Von wegen nur Turnen
Die Ettringer Mannschaft tritt bei Wettkämpfen nicht nur im Turnen, sondern auch im Singen, Sprinten und Tanzen gegen andere Vereine an. Es weiß nur kaum einer
Ettringen Wenn Katja Merk mit ihrer Mannschaft, dem TSV Ettringen, zu einem Wettkampf reist, dürften die meisten Bekannten davon ausgehen, dass die 13 Mädchen starke Truppe dort Turnen wird. Das stimmt zwar, aber eben nicht ganz. Denn es ist eben kein Turnwettkampf, an dem die Ettringer Sportler teilnehmen. Sondern eine – Achtung, Schachtelwort – Turnerjugend-Gruppen-Meisterschaft.
Und dabei ist das Bodenturnen gerade mal eine von insgesamt acht Disziplinen. Dazu gehören auch Tanzen, Sprinten, Schwimmen, rhythmische Sportgymnastik, Werfen, Singen und seit Neuestem ein Orientierungslauf. Dabei müssen mithilfe einer Karte und eines Kompasses zehn verschiedene Punkte in freiem Gelände, zum Beispiel in einem Wald, gefunden werden. Und beim Singen handelt es sich tatsächlich um einstudierte Gesangseinlagen. In die Bewertung fließt dabei ein, wie anspruchsvoll und abwechslungsreich der gemeinsam vorgetragene Gesangsteil ist.
Wie schlecht der Sport, den die 19-jährige Katja Merk seit ihrem fünften Lebensjahr betreibt, tatsächlich bekannt ist, erfuhr sie, als sie ihre Facharbeit am Joseph-Bernhart-Gymnasium in Türkheim schrieb. „Dazu habe ich in der Kaufbeurer Fußgängerzone eine Umfrage gemacht und die Leute befragt, ob sie die Turniergruppen-Wettkämpfe kennen“, erinnert sich Katja Merk. Das Ergebnis war ernüchternd: Von 75 Befragten hatten nur gerade mal 15 etwas von den Mannschaftswettkämpfen gehört, als mögliche Vorschläge für die Disziplinen kursierten Sportarten wie Tauziehen, Eishockey, Fußball und Kampfsport. Katja Merk nimmt’s mit Humor: „Diejenigen, die es wissen müssen, wissen auch davon.“ Also Freunde und Familie. Letztlich ist die Ettringer Mannschaft auch genau das. „Wir sind über all die Jahre im Kern zusammengeblieben und so etwas wie eine Familie.“ Tatsächlich sind viele Mitglieder miteinander verwandt.
Dass die kleine Gruppe einen Exotenstatus hat, merken die Ettringer immer dann, wenn Wettkämpfe anstehen. Wegen der kleinen Auswahl geht es mindestens nach Memmingen, eher nach Unterhaching. Dort fanden im vergangenen Jahr die bayerischen Meisterschaften an. Der TSV Ettringen, einer der kleinsten Vereine im Teilnehmerfeld, belegte Platz acht – der bisher größte Erfolg. „Darauf waren wir richtig stolz“, erinnert sich Katja Merk. Auch für die beiden Trainerinnen Kornelia Schnölzer und Elke Korb eine Bestätigung ihrer Arbeit. „Wir haben wegen der Hallengröße eigentlich gar nicht die Voraussetzungen für den Mannschaftswettkampf“, sagt Schnölzer. Deswegen sei der Erfolg in Haching umso größer einzuschätzen.
Leider ist für Katja Merk vorerst Schluss mit dem Wettkampf: In diesem Jahr hat sie ihr Abitur gemacht, es geht acht Monate als Au-pair nach Australien. Danach möchte sie gerne wieder in Ettringen weitermachen. „Bis dahin bringe ich eben den beiden Jungs, auf die ich aufpassen soll, den Mannschaftswettkampf bei“, scherzt sie.
Die Diskussion ist geschlossen.