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Tennis: Tennislehrer Lars Noll: „Wir planen ganz normal die Wintersaison“

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Tennislehrer Lars Noll: „Wir planen ganz normal die Wintersaison“

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    Lars Noll ist seit 30 Jahren Tennislehrer. Zusammen mit einer Gruppe aus Berlin trainierte der selbstständige Sportprofi auf dem Gelände des Bad Wörishofer Tennisclubs. „Viele Trainer leben vom Gruppentraining“, sagt Noll.
    Lars Noll ist seit 30 Jahren Tennislehrer. Zusammen mit einer Gruppe aus Berlin trainierte der selbstständige Sportprofi auf dem Gelände des Bad Wörishofer Tennisclubs. „Viele Trainer leben vom Gruppentraining“, sagt Noll. Foto: Oliver Wolff

    Lars Noll, Sie gastieren mit einer Trainingsgruppe aus Berlin beim Tennisclub Bad Wörishofen. Wie kam es dazu?

    Noll: Meine Mutter lebt seit einigen Jahren in Bad Wörishofen. Ich bin seit 30 Jahren Tennislehrer bei Blau-Weiß Berlin, mit ungefähr 4000 Mitgliedern Deutschlands größter Tennisklub. Dort mache ich sehr viele Erwachsenenkurse. Wir haben schon länger überlegt, im Unterallgäu ein Camp zu gestalten. Jetzt sind wir mit elf Teilnehmern zum ersten Mal für eine Woche hier. Das Gelände kenne ich aber schon länger. Die Bedingungen sind ideal.

    Sie trainieren unter anderem Cardio-Tennis. Was kann man sich darunter vorstellen?

    Noll: Das ist ein Mix aus Tennis- und Fitnesstraining auf dem Tennisplatz. Meist ist das ein 60-minütiges Work-out mit bis zu acht Teilnehmern. Die Trendsportart aus den USA implementierte ich vor ungefähr 15 Jahren in Deutschland als erster Trainer. Dafür habe ich eine Auszeichnung vom Deutschen Tennisbund erhalten. Aber hier im Camp in Bad Wörishofen machen wir eher Technik- und Taktiktraining für Fortgeschrittene.

    Viele Sporttrainer waren im Corona-Lockdown arbeitslos. Wie haben Sie dies Phase erlebt?

    Noll: In Berlin war es nicht anders wie in vielen Bundesländern auch. Mitte März wurden von Heute auf Morgen alle Tennisklubs geschlossen. Wir Trainer hatten keine Vorbereitungszeit. Wir durften uns nicht mehr zum Training und Spielen treffen. Es wurde nicht zwischen den Sportarten unterschieden – erst einige Zeit später.

    Wie wurde das sofortige Spielverbot im Verein aufgefasst?

    Noll: Es war bei allen im Klub eine große Unsicherheit. Keiner wusste, wie es weitergeht. Aber nach einiger Zeit merkten wir, dass der Lockdown nur vorübergehend sein wird. In Berlin waren es nur sechs Wochen. Austritte aus dem Verein hatten wir eigentlich nicht. Da wir ein so großer Klub sind, hat uns Corona finanziell nicht so hart getroffen wie kleinere Vereine.

    Und dann kam der Tag X, man durfte wieder den Platz betreten. Wie hat sich das angefühlt?

    Noll: Tennis hat zu den ersten Sportarten gehört, die wieder geöffnet worden sind. Wenn es im Frühjahr wärmer wird, spielen wir ohnehin draußen. Aber wir haben strenge Auflagen vom Senat bekommen. Einige Male war das Ordnungsamt vor Ort und hat unseren Trainingsbetrieb kontrolliert. Nach und nach kam der gewohnte Alltag zurück. Nur größere Veranstaltungen wie Vereinsfeste bleiben bis auf Weiteres abgesagt.

    Und bei Ihnen persönlich? Wie groß waren ihre Einbußen im Lockdown?

    Noll: Viele Trainer leben vom Gruppentraining. Das ist immer noch nicht überall möglich. Blau-Weiß Berlin ist ein Klub mit solventen Mitgliedern. Wir haben eine sehr hohe Nachfrage an Privatunterricht. Ich habe jetzt nicht weniger zu tun als vorher. Nur in den sechs Wochen konnte ich keinen Unterricht machen. Ich kenne Kollegen, die auch jetzt noch spürbare Umsatzeinbußen haben. Aber klar, anderen Berufsgruppen wie Schauspieler oder Musiker trifft die Krise deutlich härter.

    Viele Arbeitnehmer sind ins Homeoffice gegangen. War das für Sie eine Option, oder geht das für einen Sportler überhaupt?

    Noll: Ich habe eine Whatsapp-Gruppe für theoretische Tipps betreut und ab und zu von zu Hause aus organisiert. Ich kenne Kollegen, die Online-Kurse angeboten haben, zum Beispiel Mentaltraining. Aber das ist ja alles kein Dauerzustand. Es wird ein, zwei Mal von den Kunden angenommen. Alle wollen Tennis spielen.

    Sie sind seit 30 Jahren Tennistrainer, hilft Ihnen ihre Lebens- und Berufserfahrung?

    Noll: Im Alter wird man bisschen gelassener. Wenn ein Tennislehrer sehr lange im Geschäft ist, hat er die ein oder andere finanzielle Rücklage gebildet, damit nicht alles zusammenbricht, wenn mal ein paar Wochen keine Arbeit ist. Jeder Solo-Selbstständige sollte das tun.

    Was ist, falls eine zweite Welle kommt?

    Noll: Klar hat man Sorge, dass es im Winter einen zweiten Lockdown gibt. Ab Oktober spielen wir fast nur noch in der Halle. Viele Klubs haben Traglufthallen ohne Fenster. Wir wissen nicht, welche Auflagen wir bekommen, sollten die Infektionszahlen steigen. Aber wir planen ganz normal unsere Wintersaison.

    Können Sie der Corona-Krise auch etwas Positives abgewinnen?

    Noll: Das Leben hat sich entschleunigt. Man ist sonst jeden Tag in einem Hamsterrad, erhält Anfragen, die man nicht ablehnen kann oder will. Die Ruhephase hat mir persönlich gutgetan, ich hatte mehr Zeit für die Familie. Für viele Branchen ist die Krise jedoch eine Katastrophe, die Auswirkungen werden sich vermutlich erst noch zeigen.

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