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Legendäre Spiele: Als der FC Bad Wörishofen Werner Lorant vor Wut kochen ließ

Legendäre Spiele

Als der FC Bad Wörishofen Werner Lorant vor Wut kochen ließ

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    Und wieder war ein Wörishofer Bein dazwischen. Diese gehörte in dieser Szene Markus Seitel (Zweiter von links), der erfolgreich Martin Max am Torschuss hinderte.
    Und wieder war ein Wörishofer Bein dazwischen. Diese gehörte in dieser Szene Markus Seitel (Zweiter von links), der erfolgreich Martin Max am Torschuss hinderte.

    „Die Fußballhauptstadt Bayerns ist derzeit Bad Wörishofen“ oder „Das Fußballspiel des Jahrzehnts“ titelte nicht nur die Mindelheimer Zeitung vor nunmehr fast genau 20 Jahren. Auch im überregionalen Blätterwald fand das damalige Gastspiel des TSV 1860 München beim FC Bad Wörishofen riesengroßen Anklang. Dazu muss man sich allerdings noch erinnern, dass die Löwen im Jahre 2000 die Bundesliga-Saison als Tabellenvierter abgeschlossen und damit die Qualifikation für die Champions League gegen Leeds United geschafft hatten.

    Zur Vorbereitung auf dieses Spiel am 9. August 2000 bezog die damals mit großen Namen wie Thomas Hässler, Martin Max, Marco Kurz, Martin Stranzl oder Paul Agostino bestückte Mannschaft unter Trainer Werner Lorant ihr Trainingslager in der Kneippstadt. Vermittelt hatte dies damals die „Allgäu Activ Mastermind“-Gruppe um Wolfgang Jilg zusammen mit Axel Morel. Diese hatte kurz zuvor bereits den 1. FC Nürnberg mit Klaus Augenthaler als Trainer in die Kneippstadt geholt. Diese beiden Gastspiele waren schließlich der Auftakt zu der danach folgenden langen Reihe von Trainingslagern mit national und international großen Mannschaften beim FCW.

    1860 München spielte um die Teilnahme an der Champions League

    Doch die Löwen trainierten nicht nur hier, sondern sie bestritten am 28. Juli 2000 auch ein denkwürdiges Vorbereitungsspiel gegen den FC Bad Wörishofen. Dies passte natürlich optimal, konnte der FCW doch in diesem Jahr gerade sein 80-jähriges Bestehen feiern. Über 2000 Zuschauer strömten an diesem Abend in die Sportanlage am Unteren Hart und bereiteten dem Verein ein bemerkenswertes Ereignis in der FCW-Historie. Dabei lagen Tage zuvor im wahrsten Sinne des Wortes dunkle Wolken über dem Event.

    Das einwöchige Trainingslager war von dauerhaftem Regen begleitet und am Tag des Spieles, dem Freitagabend, regnete es ebenfalls noch in Strömen. Erst nach bangen Blicken zum Himmel und nur wenige Stunden vor Spielbeginn lichteten sich die Wolken und die Sonne kam hervor. Ganz schnell war nun fast das gesamte Stadion in das Blau-Weiß der zahlreichen Löwenanhänger gehüllt.

    Der FC Bad Wörishofen geht mit 2:0 in Führung

    Überraschend gestaltete sich dann auch der Spielverlauf. Noch ehe es sich der prominente Gast versah, schossen Martin Künold und Tobias Hunner den FC Bad Wörishofen mit 2:0 in Führung und Werner Lorant tobte an der Außenlinie. Zur Halbzeit hatten die Löwen das Spiel zwar zum 3:2 gedreht, doch zufrieden konnte der impulsive Trainer damit natürlich nicht sein, was auch zu merken war. Am Ende aber stand es 7:2 für 1860, womit sich die Kneippstädter achtbar geschlagen hatten. Löwen-Coach Lorant hatte schließlich einen zweistelligen Sieg ohne Gegentor gefordert.

    Tobias Hunner (links) und Martin Künold trafen für den FCW.
    Tobias Hunner (links) und Martin Künold trafen für den FCW.

    Noch gut erinnern können sich damalige FCW-Akteure an das Spiel. Tobias Hunner war es, der mit seinem 2:0 in der 10. Minute Lorant auf die Palme brachte. „Natürlich kann ich mich noch gut an das Spiel erinnern, weil 1860 damals ja eine echte Spitzenmannschaft und mein Tor ein besonderes war. Martin Stranzl war im Spiel mein Gegenspieler, aber bei dem Tor habe ich Marco Kurz erst ins Leere laufen lassen und dann den Ball im langen Eck von Torhüter Daniel Hoffmann versenkt“, erinnert sich der damalige FCW-Torjäger.

