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Tanzsport: Sie tauscht das Tutu mit der Lederjacke

Tanzsport

Sie tauscht das Tutu mit der Lederjacke

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    Schuhe, Kostüme und ein Pokal: Annika Höpfl aus Loppenhausen präsentiert die Devotionalien ihres Hobbys. Mit der Hip-Hop-Gruppe des SV Edelstetten belegte sie bei der Weltmeisterschaft kürzlich Rang acht.
    Schuhe, Kostüme und ein Pokal: Annika Höpfl aus Loppenhausen präsentiert die Devotionalien ihres Hobbys. Mit der Hip-Hop-Gruppe des SV Edelstetten belegte sie bei der Weltmeisterschaft kürzlich Rang acht. Foto: Axel Schmidt

    So richtig traut man Annika Höpfl ihr Hobby eigentlich gar nicht zu: Viel eher würde man die 14-jährige, ausgesprochen zierliche Schülerin nämlich im Ballett denn in einer Hip-Hop-Crew verorten. Und dabei hätte man bis vor sechs Jahren auch richtig gelegen. Denn mit knapp fünf Jahren hatte die junge Loppenhauserin tatsächlich mit dem Ballettunterricht angefangen.

    „Doch nach etwa vier Jahren habe ich das Interesse daran etwas verloren“, sagt Annika Höpfl. Das Interesse am klassischen Ballett, um genauer zu sein. Das Tanzen ist aber nach wie vor ihre Leidenschaft. Nur geht es heute in eine andere Richtung: Durch Filmreihen wie „Step up“ inspiriert fand sie ihren Weg zum Hip-Hop. Genauer gesagt, den Weg ins Tanzzentrum von Michaela Majsai.

    Die Trainerin begleitet sie von Kindesbeinen an 

    Die Choreografin hält viel von ihrem Schützling aus Loppenhausen. „Sie tanzt seit Kindesbeinen an bei mir. Anfangs war sie noch recht schüchtern“, erinnert sich die gebürtige Leipzigerin. Was Annika Höpfl auszeichnet, sei ihr Fleiß: „Sie hat sehr, sehr viel gearbeitet. Mittlerweile ist sie ja auch im Hauptteam angekommen und vertritt Deutschland bei internationalen Wettbewerben.“ Im kommenden Jahr winkt ihr laut Majsai eine exponierte Stellung in der Gruppe: „Sie ist so weit, dass sie an der Spitze der Gruppe tanzen kann. Da trägt man schon Verantwortung.“

    Vielleicht sogar beim „Heimspiel“ im April. Dann nämlich richtet der SV Edelstetten die süddeutsche Meisterschaft in Krumbach aus – ein Höhepunkt und Kraftakt zugleich für die Tänzer und ihre Familien. Dazu die deutsche Meisterschaft in Norderstedt und die Weltmeisterschaft in Kopenhagen. „Wir Eltern sind da schon ganz schön eingespannt“, sagt Annikas Mutter Helga Höpfl. Kostüme nähen, Frisuren machen, Schminken. „Vom Seelentröster bis zur Krankenschwester – es ist alles dabei“, sagt sie. Trösten musste sie zuletzt aber nicht allzu viel. Im Gegenteil: In diesem Jahr gab es für Annika Höpfl und die Smallgroup des SV Edelstetten die süddeutsche Meisterschaft, die deutsche Vizemeisterschaft und kürzlich Rang acht bei der Weltmeisterschaft in Graz zu feiern. Am Wochenende nun steht noch der Deutschland-Cup an – auch hier sind die Aussichten auf einen Podestplatz gegeben.

    Mit zehn Jahren schon WM-Bronze

    Ihren größten Erfolg feierte Annika Höpfl bereits mit zehn Jahren. In Bochum wurde sie im Duo im Electric Boogie WM-Dritte. Den Pokal hält sie in Ehren, es ist der bislang größte internationale Erfolg. Vor drei Jahren war sie Teil des sogenannten Production-Teams, das sich aus der gesamten Tanzgruppe des Vereins rekrutiert, vom Sechs- bis zur 50-Jährigen, und bei der Europameisterschaft den dritten Platz belegte. Mittlerweile trainiert und tanzt die 14-Jährige in unterschiedlichen Disziplinen: dem Solo und dem Duo sowie der sogenannten Small-Group. Während man beim Solo nach Freestyle-Regeln tanzen soll, also ohne eine Choreografie, sind es bei den Gruppen einstudierte Sequenzen, die möglichst synchron, kraftvoll und ausdrucksstark präsentiert werden sollen. Für die Choreografien ist Trainerin Michaela Majsai verantwortlich. „Nur wenn bei uns partout etwas nicht klappt, können wir im Training selber Ideen einbringen“, sagt Höpfl.

    Einige ihrer Vereinskollegen, die teilweise bis aus Neu-Ulm, Augsburg und München kommen, hatten schon bei diversen TV-Formaten wie dem „Supertalent“ oder „Got to Dance“ ihren Auftritt vor einem Millionenpublikum. Für Annika Höpfl wäre das kein Problem: „Das würde ich mir auch zutrauen.“ Zumal auch bei ihren Wettkämpfen viele Zuschauer und Kameras dabei sind, die das Ganze etwa für Internet-Streaming-Dienste filmen.

    Lampenfieber kennt sie nicht mehr

    Etwa bei der vergangenen Weltmeisterschaft in Graz. Rund 3000 Tänzer aus aller Welt machten die dortige Stadthalle eine Woche lang zu einem echten Tanztempel. „Da war schon richtig viel los“, sagt Annika Höpfl. Angefangen vom feierlichen Einmarsch der Nationen bis hin zu den Wettbewerben vor vielen Zuschauern. Doch von Lampenfieber keine Spur. „Ich bin meistens eher im Training vor solchen Wettkämpfen nervöser“, sagt die 14-Jährige. In Graz belegte sie mit ihrem Team „Redolution“ – in Anlehnung an die roten Haare ihrer Trainerin – letztlich den achten Platz. Nur um Haaresbreite reichte es nicht für den Einzug in die WM-Endrunde, wo die besten sieben Teams dann ihren Weltmeister austanzten. Am Ende machten die Slowenen das Rennen.

    Wie lange sie diesen trainingsintensiven Sport noch ausüben will? „Solange, wie es möglich ist. Bei den Jungsenioren sind ja auch 50-Jährige noch dabei.“ Nur eines schließt sie aus: Dass sie bei einer Faschingsgarde mit tanzt. „Als Gardemädchen steht man mehr rum, als dass man tanzt“, sagt sie.

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