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Eishockey: Kaufbeurens neuer Trainer will mit harter Arbeit nach oben

Eishockey

Kaufbeurens neuer Trainer will mit harter Arbeit nach oben

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    „Ich schaue immer nach vorne, nie zurück“, sagt Rob Pallin. Der 53-Jährige ist neuer Trainer beim Eishockey-Zweitligisten ESV Kaufbeuren.
    „Ich schaue immer nach vorne, nie zurück“, sagt Rob Pallin. Der 53-Jährige ist neuer Trainer beim Eishockey-Zweitligisten ESV Kaufbeuren. Foto: imago images

    Der US-Amerikaner Rob Pallin (53) war zuletzt vier Jahre Trainer des österreichischen Eishockey-Erstligisten Innsbruck. Nun ist er neuer Cheftrainer des ESV Kaufbeuren. Wir haben ihn in Las Vegas erreicht, wo er den Sommer verbringen wird.

    Rob Pallin, man sagt, Sie seien ein sehr emotionaler Trainer. Wie beschreiben Sie sich?

    Rob Pallin: Das stimmt. Ich glaube auch, dass man nur so erfolgreich sein kann, wie hart man arbeitet. Ich brauche Spieler, die etwas erreichen wollen. Ich erwarte, dass der ESVK wieder in die Top 6 der DEL2 kommt. Es gibt in Amerika ein Sprichwort: Nimm die Stiegen, nicht den Aufzug. Gehe also nie den einfachen Weg. Ich kann versprechen: Wir trainieren extrem hart. Wenn man das tut, werden die Spiele einfacher.

    Sie hatten auch Angebote anderer Vereine. Wieso haben Sie sich für Kaufbeuren entschieden?

    Pallin: Ich habe Kaufbeuren immer schon verfolgt, weil ich dort vor 30 Jahren Leute kennenlernte (Er spielte in den 1990ern in Bad Wörishofen, Anm. d. Red.). Als wir dann zuletzt mit Innsbruck Freundschaftsspiele gegen Kaufbeuren abhielten, lernte ich Geschäftsführer Michael Kreitl kennen. Wir haben erst nicht darüber gesprochen, ob ich beim ESVK Trainer werden könnte. Als er sich dann auf der Trainerposition verändern wollte, habe ich ihm gesagt, dass er sich die Frage stellen muss, ob ich der Richtige bin – und umgekehrt. Sehen Sie, vier Jahre bei einem Verein sind eine lange Zeit. Ich habe mich entschieden, in Innsbruck kein fünftes Jahr zu machen.

    Kaufbeuren ist eine Nachwuchsschmiede. Welche Rolle spielen junge Spieler für Sie, welches Vertrauen werden Sie Ihnen schenken?

    Pallin: Ich war der erste Cheftrainer in Innsbruck, der selbst mit Nachwuchsmannschaften auf dem Eis war.

    Ist das auch der Plan für Kaufbeuren?

    Pallin: Ich mag das. Aber ich denke nicht, dass ich besser bin als der Nachwuchstrainer. Ich brauche also seine Zustimmung. Ich habe vielleicht manchmal einen anderen Blick. Es würde auch die Kids und deren Eltern happy machen. Glauben Sie mir: Ich werde nächstes Jahr mindestens 15 oder 20 Nachwuchsspiele von der Tribüne aus anschauen.

    Wie haben Sie Kaufbeuren zuletzt wahrgenommen?

    Pallin: Da ist meine Meinung nicht wichtig. Es ist doch atemberaubend, dass Kaufbeuren drei Mal im Halbfinale stand. Wichtig ist mir: Ich bin nicht Andreas Brockmann, ich bin Rob Pallin. Ich vergleiche mich mit niemanden, vergleicht mich also auch nicht.

    Ihr Abschied aus Innsbruck verlief nicht geräuschlos. Der Verein hatte schon mitgeteilt, dass Sie dort Trainer bleiben – und war dann von Ihrer Entscheidung überrascht, nach Kaufbeuren zu wechseln …

    Pallin: Ich habe zwei Kinder und eine Frau. Also brauche ich einen Vertrag. Ich habe dreieinhalb Wochen auf einen schriftlichen Vertrag gewartet. Ich wusste so lange nicht, ob es nur Gespräche waren, oder Realität. Als der Vertrag dann kam, hatte ich drei andere Angebote auf dem Tisch liegen. Und dann bin ich dem Rat meines Agenten gefolgt. Wenn Innsbruck jetzt Steine werfen will, ich werde es niemals in deren Richtung tun.

    Die ESVK-Fans sind zur Zeit vor allem an der Zukunft von Top-Scorer Sami Blomqvist interessiert. Kann ein Trainer eine solche Entscheidung überhaupt beeinflussen?

    Pallin: Natürlich, da gibt es keinen Zweifel. Ich wollte Blomqvist schon in den vergangenen drei Jahren nach Innsbruck holen. Ich war öfter in Kaufbeuren, um ihn zu sehen. Er ist einer der besten Stürmer der Liga. Aber er muss jetzt das tun, was für ihn das Beste ist. Ich hoffe, es ist Kaufbeuren.

    Sie dürfen mit vier Ausländern spielen. Wollen Sie vier Stürmer oder drei plus einen Verteidiger?

    Pallin: Das kommt auf die Bedürfnisse des Teams an. Wenn man sechs oder sieben solide Verteidiger hat, holt man vier Stürmer. Es kann aber auch sein, dass das nicht so ist. Letztlich ist es nicht meine Entscheidung. Ich höre auf die Meinung des Assistenztrainers und Michael Kreitl. Ich muss vielleicht etwas sagen, wenn es da unterschiedliche Ansichten gibt. Was ich aber weiß: Wir brauchen mehr Führung innerhalb der Kabine.

    Sie sind mit acht Geschwistern aufgewachsen. Sie können also gut mit Menschen?

    Pallin: Stimmt. Ich bin in Chisholm, Minnesota in einer großen Eishockey-Familie aufgewachsen, 30 Minuten südlich der kanadischen Grenze ist Eishockey ein Teil der Kultur. Alle meine Brüder spielen Eishockey, auch eine Schwester. Die andere war Eiskunstläuferin. In meiner Umgebung gab es viele Großfamilien. Heute ist meine ganze Familie weit über die US-Grenzen verteilt. Aber im Sommer kommen alle zurück und dann stehen alle wieder zusammen auf dem Eis.

    Wie wird Ihr Sommer aussehen? Die Corona-Krise bewegt ja auch die USA ganz immens.

    Pallin: Ich schaue immer nach vorne, nie zurück. Kaufbeuren ist meine Zukunft. Aber das umfassende Bild ist: Es sterben Menschen an Corona. Ich habe ein großes Herz, denke an die älteren Leute, die keine Chance auf ein Überleben haben. Es ist der Horror, was in New York City passiert. Wir können hier Stunden über Eishockey sprechen, aber viel wichtiger ist, dass wir Menschen gesund halten und dieses Virus stoppen. Wir müssen Menschen wieder in Arbeit bringen, damit sie ihre Familien ernähren können. Da sterben Großväter und Väter. Es sterben Menschen, die ihren Familien Nahrung auf den Tisch bringen.

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