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Handball: Wie eine Dirlewanger Familie im Wohnzimmer Handball trainiert

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Wie eine Dirlewanger Familie im Wohnzimmer Handball trainiert

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    Ein „typischer“ Trainingsabend im Wohnzimmer von Familie Lewe: Mama Stefanie sitzt am Computer und gibt die Anweisungen für die jeweiligen Übungen: Ihre Söhne Paul (Mitte) und Titus (rechts, „mit den Sockenbällen“) machen diese dann vor der Kamera des zweiten Laptops für die Community vor.
    Ein „typischer“ Trainingsabend im Wohnzimmer von Familie Lewe: Mama Stefanie sitzt am Computer und gibt die Anweisungen für die jeweiligen Übungen: Ihre Söhne Paul (Mitte) und Titus (rechts, „mit den Sockenbällen“) machen diese dann vor der Kamera des zweiten Laptops für die Community vor. Foto: Philip Lewe

    Die Halle ist mein Wohnzimmer – ein Spruch, den Handballer gerne verwenden, um zu zeigen, dass ihr Sport gleichzeitig zu ihrem Lebensmittelpunkt gehört. Umgekehrt hört sich der Satz erst einmal komisch an: Mein Wohnzimmer ist die Halle. Aber er wird in diesen Tagen ungleich wahrer.

    Denn der Bayerische Handballverband (BHV) versucht seit einiger Zeit, seine aktiven Mitglieder über Online-Training weiter für den Handballsport zu begeistern. Schließlich fürchten Verband und Vereine mit jedem Tag Lockdown mehr, dass die Zahl der aktiven Spieler – vor allem im Jugendbereich – schmilzt.

    Der VfL Günzburg ist einer der teilnehmenden Vereine

    Dagegen soll nun HOT, das Handball-Online-Training, helfen. Dazu braucht es engagierte Übungsleiter. Fündig wurde der BHV bei zehn bayerischen Vereinen aus den drei Bundesligen sowie Jugendbundesligen. Einer davon ist Drittligist VfL Günzburg. Und dort spielt der Dirlewanger Paul Lewe in der Bayernligamannschaft der C-Jugend.

    Dort ist seine Mutter Stefanie die Trainerin. Sie hat bereits einige Erfahrungen mit Online-Training gesammelt. „Während des ersten Lockdowns habe ich beim VfL Günzburg schon ein Online-Training angeboten, ab dem zweiten Lockdown nun auch bei meinem Heimatverein TSV Mindelheim“, sagt Lewe. Aufgrund dessen wurde sie nun vom VfL Günzburg dazu auserkoren, den Verein beim BHV-Online-Training zu vertreten. „Das ist dann schon etwas anderes, als wenn man seine bekannten 14, 15 Gesichter vor sich hat, oder plötzlich 300 Spieler aus ganz Bayern. Und das dann auch noch live.“

    Der Andrang war enorm. „Zu Beginn ist der BHV regelrecht überrannt worden“, erinnert sich Lewe an den ersten HOT-Auftritt vor rund zwei Wochen. Der Verband habe gleich einen Techniker kommen lassen, um die Plattform stabiler aufzubauen. „Man merkt, dass die Nachfrage da ist, etwas für sich zu tun“, sagt Lewe.

    Stefanie Lewe bietet auch in Günzburg und Mindelheim Online-Training an

    Im zweiwöchigen Rhythmus ist sie mit ihren Trainingsstunden beim BHV dran, beim TSV Mindelheim und VfL Günzburg bietet sie das Training jede Woche an, ihre Söhne Paul (14) und Titus (12), geben dann die „Vorturner“, wie Lewe es nennt.

    „Wir machen viel mit dem eigenen Körpergewicht“, sagt Paul Lewe. Kraft- und Koordinationsübungen wie die obligatorischen Liegestütze oder Übungen für die Hand-Augen-Koordination finden sich im Trainingsplan der Lewes wieder. Das Training darf nicht raumintensiv sein, meint Paul Lewe. Denn nicht jeder habe einen eigenen Kellerraum oder ein großes Wohnzimmer, das als Ersatzhalle herhalten könne. Um das heimische Mobiliar zu schonen, werden für Wurfübungen außerdem lieber Sockenpäckchen statt Bälle genommen.

    Der Trainingsplan ist grundsätzlich eher für die jüngeren Handballer ausgerichtet. „Es nehmen aber alle Altersgruppen teil“, sagt Paul Lewe. „Für die Älteren ist es halt manchmal etwas leichter. Trotzdem sind die 45 Minuten dann schon anstrengend.“ Die Ideen sammelt Stefanie Lewe aus ihrer eigenen Erfahrung oder dem Internet. Grundsätzlich aber stellt jeder HOT-Trainer seine Trainingsstunde selber zusammen. „Das bietet die nötige Abwechslung“, sagt Paul Lewe. Dabei sei es anstrengender als in der Halle, sagt seine Mutter. „Im Online-Training muss ich jeden Schritt kommentieren. Man ist nur am Reden“, sagt sie und lacht.

    Trainer können nicht korrigierend eingreifen

    Ob die Teilnehmer die Übungen letztlich richtig machen, könne man nicht nachvollziehen. Korrigierend eingreifen können die Trainer wegen der großen Zahl der Teilnehmer nicht. Allerdings liegt es ja im Interesse der Teilnehmer, die Übungen richtig anzunehmen und auszuführen. „Die, die sich darauf einlassen, brennen richtig dafür“, sagt Stefanie Lewe. Demgegenüber gebe es, vor allem im Pubertätsalter, jedoch auch Spieler, die während Corona „gemerkt haben, dass sich das Leben auch gut im Liegen bestreiten lässt“, sagt sie und lacht. „Für die wird es aber schwierig, wieder heranzukommen.“

    Denn eines sei klar: „Wir können nicht nach fünf, sechs Monaten Pause wieder von 0 auf 100 starten und Handball spielen. Da ist die Verletzungsgefahr bei einem Kontaktsport wie Handball einfach zu groß“, sagt Stefanie Lewe. Eine regelmäßige Struktur soll das Training bieten, damit die aktiven Handballspieler nach der Pandemie auch noch aktiv sind. Die Lewes jedenfalls sind überzeugt von HOT: „Online-Training ist vielleicht nicht für jeden das Richtige“, sagt Stefanie Lewe, „aber wer es zweimal gemacht hat, der bleibt auch dabei“.

    Weitere Infos zum Handball-Online-Training des BHV gibt es im Internet unter www.bhv-online.de. Am kommenden Dienstag, 16. Februar, um 17 Uhr ist der VfL Günzburg mit Stefanie und Paul Lewe wieder an der Reihe.

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