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Eishockey: Patrick Reimer: „Es tut weh, aber ich kann es nachvollziehen“

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Patrick Reimer: „Es tut weh, aber ich kann es nachvollziehen“

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    Am vergangenen Sonntag erzielte Patrick Reimer in der letzten Hauptrundenpartie in der Verlängerung den 3:2-Siegtreffer für die Nürnberg Ice Tigers gegen die Düsseldorfer EG. Mittlerweile steht fest: Es war das letzte Saisontor Reimers und der Nürnberger, denn die DEL brach die Saison wegen des Corona-Virus’ ab.
    Am vergangenen Sonntag erzielte Patrick Reimer in der letzten Hauptrundenpartie in der Verlängerung den 3:2-Siegtreffer für die Nürnberg Ice Tigers gegen die Düsseldorfer EG. Mittlerweile steht fest: Es war das letzte Saisontor Reimers und der Nürnberger, denn die DEL brach die Saison wegen des Corona-Virus’ ab. Foto: imago images/Zink

    Patrick Reimer war am Ende nicht mehr überrascht von der Entscheidung der DEL, die Eishockeysaison abzubrechen. „Es gab Anzeichen. Es wurden verschiedene Szenarien durchgespielt“, sagt der Eishockey-Profi der Nürnberg Ice Tigers gegenüber der Mindelheimer Zeitung. „Am Dienstagvormittag gab es die Info, dass sich die Funktionäre treffen werden und bis Abend eine Entscheidung fällen werden“, so Reimer. Für die Spieler begann damit eine mehrstündige Wartezeit.

    „Alle waren natürlich gespannt, ob die Saison nun tatsächlich abgesagt wird oder es mit Geisterspielen weitergeht“, sagt Reimer. Auch letztere Option stand im Raum, allerdings stellt der 37-jährige Mindelheimer den Sinn solcher Partien infrage: „Es werden dabei nur Kosten generiert. Und ganz ehrlich: Wir spielen Eishockey, weil wir den Sport lieben. Aber ohne Zuschauer ist es längst nicht mehr so schön.“

    Weil die Saison nun kurz vor dem Start der Play-offs aufgrund des bayernweiten Verbots für Veranstaltungen mit über 1000 Teilnehmern abgebrochen wurde, kommt es nun zur bisher einmaligen Situation, dass es im deutschen Eishockey keinen Deutschen Meister gibt. Patrick Reimer kann die Absage nachvollziehen: „Sicher tut es weh, schließlich arbeitest du das ganze Jahr auf die Play-offs hin. Das ist nun einmal die beste Zeit im Eishockey.“ Aber diese Verpflichtung komme ja nicht von ungefähr. Als Spieler stehe er voll hinter der Entscheidung der DEL.

    Reimer kann sich nun voll auf die Familie konzentrieren

    Für den Mindelheimer beginnt nun der Urlaub, allerdings wird er vorerst in Nürnberg bleiben. Aus einem wichtigen Grund: Seine Frau ist hochschwanger. „Wir warten jeden Tag auf das Kind“, sagt Reimer, der sich freut, dass er nun hundertprozentig bei der Geburt seines Sohnes dabei sein kann. „Es wird also ein Franke.“ Insofern ist die vorzeitige Pause für ihn angenehm, „schließlich kommt in den nächsten Wochen genug auf uns zu“.

    Finanziell trifft ihn das vorzeitige Saisonende nicht. Er besitzt bei den Ice Tigers einen Zwölf-Monats-Vertrag, bekommt sein Grundgehalt also auch in der spielfreien Zeit. Doch Reimer glaubt auch, dass die Profis, deren Verträge nur neun Monate laufen (und über die Sommerpause ausgesetzt sind) von ihren Vereinen weiter bezahlt werden. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Vertrag deswegen gekündigt wird.“

    So bitter die Absage der Play-offs auch ist – Patrick Reimer sieht es pragmatisch: „Ein vorzeitiges Saisonende kennt man als Profi. Zwar nicht aus den aktuellen Gründen, aber durch Niederlagen.“ Denn in den Play-offs kann es schnell gehen. Vier Niederlagen in einer Serie – und schon kann man den Urlaub buchen. Allerdings halten sich die Profis auch in der spielfreien Zeit fit, vor allem die Nationalspieler. Denn Ende April beginnt schließlich die Weltmeisterschaft in der Schweiz.

