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Leichtathletik: Läuferin des TV Türkheim ist in Bayerns Spitze angekommen

Leichtathletik

Läuferin des TV Türkheim ist in Bayerns Spitze angekommen

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    Start in ein neues Leben: Irina Gorr hat nach vierjähriger Unterbrechung beim TV Türkheim wieder mit dem Leistungssport angefangen. Aktuell ist die 21-Jährige bayerische Vizemeisterin über die 400-Meter-Strecke bei den Frauen und den U23-Juniorinnen.
    Start in ein neues Leben: Irina Gorr hat nach vierjähriger Unterbrechung beim TV Türkheim wieder mit dem Leistungssport angefangen. Aktuell ist die 21-Jährige bayerische Vizemeisterin über die 400-Meter-Strecke bei den Frauen und den U23-Juniorinnen. Foto: Axel Schmidt

    Die Leichtathletik-Szene in Bayern ist überschaubar. Sportler in den einzelnen Disziplinen kennen ihre Konkurrenten meist schon lange und haben zahlreiche Wettkämpfe gegeneinander bestritten. Umso größer ist dann die Überraschung, wenn ein No-Name plötzlich die Bühne betritt – und noch dazu um Titel kämpft. So geschehen im Sommer, als eine junge Läuferin binnen einer Woche bei den bayerischen Meisterschaften Frauen und dann bei der U23 über die 400-Meter-Strecke jeweils zur Silbermedaille rennt. Ihr Name: Irina Gorr, TV Türkheim.

    Dass sie bis dato kaum einer kannte, hat Gründe. Die 21-jährige Deutsch-Kasachin lebt erst seit vier Jahren in Deutschland und tritt seit Anfang des Jahres für den TV Türkheim bei Meisterschaften an. Vier Jahre lange habe Gorr, die in Kasachstan bis 17 gelaufen ist, eine Pause eingelegt. Um Deutsch zu lernen, eine Ausbildung als Zahntechnikerin zu beginnen und sich in ihrer neuen Heimat Kaufbeuren einzugewöhnen. All das hat sie mit Bravour geschafft: Sie spricht sehr gut deutsch, ihre Ausbildung wird sie im Winter ein halbes Jahr früher als geplant beenden können, weil sie sich so gut macht. Irgendwann fasste sie den Entschluss, ihren Sport wieder betreiben zu wollen.

    In Türkheim trifft sie auf den richtigen Trainer

    Anfangs ging sie zum TV Kaufbeuren. „Aber ich wollte wieder Richtung Leistungssport gehen. Und das war in Kaufbeuren nicht möglich. Es gab zu wenige Trainingszeiten“, sagt Irina Gorr. So setzte sie sich an den Computer und googelte nach geeigneten Vereinen. Voraussetzungen waren die Erreichbarkeit und mehrere Trainingszeiten pro Woche. „Wenn bei einem Verein nur einmal pro Woche ein Training gegeben wird, dann weiß ich, dass es nicht so professionell ist“, sagt Gorr. Fündig wurde die 21-Jährige dann in Türkheim. Vier Mal pro Woche kann sie hier trainieren – und hat in Bernd Henneberg zudem einen Trainer, der weiß, worauf es ankommt.

    „Ich kann mit ihr kein gleichmäßiges Training machen. Im Winter und während der Wettkampfsaison trainieren wir bis zu fünf Mal pro Woche, im Sommer reichen drei Mal pro Woche. Ihr Körper muss sich auch regenerieren“, sagt Henneberg. Er selbst war einst ein talentierter Speerwerfer und ist immer noch in den Top 100 des Leichtathletikverbandes Rheinland aufgeführt. Seit einigen Jahren betreut er als Trainer beim TV Türkheim Athleten im Leistungsbereich.

    Henneberg führte etwa vor einigen Jahren die Türkheimerin Maria Rummel im Siebenkampf zu Platz neun bei den deutschen U23-Meisterschaften. Über seinen neuen Schützling Irina Gorr sagt er: „Anfangs sah ich ein junges, hübsches, zierliches Mädchen.“ Doch nach kurzer Zeit war ihm klar, dass er es hier mit einem Riesentalent zu tun hat. Einem mit einem großen Kämpferherz. Denn nach vierjähriger Wettkampfpause waren die Ergebnisse bei ihren ersten Starts noch nicht besonders gut.

    Statt aufzugeben trainiert Irina Gorr noch härter

    Doch Hinschmeißen ist nicht ihr Ding. Irina Gorr trainierte stattdessen noch mehr, so sehr, dass Henneberg das Training drosseln musste. „Ihre Knie machten irgendwann Probleme.“ Dennoch steigerte sie binnen eines halben Jahres ihre Leistung über die 400 Meter um fast neun Sekunden. „Das ist ein Riesensprung“, sagt Henneberg. Natürlich stellt sich sogleich die Frage, ob hier alles mit rechten Dingen zugeht. „Ich glaube, es ist doof zu denken, dass es etwas mit Doping zu tun haben könnte. Dafür sind 57 oder 58 Sekunden keine richtige Zeit“, sagt Irina Gorr.

    Ihr Leistungssprung habe mit ihrem Talent und ihrem Willen, sich stets weiter zu verbessern zu tun, sagt ihr Trainer. „Sie hat Rennpferde-Gene in sich. Sie muss einfach laufen.“ Er denkt schon weiter. „Wenn sie so weitermacht und von Verletzungen verschont bleibt, dann nimmt sie irgendwann an der deutschen Meisterschaft teil.“

    Heuer hat sie die Qualifikation noch verpasst

    Das ist das erklärte Ziel der beiden. Ob es schon im kommenden Jahr klappt? Das kommt auf die Zeiten an. Bei der deutschen U23-Meisterschaft im Juni in Wetzlar gingen Läuferinnen mit einer Zeit von etwas mehr als 58 Sekunden an den Start. Dafür hat es zu diesem Zeitpunkt noch nicht gereicht.

    Vier Wochen nach der U23-DM stellt Irina Gorr ihre bisherige Saisonbestzeit auf: Bei der bayerischen U23-Meisterschaft in Regensburg läuft sie in 57,80 Sekunden zur Silbermedaille. „Ich plane nicht so weit, dass ich sage: Ich will ins Finale um die deutsche Meisterschaft“, sagt sie. Allerdings: „Wenn man soviel dafür tut, dann will man auch etwas erreichen.“

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