole (vorn) und Kathrin Mörstedt vom TSV Mindelheim zählen zu den besten Speerwerferinnen Bayerns. Foto: Axel Schmidt

    Der Speerwurf zählt zu den ältesten Disziplinen im olympischen Wettkampfkalender. Bereits in der Antike traten Athleten gegeneinander an und versuchten, ihren Speer so weit wie möglich zu werfen. Bei den Olympischen Spielen der Neuzeit ist diese Leichtathletik-Disziplin seit 1908 fester Bestandteil. Beim TSV Mindelheim gibt es ein Mutter-Tochter-Duo, das sich diesem Sport verschrieben hat.

    Es ist ein sonniger, windstiller Nachmittag im Mindelheimer Julius-Strohmayer-Stadion. Perfekte Bedingungen für Sportler, die einer der ursprünglichsten Leichtathletik-Disziplinen nachgehen: Kathrin und Nicole Mörstedt haben ihre Sportgeräte in einer langen, schmalen Tasche mitgebracht. Fünf Speere befinden sich darin, zwischen 500 und 800 Gramm wiegt jeder von ihnen. „Je nach Altersklasse ist der Speer schwerer“, erklärt Kathrin Mörstedt.

    Kathrin Mörstedt holt in Aichach ihre achte bayerische Meisterschaft

    Die Dermatologin aus Mindelheim wirft bei Meisterschaften mit einem 500-Gramm-Speer. Und das ziemlich weit. Zuletzt, bei den bayerischen Meisterschaften der Senioren in Aichach im Juni, holte sie sich den Titel in der Altersklasse W55. Mit der persönlichen Bestweite von 33,87 Metern gewann sie den Wettkampf. Am Ende lag sie fast zwölf Meter vor der Zweitplatzierten. „Eigentlich mache ich den Sport nur noch nebenher“, sagt die 55-Jährige. Probleme mit der Bandscheibe und der Schulter ließen nicht mehr zu, sagt sie.

    Wenn dann aber eine bayerische Meisterschaft in der Nähe stattfindet, ist ihr Ehrgeiz geweckt. Immerhin hat Kathrin Mörstedt eine äußerst sportliche Vita: Mit 13 Jahren hat sie mit der Leichtathletik beim TV Immenstadt begonnen, sammelte in ihrer aktiven Karriere acht bayerische, neun schwäbische Meistertitel, dazu 31 Allgäuer Meisterschaften und zwei Bronzemedaillen bei der deutschen Meisterschaft. Nicht immer nur mit dem Speer - Hochsprung und der Siebenkampf waren außerdem ihre bevorzugten Disziplinen.

    Speerwurf ist das Zusammenspiel von Technik und Kraft

    Doch was ist das besondere am Speerwurf? „Es ist dieses Zusammenspiel aus Technik und Kraft. Man muss dabei das richtige Mittelmaß finden“, sagt sie. „Man kann ganz viel falsch machen.“ Doch wenn man an den nötigen Stellschrauben arbeitet und in der Lage ist, den Speer technisch einwandfrei in die Luft zu werfen, „dann sieht das einfach wunderschön aus, wie der Speer fliegt“.

    Seit acht Jahren ist sie in der Leichtathletikabteilung des TSV Mindelheim. Es war die Zeit, als ihre Tochter Nicole den Weg zur Leichtathletik fand. „Ich bin so etwas wie der Personal-Trainer von Nicole“, sagt Kathrin Mörstedt und schmunzelt. Es zahlt sich aus, denn auch ihre Tochter zählt mittlerweile zu den besten Speerwerferinnen Bayerns. Bei der bayerischen U20-Meisterschaft gewann sie in ihrer Lieblingsdisziplin in diesem Jahr die Silbermedaille. In Erding warf sie den Speer, der bei ihr 600 Gramm wiegt, 36,48 Meter weit.

    Das ist deutlich unter ihrer Bestweite von 41 Metern, aber „bei Meisterschaften sind die Weiten immer schlecht“, sagt Kathrin Mörstedt. Das sei die Regel. Generell waren die Weiten bei der „Bayerischen“ nicht sonderlich gut. Auch die Siegerin, Ausnahmewerferin Ronja Melzner aus München, blieb mit 43,85 Metern fast sieben Meter hinter ihrer Saisonbestleistung. Mit der Silbermedaille ist Nicole Mörstedt, die vor wenigen Wochen ihr Abitur bestanden hat, dennoch zufrieden.

    Beim Anlauf verletzt sich Nicole Mörstedt schwer am Knie

    Vor allem mit Blick auf die jüngere Vergangenheit. Vor zwei Jahren hatte sie sich eine schwere Knieverletzung zugezogen - ausgerechnet beim Speerwurf. „Es ist beim Anlauf passiert“, sagt sie. Dabei hat sie das volle Programm erwischt: Kreuzbandriss und Meniskusriss. Ausgerechnet zur Corona-Zeit, sodass an Sport im Freien nicht zu denken war. „Ich habe stattdessen viel gemalt und mich auf das Aufbautraining konzentriert“, erzählt sie. Mittlerweile ist wieder alles gut verheilt, das Knie bremst die 18-Jährige nicht mehr aus.

    Was nach dem Abitur kommt, weiß sie noch nicht genau. Möglicherweise tritt sie auch hier in die Fußstapfen ihrer Mutter und studiert Medizin. München oder Wien würde sie als Studienort reizen. Von der Möglichkeit, vor Ort dann bei einem Topverein trainieren zu können, wird sie ihre Entscheidung aber nicht abhängig machen. „Das spielt eine eher untergeordnete Rolle für mich“, sagt sie. „In den großen Städten gibt es genug Vereine, bei denen du trainieren könntest“, pflichtet ihre Mutter bei.

    Ein Traum hat sich allerdings nicht verwirklicht, und daran war keine Verletzung schuld. „Ich wäre gerne als Volunteer zu den Olympischen Spielen nach Paris gefahren“, erzählt Nicole Mörstedt. Doch daraus wurde nichts, weil sie ein halbes Jahr zu späte auf die Welt kam. „Sie hätte bereits bei der Anmeldung im Dezember 18 Jahre alt sein müssen“, sagt Kathrin Mörstedt. Statt vor Ort Besucher zu betreuen, Akkreditierungen auszugeben oder Wettkampfstätten herzurichten, wird sie die Sommerspiele zusammen mit ihrer Mutter eben am Bildschirm verfolgen. Und den deutschen Speerwerfern - Max Dehning, Julian Weber und Christin Hussong - die Daumen drücken, dass sie in Paris möglichst weit vorne landen.

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