    Findet die Eishockey-WM in der Schweiz statt?

    Ob diese allerdings in diesem Jahr stattfindet? Patrick Reimer ist da nicht so sicher. „Ich glaube, ehrlich gesagt, nicht, dass die WM stattfindet. Es kommen schließlich tausende Fans aus ganz Europa.“ Ihn betrifft diese Entscheidung nicht mehr, hat er doch seine Nationalmannschaftskarriere im Jahr 2018 nach 105 Länderspielen und dem Gewinn der olympischen Silbermedaille 2018 beendet. Dennoch weiß er aus eigener Erfahrung, was auf die Nationalspieler nun zukommt. „Sie müssen sich selbst fit halten bis zum Tag X, an dem Toni (Söderholm, Nationaltrainer, Anm. d. Red.) den erweiterten Kader für die WM bekannt gibt.“

    Die WM-Vorbereitung beginne meist Anfang April. Sollte die WM stattfinden, könnte sich das frühe Saisonende dann vielleicht sogar positiv auswirken. Denn: „Dann hätte Toni alle Spieler aus der DEL zur Vorbereitung beieinander.“ Sein jüngerer Bruder Jochen, der als Torwart beim ERC Ingolstadt unter Vertrag steht, hat sich kurz vor den Play-offs verletzt. „Für ihn ist es vielleicht sogar eher verschmerzbar“, mutmaßt Patrick Reimer.

    Auch aus der Region sind Eishockeyklubs betroffen

    Auch in der Region trifft es die Eishockey-Klubs. So wurde auch die Saison in der DEL2 unmittelbar vor dem Start in die Play-offs abgesagt. Wie in der DEL gibt es deshalb heuer keinen Meister und keinen Absteiger. Betroffen von der Absage ist dabei auch der ESV Kaufbeuren, der sich über die Pre-Play-offs für das anstehende Viertelfinale qualifiziert hat und dort auf die Kassel Huskies getroffen wäre. Am Mittwochabend hätten sich die Joker normalerweise auf das erste Spiel der Serie vorbereitet. Doch stattdessen versammelte sich die Mannschaft und erhielt von Geschäftsführer Michael Kreitl ausführlichere Informationen zum plötzlichen Saison-Aus. „Wir wären gut gerüstet gewesen für die geilste Zeit“, sagte Kreitl mit Blick auf die ausgefallenen Spiele gegen Kassel.

    Der 44-Jährige betont aber auch nochmals, dass die Entscheidung aus gesundheitlicher und wirtschaftlicher Sicht richtig gewesen sei. „Für die Vereine sind Geisterspiele nicht zumutbar“, sagt Kreitl. Hätten die Viertelfinal-Partien gegen Kassel vor leeren Zuschauerrängen stattgefunden, wäre für die Serie mit ihren mindestens vier Spielen laut Kreitl ein Defizit von 100.000 Euro für den ESVK entstanden – keine Zuschauereinnahmen bei den Heimspielen, dafür Kosten durch die Auswärtsfahrten und Spielerprämien, Material- und Schiedsrichterkosten. Der ESVK-Geschäftsführer findet drastische Worte: „Man wäre als Meister mit der Insolvenz bestraft worden.“

    In der Oberliga ist für Memmingen die Saison vorbei

    Der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) stellte gestern den Spielbetrieb in der Oberliga, bei den Frauen und im Nachwuchs vorzeitig ein. Die Auf- und Abstiegsregelung wird heuer ausgesetzt. Damit fallen die Play-offs des ECDC Memmingen bei den Oberliga-Herren sowie die Bundesliga-Finalrunde der Frauen aus. Aus den Landesverbänden gibt es bislang noch keine Absagen. Ob die Aufstiegsspiele zur Bayernliga zwischen dem ESV Buchloe und ERSC Amberg sowie zwischen dem ESC Kempten und den Devils aus Ulm am Freitag stattfinden, war bis Mittwochabend noch offen. Der Landkreis Ostallgäu hat zwischenzeitlich verordnet, dass Veranstaltungen mit mehr als 500 Zuschauern ebenfalls abgesagt werden sollen.

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