    Auch sein Bruder Gottfried war mit von der Partie. Für ihn ist das Spiel ebenfalls noch sehr präsent und unvergessen: „Die tollen Namen wie Martin Max, Daniel Bierofka, Agostino oder Winkler, sowie Trainer Lorant, kannten wir ja bis dahin nur aus dem Fernsehen und jetzt spielten wir gegen sie. Bis zum 2:1 und bis zum Halbzeitergebnis war das Spiel ja unglaublich, aber dann setzte sich doch die Fitness der Löwen durch.“

    Ein Bad Wörishofer hatte einen besonderen Auftrag

    Für Markus Seitel hatte das Spiel noch einen besonderen Aspekt. Er agierte als direkter Gegenspieler von Martin Max, der damals gerade Torschützenkönig der Bundesliga geworden war. Dies nahm die Sportredaktion der Augsburger Allgemeinen sogar zum Anlass, ein Interview mit ihm zu veröffentlichen.

    Markus Seitel erinnert sich noch gut an dieses Freundschaftsspiel.
    Markus Seitel erinnert sich noch gut an dieses Freundschaftsspiel.

    Seitel erzählt nun weiter: „Natürlich waren wir aufgeregter wie vor einem anderen Spiel. Vor 2000 Zuschauern zu spielen war schon ein spezielles Erlebnis. Doch während des Spieles hatte man ja keine Zeit zum Nachdenken. Ich war eigentlich Mittelfeldspieler, musste aber hinten aushelfen, weil unsere Verteidiger Yves Schlegel und Ingo Nitsche ausgefallen waren. Trainer Lesczynsky ließ mir die Wahl zwischen Winkler und Max als Gegner und da war mir der Martin Max lieber, weil er weniger kräftig gebaut war. Während des Spieles kam es zu keinem Gespräch mit dem Torjäger, doch danach bedankte er sich dafür, dass ich ein fairer Gegenspieler gewesen sei.“

    Für Markus Seitel ging das Feiern nach der Partie gleich weiter. Nach der Löwenparty im Eisstadion, an der auch Löwen-Präsident Karlheinz Wildmoser teilnahm, konnte er gleich in seinen Geburtstag hineinfeiern.

    Werner Lorant war damals nicht gut zu sprechen auf sein Team.
    Werner Lorant war damals nicht gut zu sprechen auf sein Team.

    Das Spiel selbst bot attraktiven Fußball mit der anfänglichen Brisanz der beiden Gegentore, die die Löwen herausforderten, doch mehr zu tun, als sie sich vielleicht vorgenommen hatten. Nicht zum Einsatz kamen „Icke“ Hässler, den Lorant für das Leeds-Spiel schonte und Harald Cerny, der noch angeschlagen war. Ansonsten standen alle bekannten Namen und auch die Neuzugänge wie Uwe Ehlers oder Achim Pfuderer in der Startelf.

    Der FC Bad Wörishofen sollte im Folgejahr in die Bezirksliga aufsteigen

    Die Kneippstädter spielten damals in der Kreisliga, hatten aber unter Trainer Rainer Lesczcynsky ihre Mannschaft gerade gewaltig aufgefrischt. Mit Mario Jilka und Tobias Hunner waren frühere Eigengewächse zurückgekehrt, aus Mindelheim kamen Dieter Hefele, Erik Markert und Yves Schlegel dazu. Robert Boyer war aus Augsburg zugezogen und Marian Argintaru fand ebenfalls zum FCW. Mit Martin Künold stand ein echter Torjäger auf dem Platz.

    Dazu kamen mit Dreer, Trautmann, Jandt, Boppel, Thiemann, Sirch, Scherer und Schnölzer die eigenen Stamm- und Nachwuchskräfte, für die das Spiel ebenfalls ein bleibendes Erlebnis war. In der folgenden Saison folgte mit dieser Truppe der souveräne Aufstieg in die Bezirksliga.

    Nicht nur dieses Spiel ist legendär. Hier finden Sie weitere Partien, über die heute noch gesprochen wird:

    Als der SV Schöneberg vom Elfmeterpunkt versagte

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