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MZ-Sportskanone: Ski-Nachwuchstalent Moses Fischer: Der Berg ruft – und nur einer kommt

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Ski-Nachwuchstalent Moses Fischer: Der Berg ruft – und nur einer kommt

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    Training zuhause: Moses Fischer und seine Schwester Zoe haben einen eigenen Turnraum, in dem es von der Slackline bis zum Klettertau alles gibt.
    Training zuhause: Moses Fischer und seine Schwester Zoe haben einen eigenen Turnraum, in dem es von der Slackline bis zum Klettertau alles gibt. Foto: Axel Schmidt

    Dafür, dass Moses Fischer als einer der ganz wenigen Skifahrer in diesem Winter seinem Hobby nachgehen kann und darf, hat er, wenn auch unbewusst, in den Vorjahren einiges getan. Denn der elfjährige Bad Wörishofer, der für die RG Burig Mindelheim fährt, gehört zum U12-Kader des Allgäuer Skiverbandes (ASV) – und darf als solcher trotz der Corona-Beschränkungen seinem Sport nachgehen.

    Um jedoch einen dieser Kaderplätze zu ergattern, bedurfte es guter Rennergebnisse aus den Vorjahren. Die konnte Moses Fischer vorweisen: 2018 und 2019 landete er etwa bei der Allgäuer Rennserie um den Ziener-Cup jeweils auf Rang drei in der Gesamtwertung. Außerdem wurde er 2018 Zweiter im Menz&Partner-Cup, quasi dem Kreiscup. 2019 schloss er den Kreiscup am Ende als Sieger in seiner Altersklasse ab. 2020 verpasste er nur knapp das Finale um den Deutschen Schülercup. Diese Ergebnisse waren letztlich die rechnerische Grundlage für einen Platz im Allgäuer U12-Kader.

    Moses Fischer darf auch im Corona-Winter trainieren

    Demzufolge darf Moses Fischer auch im Corona-Winter trainieren. Im Gegensatz zu seiner jüngeren Schwester Zoe. Die Neunjährige ist schlicht noch zu jung für einen Kaderplatz – und findet das natürlich „voll ungerecht“. Andere Teamkollegen verpassten die Einstufung zum Kaderathleten aufgrund fehlender Leistungen im Vorjahr. Sie saßen im Winter auf dem Trockenen, durften weder trainieren noch an Wettkämpfen teilnehmen.

    Auch Moses war bei keinen Skirennen am Start – weil es kein einziges gab. Es sei zu verschmerzen, denn: „Vor einem Rennen bin ich immer total aufgeregt“, sagt der Elfjährige. Diese Anspannung fehlt nun. Gleichwohl hängt er sich im Training trotzdem richtig rein. „Wir vergleichen untereinander die Zeiten. Man will ja sehen, wo man steht“, sagt er über die fünfköpfige Trainingsgruppe des Allgäuer U12-Kaders. Sie verstehen sich gut, meint Moses. Hat man sich sonst nur bei Wettkämpfen gesehen, verbringt man nun im Training viel mehr Zeit miteinander. So entstanden neue Freundschaften. „Es geht dann nicht darum, wer am schnellsten ist“, sagt Moses. Oft feuerten sie sich im Training am Streckenrand gegenseitig an. Es scheint, als wachse ein echtes Team zusammen.

    Dank Pandemie und Lockdown hat Fischer beste Trainingsbedingungen

    Eines, das in diesem Corona-Winter beinahe perfekte Trainingsbedingungen vorfindet. „Sie müssen nicht mehr am Lift anstehen und haben die ganze Piste für sich“, sagt Mama Julia Fischer. „Moses ist kaputter als sonst nach einem Trainingstag“, sagt sie und lacht. Die Netto-Trainingszeit ist deutlich gestiegen. „Zum Skifahren ist es angenehmer zur Zeit“, pflichtet ihr Moses bei. Im Dezember trainierte seine Gruppe im Oberjoch, ab Ende Januar dann im Söllereck bei Balderschwang. Das nutzte Familie Fischer und kombinierte die Möglichkeit des Homeschoolings mit dem Glück, eine Ferienwohnung vor Ort zu haben: Statt wie sonst vier Mal pro Woche ins Skigebiet zu fahren, verbrachten sie Anfang des Jahres acht Wochen in Balderschwang. „Homeschooling war von da aus kein Problem. Und wir hatten genügend Zeit für das Training im Söllereck“, sagt Mama Julia Fischer. Auch für Zoe sollte es sich lohnen. Zwar lagen die hauseigenen Skilifte gemäß der Vorgaben still, doch mit dem Papa durfte sie an den Wochenenden per Schneemobil (Ski-doo) die freie Piste hoch- und auf Skiern wieder runterfahren.

    So kurios es klingt: Dank Pandemie und Lockdown hat Moses Fischer die besten Trainingsbedingungen. Doch ob es einmal zum Profi reicht? „Das wäre schon toll. Aber es es ist noch zu früh, um das zu sagen“, meint Moses. Ein Vorbild hat er jedoch: Der Österreicher Marcel Hirscher, der bis zu seinem Karriereende 2019 den Weltcup dominiert hat. „Bei mir ist es Mikaela Shiffrin“, sagt Zoe Fischer. Ebenfalls eine lebende Ski-Legende. „Von der hab ich sogar ein Autogramm“, sagt die Neunjährige stolz. Geholt hat sie es sich bei einem Weltcuprennen in Sölden, als sie das Training der Stars besuchte. Auch das eine Erinnerung, die lange her scheint. Denn bis die Fischers mal wieder ein Weltcup-Rennen besuchen können, wird es noch dauern. Die Stars der Szene können sie nur im Fernsehen bewundern.

    Mit dabei bei der Eröffnungsfeier der Nordischen Ski-WM in Oberstdorf

    Eine Abwechslung aber gab es kürzlich doch noch: Moses Fischer durfte, zusammen mit zwei weiteren Fahrerinnen der RG Burig, bei der Eröffnung der Nordischen Ski-WM in Oberstdorf mitwirken. „Wir mussten zu Beginn mit den Flaggen der Teilnehmerländer ins Stadion fahren“, erzählt Moses Fischer. An und für sich kein Problem, doch die großen Fahnen „zogen einen schon etwas nach hinten“. Moses fuhr mit der Flagge Brasiliens ein. „Das war schon ein tolles Erlebnis“, sagt er. Auch ohne Zuschauer.

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