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Eishockey: EV Bad Wörishofen feiert seine 70-jährige Eiszeit

Eishockey

EV Bad Wörishofen feiert seine 70-jährige Eiszeit

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    Das Gründungsteam des EV Bad Wörishofen: (hinten von links) Walter Kostenbader, Fritz Haag, Uli Waibl, Rudi Schnölzer, Martin Steiner, Michael Drescher, Heinz Fischer, Hans Steiner, (vorne von links) Sepp Haider, Anton Jäckle, Georg Steppisch und Martin Schöllhorn.
    Das Gründungsteam des EV Bad Wörishofen: (hinten von links) Walter Kostenbader, Fritz Haag, Uli Waibl, Rudi Schnölzer, Martin Steiner, Michael Drescher, Heinz Fischer, Hans Steiner, (vorne von links) Sepp Haider, Anton Jäckle, Georg Steppisch und Martin Schöllhorn. Foto: Archiv Kostenbader

    Sein 70-jähriges Bestehen feiert in diesen Tagen der EV Bad Wörishofen. Bei der Gründung im Jahr 1954 war Walter Kostenbader dabei. Neben Uli Waibl und Heinz Fischer ist er eines der drei noch lebenden Gründungsmitglieder. Wenig später stießen Jürgen und Peter Kolonko zum noch jungen Eishockeyverein dazu.

    Die Kolonko-Brüder und Kostenbader erinnern sich noch gut an die Anfänge des Eislaufsports in der Kneippstadt. „Es war eine einmalig schöne Zeit mit großem Zusammenhalt und enormem persönlichem Einsatz aller Beteiligten“, sagt Walter Kostenbader. Er hat seine Erinnerungen sogar auf einem Blatt Papier für das Gespräch festgehalten. Aus seinen Schilderungen geht hervor, dass die Anfänge auf dem Sonnenbüchlsee lagen, als es noch richtige Winter gab. „Karl Scheiber hatte ein paar Rohre und ein Netz. Daraus baute der Schmied Eduard Schuster die Tore, die wir mit einem großen Schlitten zum See brachten“, erinnert er sich.

    Später ging es zum Training auf die Tennisplätze am Kurpark

    Später wurde auf dem Tennisplatz am Kurpark geübt, wo umgekippte Biertischgarnituren als Bande dienten. Da dies den Tennisplätzen nicht gerade bekömmlich war, musste jedoch eine andere Lösung gefunden werden. Diese sollte Mitte der 1950er Jahre auf dem Gelände der aufgeschütteten Kiesgrube zwischen Peter-Dörfler- und Kaufbeurer Straße, sowie dem daneben liegenden Bauhof entstehen.

    Davor schon hatte die Familie Kolonko, die in einem Gebäude in der Peter-Dörfler-Straße wohnte, in einer Vertiefung vor ihrem Haus im Winter Eis zum Schlittschuhlaufen präpariert. Da war es naheliegend, dass Jürgen und Peter, zwar noch jugendlich, von Anfang an dabei waren, als der Eislaufplatz auf der anderen Straßenseite angelegt wurde. „An meinem 16. Geburtstag machte ich mein erstes Spiel in der Mannschaft. Wir hatten natürlich keine Helme oder Gesichtsschutz. Etwaige Verletzungen wurden möglichst nicht dem Eishockey zugeschrieben“, erinnert sich Jürgen Kolonko. Und sein Bruder Peter ergänzt: „Die Gästemannschaften zogen sich öfter mal bei uns im Keller um.“ Walter Kostenbader wiederum wusste, dass die Wörishofer Spieler meist in kompletter Montur von zu Hause zum Spiel kamen.

    Jürgen und Peter Kolonko, sowie Walter Kostenbader (von links) erinnern sich an die Anfänge des EV Bad Wörishofen in den 1950er Jahren.
    Jürgen und Peter Kolonko, sowie Walter Kostenbader (von links) erinnern sich an die Anfänge des EV Bad Wörishofen in den 1950er Jahren. Foto: Helmut Bader

    1954 also erfolgte die Vereinsgründung mit 13 jungen Männern. Hans Steiner, Inhaber des Sportgeschäftes, war die treibende Kraft. Er wurde schließlich auch zum Vorsitzenden gewählt - und blieb dies 28 Jahre lang. Unter seine Ägide musste zunächst der Platz auf dem späteren Hallenbadgelände in Eigenarbeit errichtet werden. „Die Bande wurde auf Pump von der Firma Stammel gekauft. Ausgediente Laternenmasten und Beleuchtung kamen von E-Werksleiter Georg Wurm und das Eis machten wir selbst mithilfe eines Fasses auf einem Schlitten, einem Rohr mit Löchern und immer spätabends“, erzählt Walter Kostenbader. Jürgen Kolonko erinnert sich daran, dass zuerst der Boden mit Lehm ausgelegt wurde, was aber kläglich scheiterte, weil dies im Winter Löcher im Eis verursachte. Danach wurde der Untergrund mit Schotter ausgelegt, auf dem im Sommer Fußball gespielt wurde.

    Die Ausstattung der Spieler war abenteuerlich

    Dazu konnte man nämlich die Eishockeytore verwenden. Diese wurden von Schmied Waibl zusammengeschweißt. Die Ausstattung der Spieler hört sich abenteuerlich an. Die Schoner für Knie, Schulter und Ellenbogen nähte der ortsansässige Schuster Hämmerle aus Filz und Leder. Für den Torhüter wurde eine wattierte Torwarthose gekauft und die gestrickten Strümpfe wurden mit Einweckgummis am Oberschenkel befestigt. Es gab jetzt zwar schon Schläger zum Kaufen, aber wenn einer zerbrach, war dies schon ein größerer finanzieller Verlust. „Eigentlich hätten wir selbst für alles haften müssen, wenn etwas schiefgegangen wäre“, erläutert Walter Kostenbader die Frage zur Versicherung.

