Simon Schröder aus Bad Wörishofen war auf der Segelflug-Weltmeisterschaft in Texas der jüngste und einer der erfolgreichsten Teilnehmer. „Es war schon cool und ich bin happy über das Erlebnis“, erzählt der Vizeweltmeister in der 18-Meter-Klasse und Goldmedaillengewinner im Team, doch ein Wermutstropfen bleibt.
Besser hätte es für das deutsche Segelflug-Team auf der Weltmeisterschaft in Uvalde im US-Bundesstaat Texas kaum laufen können: Team-Gold, jeweils Gold und Silber in der 18-Meter-Klasse sowie in der Offenen Klasse, dazu ein achter Platz im Doppelsitzer. Der beim Wettbewerb noch 27-jährige Simon Schröder und der 31-jährige Stefan Langer starteten für Deutschland in der 18-Meter-Klasse. „Da haben Deutsche noch nie eine Medaille gewonnen auf der WM, weil die internationale Konkurrenzdichte so hoch ist“, betont Schröder. Deshalb war die Freude über Gold und Silber im 32 Teilnehmer starken Feld besonders groß gewesen.
Einen kleinen Wermutstropfen hinterlasse der zweite Platz bei ihm persönlich dennoch. „Wenn man schon mal Erster war, will man natürlich immer wieder gewinnen“, erzählt er mit einem Augenzwinkern, doch die Materialwahl wollte es anders. „Im direkten Vergleich zu meinem Teampartner habe ich gesehen, dass ich von der Performance her den falschen Flieger mitgenommen habe.“ Sein Wettbewerbsflugzeug sei aufgrund eines neuen Antriebssystems mit Elektromotor ein Prototyp gewesen, vor allem in den ersten Tagen habe er erhebliche technische Probleme gehabt. Zudem sei das Flugzeug eher auf das langsamere europäische Wetter optimiert gewesen. „Es hat sich angefühlt, wie wenn man ein Kartrennen fährt und man in einem Kart sitzt, das nicht so gut beschleunigt wie die anderen“, erklärt er.
Fliege man in Europa an guten Tagen im Schnitt 120 bis 130 Kilometer pro Stunde, habe man in Texas das schnellste und beste Wetter, das man sich beim Segelfliegen vorstellen könne. Da das Meer nicht allzu weit entfernt sei, habe man genau den richtigen Mix aus hoher Temperatur und Feuchtigkeit. „Das war eigentlich ideal, so gut wie ich es noch nie erlebt habe.“ Durchschnittsgeschwindigkeiten zwischen 150 und 160 Kilometern pro Stunde und regelmäßige Geradeausflüge mit über 200 Kilometern pro Stunde seien an allen elf Wettbewerbstagen die Regel gewesen. „Das ist für hier unvorstellbar schnell, es war schon cool und vom Segelfliegerischen wirklich so, wie wir es uns vorgestellt haben.“
Bei seinem in Europa top konkurrenzfähigen Lieblingsflugzeug sei er einfach zu optimistisch gewesen, weiß er heute, dennoch kämpfte er sich am Ende auf einen hervorragenden zweiten Platz. Ein großer Vorteil sei gewesen, das Segelflugzeug nach der WM bei einem Kunden vor Ort lassen zu können und den Rücktransport nicht finanzieren zu müssen. Denn: Eine Übersee-Weltmeisterschaft koste mindestens 10.000 Euro, die er aus eigener Tasche finanzieren müsse, hinzu kommen die vielen notwendigen Urlaubstage für den dreieinhalbwöchigen Aufenthalt, der auch eine notwendige Trainingswoche vor Ort enthalte. „Es gibt keine Unterstützung vom Verband und die Sponsorensuche ist superschwierig im Segelflug“, gibt er zu bedenken, da es keine Sportart sei, die Zuschauer anziehe.
„Ich wäge schon längere Zeit immer ab zwischen dem Kosten-Spaß-Faktor“, erzählt er, weshalb er darüber nachdenke, sich nach seiner vierten WM-Teilnahme ein wenig aus der Wettbewerbsfliegerei zurückzuziehen. „Ich kann hier in Deutschland eine ganze Saison für unter 500 Euro fliegen, mit gigantischen Flügen. Und dort bezahle ich für zwei Wochen, die insgesamt auch fordern und anstrengen, rund 10.000 Euro“, sagt er. So viel Geld für den Erlebniswert auszugeben, sei schon „ein bisschen crazy“, reflektiert er erfrischend ehrlich, „und wenn ich ehrlich zu mir bin, vielleicht macht man das dann auch ein bisschen, um sein Ego zu befriedigen und auf dem Wettbewerb zu gucken, wie gut ich wirklich bin oder den anderen zu zeigen, dass man gut ist.“ Von der Leistung her könne er sowohl bei der Weltmeisterschaft der Standardklasse als bei der Weltmeisterschaft der 18-Meter-Klasse starten. „Weil ich das aus eigener Tasche bezahlen muss, trete ich auf jeden Fall nur noch in einer Klasse an, das ist der Plan“. In welcher Klasse, stehe noch in den Sternen.
Der ersten Mannschaft des Segelflugvereins Bad Wörishofen, die kürzlich auch durch Schröders maßgebliche Beteiligung die 1. Bundesliga im Streckensegelflug gewann und Deutscher Meister wurde, bleibe er auf jeden Fall erhalten. „Es war eigentlich ein Sensationssieg, viel sensationeller für mich als meine persönlichen Erfolge“, sagt er, „weil wir mit der Pilotenanzahl von circa zehn Piloten David gegen Goliath waren“. Als von den anderen unterschätzter Aufsteiger aus der 2. Bundesliga auf Anhieb Deutscher Meister in der 1. Bundesliga zu werden, sei einfach Wahnsinn gewesen. Im nächsten Jahr den Titel zu verteidigen, sei ein Traum für ihn. „Ziel ist es, wieder Erster zu werden.“ Doch eines ist Simon Schröder noch viel wichtiger als der Erfolg. „Das Schönste an der Weltmeisterschaft war, dass alles unfallfrei abgelaufen ist und alle glücklich wieder heimfahren konnten.“
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