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Tischtennis: Timo Boll in Mindelheim: Mehr Sport als Show

Tischtennis

Timo Boll in Mindelheim: Mehr Sport als Show

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    Timo Boll in Mindelheim: Mehr Sport als Show
    Timo Boll in Mindelheim: Mehr Sport als Show

    Mindelheim Timo Boll lächelt. Er ist kein Mann für die große Show. Zurückhaltend, ja fast schüchtern gesellt er sich bei der Vorstellung der einzelnen Spieler am Montagabend zu den anderen Tischtennisstars. Die Aufzählung seiner wichtigsten Erfolge durch den Hallensprecher verfolgt er mit seinem typischen Lächeln. Geht es dann an die Tischtennisplatte, ist die Zurückhaltung zwar verschwunden, ein Showman wird Boll dennoch nicht. Auch nicht beim FM-Munzer Super-Cup 2011, dessen Auftaktveranstaltung am Montagabend in Mindelheim rund 500 Zuschauer in die Dreifachturnhalle lockt.

    Mit Timo Boll als Zugpferd gehen sechs Topspieler der Zunft an den Start der gut dotierten Turnierserie. Laut Promoter Daniel Suchanek beträgt das Volumen dieser Serie, die in acht Städten nacheinander ausgetragen wird, immerhin rund 150 000 Euro (Startgelder und Prämien). Neben Boll treten dessen Nationalmannschaftskollegen Patrick Baum und Christian Süß an. Internationales Flair versprühen der Schwede Jan-Ove Waldner, der Tscheche Petr Korbel und der Pole Lucjan Blaszczyk.

    Es ist also ein erlesenes Teilnehmerfeld, das sich in Mindelheim die Ehre gibt. In zwei Gruppen treten zunächst je drei Spieler gegeneinander an. Die Gruppensieger spielen im Endspiel den Tagessieg aus. Die Auslosung ergibt, dass sich in Gruppe A Timo Boll, Patrick Baum und Lucjan Blaszczyk gegenüberstehen. In Gruppe B messen sich Jan-Ove Waldner, Petr Korbel und Christian Süß.

    Gleich mit den ersten Ballwechseln merkt man, dass es den Spielern nicht primär um eine gute Show geht, sondern tatsächlich ums Gewinnen. Einzig der schwedische Altstar Jan-Ove Waldner und mit Abstrichen auch der Tscheche Petr Korbel machen dann und wann eine Ausnahme. Im Spiel der beiden gegeneinander reichen die Abgrenzungen um die Platte einige Male nicht mehr aus. Abenteuerliche Schmetterbälle und ebensolche Rettungstaten entlocken den Zuschauern neben viel Applaus auch den einen oder anderen Lacher.

    Vor allem Waldner merkt man an, dass er es nicht mehr nötig hat, verbissen um Preisgelder zu spielen. Der „Mozart des Tischtennis“, wie er wegen seines eleganten Spiels genannt wird, läuft weniger, als dass er gegen seine Gegner mit gekonnten Stoppbällen punktet. Dennoch ist für ihn in der Vorrunde Schluss, zwei Niederlagen gegen Süß (2:3) und Korbel (0:3) beenden den Arbeitstag des einstmals besten Tischtennisspielers der Welt. In Gruppe B setzt sich schließlich der 40-jährige Korbel mit einem 3:2-Sieg gegen Süß als Gruppensieger durch.

    In Gruppe A sind natürlich alle Augen auf Timo Boll gerichtet. Der Weltranglistenzweite enttäuscht auch nicht. Sein erstes Spiel gewinnt er gegen seinen Nationalmannschaftskollegen Patrick Baum glatt mit 3:0. Im zweiten Spiel hat der Pole Blaszczyk, der zuvor gegen Baum mit 3:2 gewinnen konnte, mit 0:3 gegen Boll das Nachsehen.

    Das Finale bestreiten also Timo Boll und Petr Korbel. Der 30-jährige Deutsche gegen den 40-jährigen Tschechen. Nach einer Pause inklusive einer halben Autogrammstunde stehen die beiden Spieler an der Platte – und zeigen feinstes Tischtennis. Ohne Schnörkel, ohne Showeinlagen. Denn dafür ist Boll nicht gemacht. Man merkt es zwar in manchen Situationen, dass er nicht ganz ernst macht mit seinem Gegner. So probiert Boll bei einer sicheren 2:0-Satzführung den einen oder anderen Kunstschlag. Nach dem Motto: „Gelingt er, sieht es klasse aus. Geht er daneben, ist es auch nicht tragisch.“ Nachdem Korbel zum 1:2 nach Sätzen verkürzen kann, zieht Boll die Zügel wieder an. Sein Spiel wird wieder konzentrierter und sicherer. Korbel hat keine Chance. Relativ unspektakulär – mit einem Schlag des Tschechen ins Aus – endet die Partie.

    Timo Boll ist also der erste Tagessieger der Turnierserie. Er bekommt von Roland Arnold einen goldenen Pokal überreicht und darf anschließend noch einige Sponsorenpräsente an glückliche Gewinner verteilen. Immer mit dem Boll’schen Lächeln auf den Lippen.

    Einen Tag später steht schon der zweite Turniertag an, diesmal im niederbayerischen Essenbach bei Landshut. Auch hier wird es wieder einen Mix aus Show und sportlichem Wettkampf geben. Und wenn nicht alles daneben geht – oder die Stars im Sinne der Dramaturgie einem Plan folgen – wird Timo Boll wohl wieder zumindest im Finale stehen. Und lächeln.

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