    Das sind die Schlittschuhe, mit denen Walter Kostenbader seine ersten Spiele für den EV Bad Wörishofen bestritt: Leder mit Schnürsenkeln, aber immerhin schon keine auf Winterschuhe montierten "Schraubendampfer" mehr.
    Das sind die Schlittschuhe, mit denen Walter Kostenbader seine ersten Spiele für den EV Bad Wörishofen bestritt: Leder mit Schnürsenkeln, aber immerhin schon keine auf Winterschuhe montierten "Schraubendampfer" mehr. Foto: Helmut Bader

    1955 konnte dann zum ersten Mal richtig Eis mit dem Spritzen aus dem Wasserschlauch bis tief in die Nacht auf dem neuen Platz gemacht werden. Trainiert wurde davor jedoch schon in Füssen, wo es bereits Kunsteis im Kobelstadion gab. „Wir bekamen aber die Eiszeiten meist erst nach den anderen um Mitternacht herum“, so Walter Kostenbader. Daraus ergab sich eine amüsante Geschichte, die auch Uli Waibl noch wusste: 1955, nach einem Länderspiel zwischen Deutschland gegen Russland und dem anschließenden eigenen Training fuhr der EVW-Tross spätnachts mit dem Bus durch Füssen nach Hause. Doch der Hunger quälte die jungen Burschen. Gerade ging bei einer Wirtschaft das Licht aus. Schnell klopfte man noch an das Fenster und die Wirtin machte tatsächlich auf und verköstigte die hungrigen Seelen.

    Gegen drei Uhr morgens waren die Bad Wörishofer schließlich zu Hause. Doch an Schlaf war nicht zu denken, denn just in dieser Nacht ging um 4 Uhr die Feuerwehrsirene los, das Kloster brannte. Da die meisten der Spieler auch bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv waren, wurde es eine kurze Nacht für diese. Uli Waibl musste vom Vater noch eigens geweckt werden, er hatte gemeint, es sei nur die Drittelsirene des Eishockeyspiels gewesen.

    1956 geht der EV Bad Wörishofen erstmals in den Punktspielbetrieb

    1956 schließlich wagte sich der EV Bad Wörishofen daran, am Punktspielbetrieb in der Kreisklasse teilzunehmen. Auch an das erste Spiel erinnern sich die drei noch. „Es führte uns nach Immenstadt. Auf dem dortigen Tennisplatz mit umgekippten Bänken als Bande verloren wir mit 19:1. Das Ehrentor erzielten wir mit der umbesetzten Sturmreihe Michael Drescher, Rudi Schnölzer und Walter Kostenbader.“ Auch die folgenden Ergebnisse bewegten sich in diesem Rahmen, auch das erste Heimspiel ging mit 1:12 gegen Marktoberdorf verloren.

    In dieser Montur, aber immerhin schon mit Helm, wurde früher beim EVW Eishockey gespielt.
    In dieser Montur, aber immerhin schon mit Helm, wurde früher beim EVW Eishockey gespielt. Foto: Repro: Helmut Bader

    Einmal ging es nach Rieden bei Füssen bei 19 Grad minus. Umziehen musste man sich in einer kalten Waschküche. Es waren harte Zeiten gewesen sein, doch die Spieler strotzten nur so vor Idealismus. Die Kolonko-Brüder waren dann auch beim Bau des neuen Natureisplatzes am Stadionring wieder im Einsatz. „Wir gossen dort die Betonplatten selbst und haben am Wochenende öfter dabei fast übernachtet“, erzählt Peter Kolonko.

    Mannschaftskamerad von ihnen war damals übrigens auch ein gewisser Franz Reimer aus Mindelheim, Vater des späteren Silbermedaillengewinners und DEL-Rekordtorschützen Patrick Reimer. Der kleine Patrick machte Ende der 1980er Jahre seine ersten Eislaufschritte beim EV Bad Wörishofen, ebenso wie sein jüngerer Bruder Jochen, der später ebenfalls Eishockeyprofi wurde und in der DEL spielte.

    So feiert der EV Bad Wörishofen seinen Geburtstag:

    Donnerstag, 3. Oktober: U13-Turnier mit folgenden Mannschaften: EV Bad Wörishofen, EV Fürstenfeldbruck, EV Königsbrunn, ESC München, ESV Buchloe und Black Bears Freising

    Samstag, 5. Oktober: EVW- und Family-Lauf (12 bis 15 Uhr): Ehemalige Spieler, Helfer, Betreuer, Trainer und Fans sind eingeladen, mit ihren Familien kostenlos drei Stunden auf dem Eis zu verbringen. Festabend mit Legenden-Spiel (18.30 Uhr), im Anschluss Party mit DJ, Tombola und Barbetrieb.

    Sonntag, 6. Oktober: U11-Turnier mit folgenden Mannschaften: EV Bad Wörishofen, EV Königsbrunn, ESV Dachau, Black Bears Freising, ERC Sonthofen und ESC München (ab 11 Uhr).

    Sonntag, 13. Oktober: U9-Turnier mit folgenden Mannschaften: EV Bad Wörishofen, ESV Dachau, EV Königsbrunn und EV Fürstenfeldbruck (ab 11 Uhr).

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