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Breitensport: Der Vorsitzende der Bayerischen Sportjugend fordert "mutigere Regelungen"

Breitensport

Der Vorsitzende der Bayerischen Sportjugend fordert "mutigere Regelungen"

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    Auf der Suche nach dem Stein der Weisen: Der Vorsitzende der Bayerischen Sportjugend, Dr. Volker Renz (links), mimt bei der Wallenstein-Woche in Memmingen den Alchemisten.
    Auf der Suche nach dem Stein der Weisen: Der Vorsitzende der Bayerischen Sportjugend, Dr. Volker Renz (links), mimt bei der Wallenstein-Woche in Memmingen den Alchemisten. Foto: Ralf Lienert

    Während der historischen Wallenstein-Woche schlüpft er in die Rolle des Alchemisten im Tross Schaffgotsch. Derzeit wäre Dr. Volker Renz froh, wenn er auch im echten Leben über Zauberkräfte verfügen würde. Der 52-jährige Memminger ist Vorsitzender der Bayerischen Sportjugend (BSJ). In dieser Funktion ist er zurzeit besonders gefordert.

    Denn in einem Lockdown, der kein Ende zu nehmen scheint, setzt sich die BSJ besonders dafür ein, dass Kinder und Jugendliche möglichst bald wieder die Möglichkeit bekommen, regelmäßig Sport treiben zu können. „Sie haben bisher kaum Beachtung und Berücksichtigung gefunden. Dabei werden ihre sozialen Bedürfnisse doch gerade auch beim Sport gestillt.“

    Für Renz zählen dazu: das Treffen mit anderen, das gemeinsame Erleben, die Persönlichkeitsentwicklung und das Teamverhalten. Der seit 2015 amtierende BSJ-Vorsitzende kritisiert: „Die wegen der Pandemie herrschenden Einschränkungen haben das alles weitestgehend zum Erliegen gebracht. Wir beobachten massive Mitgliederverluste bei den Sportvereinen – ganz speziell im Kinder- und Jugendbereich.“

    Schlimmer als die Austritte sind die fehlenden Neueintritte

    Dabei seien aber noch nicht einmal die Austritte das beherrschende Thema, zum Beispiel im Familienbereich, wenn kein Kinderturnen mehr angeboten werden könne. Viel schlimmer seien die fehlenden Neueintritte: „Das sind Kinder, denen erst einmal die Chance genommen wird, Sport treiben zu können.“ BSJ-Vorsitzender Renz wählt deutliche Worte: „Da werden uns künftig ganze Jahrgänge fehlen beziehungsweise ausgedünnt sein, fast wie bei einer Kriegsgeneration.“ Diese Entwicklung könne auch durch die kreativen digitalen Sportangebote der Vereine nicht komplett kompensiert werden.

    Der BSJ-Vorsitzende betont: „Mit dem Vorschlag eines Vier-Stufen-Plans zum Wiedereinstieg in den Sport haben wir als Sportvertreter konkrete Ideen konstruktiv bei der Politik eingebracht.“ Es gebe auch Lichtblicke, wenn zum Beispiel Sport in Kleingruppen erlaubt werde – wie jetzt für Kinder bis 14 Jahre in Fünfergruppen. In Bayern seien zuvor sogar schon einmal bis zu 20 Teilnehmer in einer Gruppe vorgesehen gewesen.

    Für den promovierten Chemiker dürften die Regelungen „durchaus noch strahlender, mutiger sein“. Kinder und Jugendliche dürften vor allem nicht wie Erwachsene behandelt werden. Wenn nicht bald umgesteuert werde, seien die negativen Langzeitwirkungen nicht abzuschätzen und würden wohl erst in Jahrzehnten bewertet werden können. Volker Renz nennt hierbei das allgemeine Gesundheitsniveau der Bevölkerung, die fehlenden Ehrenamtlichen und ein generell geringeres soziales Engagement – nicht nur im und für den Sport. Wie das aussehen kann, wenn man sich von klein auf sportlich engagiert, dafür ist Renz ein gutes Beispiel: Sportlich aktiv war er beim TV Memmingen, seit er neun Jahre alt war – und zwar bis 1998.

    Renz war zweimal Deutscher Meister mit der Memminger Turngruppe

    Mit der Turnergruppe des TVM war er zweimal Deutscher Meister. Es handelt sich dabei um einen Mannschaftssport mit den Disziplinen Turnen, Tanzen, Singen, Laufen und Schwimmen. Übungsleiter war Renz seit 1988. Als Volleyballer hat er um die bayerische Mixed-Meisterschaft gespielt. Der 52-Jährige bezeichnet sich selbst als sportlichen Allrounder. „Ich kann alles, außer Schlägersportarten und Fußball, aber nichts richtig. Die anderen waren immer gern in meiner Mannschaft, das war gesünder für sie“, sagt der gebürtige Memminger augenzwinkernd.

    Volker Renz hat nach wie vor auch einen Wohnsitz in Memmingen. Mit seiner Heimat ist er noch immer eng verbunden: „Nicht nur über die Familie, sondern auch als Mitarbeiter der evangelischen Gemeindejugend. Unter anderem im jährlichen Zeltlager, das 2020 wegen Covid-19 leider ausgefallen ist und auch heuer nicht stattfinden kann.“ So bleibt ihm aber Zeit für andere Hobbys: Im vergangenen Jahr hat er beispielsweise mit dem Imkern angefangen. Außerdem ist der Vorsitzende der Bayerischen Sportjugend nebenbei auch Pyrotechniker. „Das heißt: Ich darf ganz offiziell Großfeuerwerke abbrennen.“

    Und nicht zuletzt ist Renz im Wallenstein-Tross Schaffgotsch eben auch der Alchemist. Im Mittelalter wären seine Ziele gewesen, Gold herzustellen und den „Stein der Weisen“ zu finden. Im Jahr 2021 wäre Dr. Volker Renz froh, wenn er mit dazu beitragen könnte, einen goldenen Weg zu finden, wie Kinder und Jugendliche trotz Corona wieder regelmäßig so viel Sport wie möglich treiben können.

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