Bis zuletzt konnte die Turnabteilung des TSV Mindelheim das Geheimnis für sich behalten: Denn erst als Hartmut Eichner die Treppe zur Sporthalle über dem Hallenbad hochging, dämmerte es ihm, dass an diesem Abend doch etwas Größeres anstand als nur ein Treffen mit der Leitung der Turnabteilung.
Zahlreiche Turnerinnen und Turner, Freunde und Wegbegleiter des 83-jährigen „Turnvaters“ des TSV Mindelheim waren gekommen, um ihm einen gebührenden Abschied zu bereiten. In über 60-jähriger Tätigkeit in den verschiedensten Funktionen, sei es als Vorturner, Trainer, Funktionär und Mädchen für alles hatte Eichner die Turnabteilung des TSV Mindelheim geprägt, wie kein anderer vor ihm.
Weggefährten und Kollegen loben Eichners Pflichtbewusstsein
„Er war das Gesicht der Mindelheimer Turner“, sagte Mitko Pertemov, Vorsitzender des Gesamtvereins, in seiner Laudatio auf Eichner. Als Fahnenträger habe er die Werte des Vereins - Respekt, Pflichtbewusstsein, Ehre - vorgelebt, so Pertemov über Eichner. „Wir verabschieden dich voller Hochachtung“, sagte der Vorsitzende, ehe ein langgehegter Wunsch Eichners in Erfüllung ging: die offizielle Übergabe der Vereinsfahne in jüngere Hände. Adrian Weigele, Leo Weigele und Robin Weidener nahmen die Fahne und die Schärpen der bisherigen Fahnenabordnung um Hartmut Eichner entgegen.
Auch die weiteren Redner des Abends, 3. Bürgermeister Roland Peter, Abteilungsleiterin Ulli Hofmann und der stellvertretende BLSV-Kreisvorsitzende Thilo Mang würdigten Eichners langjähriges Engagement. „Du warst schon Übungsleiter, da war ich noch nicht einmal geboren“, sagte Mang und überreichte Eichner die Medaille für herausragende Leistungen des Bezirks Schwaben.
Es war nicht die einzige Auszeichnung, die Hartmut Eichner an diesem besonderen Abend erhielt: Sein Nachfolger im Amt des Vorsitzendes des Turnuntergaues Unterallgäu, Manfred Münsch, überreichte zum einen die Ehrennadel in Gold mit Kranz des Bayerischen Turnverbandes für 60-jährige Vereinstätigkeit, zum anderen die Urkunde des Turnuntergaus für 60-jährige Übungsleitertätigkeit. „Obwohl ich aus Boos kam, bin ich praktisch mit Hartmut aufgewachsen. Er war einfach immer da“, sagte Münsch, der 2017 den Vorsitz im Turnuntergau von Eichner übernahm.
Die Turner des TSV Mindelheim lassen sich viele Einlagen einfallen
Wie prägend Hartmut Eichner für den TSV Mindelheim war, bewiesen die vielen Einlagen der Turnabteilung, die sein Wirken Revue passieren ließ: So war er nicht nur Übungsleiter und Funktionär, sondern initiierte einst die Maiwanderungen, trug 1972 die olympische Flamme beim Fackellauf und war im Jahr 1976 Gründungsmitglied der Mindelheimer Fahnenschwinger (und kann immer noch mit der Fahne umgehen, wie er beweisen durfte).
Peter Dolp ließ die Gäste mit einigen Schätzfragen um die imposante Leistung Eichners wissen. So habe Eichner beim TSV Mindelheim rund 7000 Trainingsstunden abgehalten (und dabei die Turnjugend gerne dazu angehalten, sparsam mit dem Magnesia umzugehen) und dabei eine Strecke von rund 164 Kilometern mit Matten ausgelegt. Die von Dolp und einigen Nachwuchsturnern nachgestellte Eichner‘sche Turnstunde sorgte für so manchen Lacher, die Damen der Mittwochsgruppe luden Eichner und Co. zum Mitmachtanz ein und die Nachwuchsturner zeigten schließlich noch ihr Können im Bodenturnen.
Origineller Schluss des Ehrungsabends war schließlich das menschgewordene „Danke Hartmut“, das die Turnabteilung gymnastisch umsetzte. Der so Gefeierte genoss den Abend in der ersten Reihe im Kreise seiner Familie in vollen Zügen. „Ich wusste wirklich nichts davon und war sehr überrascht“, sagte Eichner am Ende. „Es war ein wunderschöner Abend, den ich sehr genossen habe.“
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