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Kleiner Mann ganz schnell

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Kleiner Mann ganz schnell

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    Beim Alpencup setzte Sebastian Mann in diesem Jahr zum großen Sprung an.
    Beim Alpencup setzte Sebastian Mann in diesem Jahr zum großen Sprung an. Foto: Archiv Familie Mann

    Die Devotionalien passen perfekt in das weihnachtliche Wohnzimmer von Familie Mann in Tussenhausen. Schön beieinander stehen da glänzende Pokale, funkelnde Glasteller und sogar ein vergoldeter Lorbeerkranz, verziert mit den deutschen Farben. All das ist die Ausbeute ihres ältesten Sohnes Sebastian. Der neunjährige Grundschüler zählt nämlich zu den größten Motocross-Talenten in Bayern und hat seine Pokalsammlung in diesem Jahr um zwei weitere Prachtstücke erweitert: den Alpencup und den eleganten Pokal für die Vizemeisterschaft in der ADAC-Südbayernserie.

    Dafür haben er und seine Familie ein Jahr lang regelrecht hingearbeitet. „Sogar der Sommerurlaub fiel heuer aus“, sagt seine Mutter Christina. Denn ausgerechnet im August reihten sich Rennwochenende an Förderkadertraining. Immerhin war Sebastian bei zwei Rennserien ganz vorn dabei. Den international besetzten Alpencup gewann er am Ende, obwohl er hier ein Rennen ausließ. Die übrigen sechs Rennen hatte er alle gewonnen. „Das beste Rennen war in Lüsen“, sagt er. Bei diesem Rennen, dem letzten der Serie, in Südtirol gewann er mit über einer Minute Vorsprung auf die Konkurrenz. Damit sicherte er sich den Gesamtsieg in seiner Altersklasse. Und wer weiß, wie sich das Gesamtklassement in der ADAC-Südbayernserie ausgesehen hätte, wenn es hier noch zwei, drei Rennen mehr gegeben hätte. „Am Ende sind ihm schlichtweg die Rennen ausgegangen“, sagt Vater Christian Mann. Denn Sebastian wurde im Verlauf der Serie immer stärker und konstanter. Immerhin hat es für die Qualifikation zum Bundesendlauf gereicht. Zum zweiten Mal in Folge – und diesmal sollte er auch stattfinden.

    Im vergangenen Jahr nämlich machte das Wetter dem geplanten Endlauf einen Strich durch die Rechnung. Die Strecke in Reutlingen war damals selbst für schlamm-erprobte Motocrossfahrer unpassierbar. Und hat damit auch einen möglichen Erfolg von Sebastian Mann in der 50er-Klasse verhindert. Dieses Jahr ging es nach Templin, nördlich von Berlin, zum Bundesendlauf. Und hier lief fast alles nach Plan: Sebastian Mann musste sich nur seinem Dauerkonkurrenten Kevin Geiger (Kissing) geschlagen geben und wurde Vizemeister. Allerdings hatte er in einem anderen Lauf die Nase vorn: Weil der ADAC-Teamleiter der Meinung war, dass er weniger sturzanfällig als Geiger sei, nominierte er den Tussenhausener als Fahrer für das Team Südbayern, das sich am Ende auch den Titel holte. Und den Supercup.

    Doch wie kommt ein Tussenhausener Junge, der nebenher noch Fußball beim örtlichen Verein spielt und mehr als passabel Ski fährt, eigentlich zum Motocross? Angefangen hat es eigentlich ganz harmlos: „Wir wollten eigentlich ein Fahrrad für mich kaufen“, erzählt Sebastian Mann. Doch dann hat der Verkäufer im Sportgeschäft gemeint, er habe etwas viel Besseres – und zeigte Vater und Sohn eine Motocrossmaschine für Kinder, samt Seitenwagen. Da war es geschehen um den mittlerweile neunjährigen Grundschüler aus Tussenhausen. Zunächst fuhr er etwas auf den Feldern herum, dann wollte er auf eine echte Crossstrecke. In Oberrieden wurden die Manns schließlich fündig, auf der Strecke des dortigen Motocrossklubs „Offroader Oberrieden“ konnte sich Sebastian austoben – und immer besser werden.

    Auch dank einer neuen Kindermaschine. Seit zwei Jahren fährt er nun Rennen, heimst immer wieder Siege ein. 2013 war er noch Dritter in der Südbayern-Serie, 2014 eben Vizemeister. Und 2015? „Da geht es für ihn in die nächsthöhere Klasse“, sagt Vater Christian Mann. Dort gilt es sich nicht nur an die größere 65ccm-Maschine – die gab es zur Kommunion – zu gewöhnen, sondern auch gegen teilweise bis zu drei Jahren ältere Konkurrenten durchzusetzen. „Wenigsten unter die Top-Ten will ich schon kommen“, sagt Sebastian selbstbewusst.

    Allerdings – und hier lassen die Eltern nicht mit sich reden – soll es ein Hobby bleiben. Weder habe er die nötigen Sponsoren, um seinen Sohn international starten zu lassen, noch die Zeit, sagt Christian Mann. „Es gibt Kollegen von ihm, die im Winter zum Training nach Italien oder Spanien fahren. Das können und wollen wir uns nicht leisten“, sagt er. Stattdessen geht es dann lieber auf die Skipiste. Und wenn es dann so läuft, wie zu Saisonbeginn, umso besser. „Von den Skiern aufs Motorrad“, sagt Mutter Christina. „Er hat gleich das erste Rennen gewonnen.“ Dennoch werde die Zeit kommen, wo sich ihr Sohn entscheiden müsse: Skifahren oder Motocross fahren. Auch wenn die Leidenschaft für staubige Pisten und Benzingeruch wohl länger in der Familie bleiben werden. Denn Sebastians Erfolge zeigen Wirkung bei seinem kleinen Bruder. Der vierjährige Kilian eifert ihm schon nach und ist ebenfalls ein begeisterter Motocross-Fahrer. „Für Sebastian hat es ja noch Skifahren gegeben. Aber bei Kilian zählt nur Motocross“, sagt Mutter Christina – wohl ahnend, dass es auch in den kommenden Jahren wenig Aussicht auf einen ausgedehnten Sommerurlaub gibt.

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