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Interview: FCA-Profi André Hahn: "Die fehlenden Fans haben Punkte gekostet"

Interview

FCA-Profi André Hahn: "Die fehlenden Fans haben Punkte gekostet"

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    André Hahn (rechts, hier mit Eduard Löwen nach dem letzten Saisonspiel gegen RB Leipzig) hat ein sportlich mageres Jahr hinter sich. Das soll sich in der kommenden Saison ändern.
    André Hahn (rechts, hier mit Eduard Löwen nach dem letzten Saisonspiel gegen RB Leipzig) hat ein sportlich mageres Jahr hinter sich. Das soll sich in der kommenden Saison ändern. Foto: Ulrich Wagner

    Eigentlich würden sich die Bundesligaprofis in diesen Tagen auf die neue Saison vorbereiten. Doch Corona brachte alles durcheinander. Statt schweißtreibender Trainingslager geht es für die meisten Profis nun erst einmal in die Sommerpause. Einer von ihnen ist André Hahn. Der FCA-Profi wird seinen Urlaub jedoch zuhause in Zaisertshofen verbringen – aus mehreren Gründen.

    André Hahn, Sie haben nun Sommerpause. Fühlen Sie sich urlaubsreif?

    André Hahn: Ja, das kann man so sagen. Ich bin urlaubsreif. Es war eine lange Saison, länger als normal.

    Eine Saison, die Sie so noch nicht erlebt haben. Stichwort: Corona.

    Hahn: In der Zeit, als wegen Corona keine Spiele und kein Training stattgefunden haben, hatten wir recht harte Laufpläne zu absolvieren, um fit zu bleiben. Als es dann wieder erlaubt war, ging es in Kleingruppen los. Letztlich war es wie ein langes Trainingslager.

    An dessen Ende Sie sich dann auch noch verletzt hatten.

    Hahn: Es lief extrem unglücklich für mich. Man hält sich fit, hofft nach dem Trainerwechsel auf mehr Spielzeit und dann das. Genau in der Woche, als es wieder losgehen sollte, verletzte ich mich und fiel fünf Spiele aus. Aber ich habe schnell den Kopf wieder hochgenommen. Ich wusste, dass ich in dieser Saison noch einmal spielen werde. Das hab’ ich dann auch geschafft.

    Spielte dabei auch der Trainerwechsel eine Rolle?(Unmittelbar vor der Corona-Zwangspause wurde Martin Schmidt freigestellt und Heiko Herrlich als neuer Trainer vorgestellt, Anm. d. Red.).

    Hahn: Ich habe ein gutes Gefühl bei Heiko Herrlich. Er mag Spieler, die sich voll reinwerfen. Ich komme gut mit ihm klar.

    In den letzten fünf Spielen bekamen Sie wieder Ihre Einsätze. Insgesamt kamen Sie auf 15 Spiele, nur acht Mal standen Sie in der Startelf. Eine Saison zum Abhaken?

    Hahn: So ehrlich muss man sein: Ich spiele jetzt seit acht Jahren in der Bundesliga, aber das war mein schlechtestes Jahr. Es passte vieles nicht zusammen. Daran gilt es nun zu arbeiten. Ich will voll dabei sein, wenn es wieder losgeht.

    Das heißt, dass Sie den Urlaub eher zuhause verbringen, um fit zu werden?

    Hahn: Ja, wir werden heuer daheim bleiben. Wir haben vor zwei Wochen zum zweiten Mal Nachwuchs bekommen. Da sind Tage und Nächte eher lang. Und mit einem kleinen Baby kann man nicht groß in den Urlaub fliegen. Außerdem darf unser erster Sohn gerade eben wieder in den Kindergarten gehen. Da wollen wir ihn nicht gleich wieder rausnehmen.

    Gab es von den Zaisertshofenern Zuspruch, als es beim FCA und Ihnen nicht so gut lief?

    Hahn: Viel Zuspruch war kaum möglich, da wir die Hygienemaßnahmen der DFL einhalten mussten und ich mich deshalb schon etwas abkapseln musste. Wir mussten jede Woche zwei Corona-Tests machen. Da will man nichts riskieren. Deswegen bin ich meist zuhause geblieben.

    Als die Saison weiterging, fehlte ein wichtiger Teil: die Fans im Stadion. Haben Mannschaften wie dem FCA die Geisterspiele Punkte gekostet?

    Hahn: Definitiv. Gleich das erste Spiel nach dem Restart gegen Wolfsburg war ein typisches Beispiel dafür. Wir liegen 0:1 zurück, kommen zum Ausgleich, schießen dann das 2:1, was wegen Abseits leider aberkannt wurde, und kassieren kurz vor Schluss das 1:2. Wenn wir die Fans im Rücken gehabt hätten, hätten die uns nach dem 1:1 nach vorne gepeitscht. Mit den Fans hätten wir in diesem Spiel gepunktet oder sogar gewonnen, da bin ich mir sicher. Sie machen viel aus und sie fehlen uns sehr.

    Sie werden wohl noch länger fehlen. Denn ob die Zeit der Geisterspiele in der neuen Saison vorbei ist, steht noch in den Sternen.

    Hahn: Wir wissen es auch noch nicht, ob dann wieder Zuschauer ins Stadion dürfen. Aber selbst wenn erst einmal weniger rein dürften, wäre das schon ein großer Schritt nach vorne.

    Ob mit oder ohne Fans: Ihr Teamkollege Philipp Max hat kürzlich in einem Interview gesagt, dass die Rückrunde nicht der Anspruch des FCA sei. Sehen Sie es ähnlich?

    Hahn: Die Rückrunde war nicht ideal für uns. Wir wissen, dass es sehr knapp war, aber wir haben letztlich die Kurve gekriegt. Aber es stimmt: Es kann nicht unser Anspruch sein, bis zum vorletzten Spieltag da unten drin zu stecken und um den Klassenerhalt zu zittern.

    Es lief vieles schief beim FCA in dieser Saison.
    Es lief vieles schief beim FCA in dieser Saison. Foto: Ulrich Wagner

    Was ist denn der Anspruch für die kommende Saison?

    Hahn: Wir wollen so schnell wie möglich genug Punkte holen, um nicht bis zum Schluss zittern zu müssen. Außerdem wollen wir in der Tabelle wieder etwas nach oben klettern.

    Der FC Augsburg hat mittlerweile drei Neuzugänge verpflichtet: Torhüter Rafal Gikiewicz, Tobias Strobl und Daniel Caligiuri – alle Spieler jenseits der 30. Sie werden bald 30. Kommt es Ihnen entgegen, dass der FCA offensichtlich wieder mehr auf Erfahrung baut?

    Hahn: Es ist sicher nicht von Nachteil, dass ältere und erfahrene Spieler geholt wurden. Wenn man Erfolg haben will, braucht man einen guten Mix. Es muss passen zwischen jungen und älteren Spielern. Nur mit alten Spielern funktioniert es genauso wenig, wie nur mit jungen Wilden. In diesem Jahr gab es einige Spiele, in denen wir uns nicht schlau genug angestellt haben. Da hat Erfahrung gefehlt.

    Die kommt nun mit Gikiewicz, Strobl und Caligiuri.

    Hahn: Ich kenne Tobi Strobl persönlich aus meiner Zeit bei Gladbach. Er hat, wie Daniel Caligiuri, internationale Erfahrung. Das hilft uns weiter. Ich finde, es sind drei super Neuzugänge. Ich freue mich auf sie.

    Kleiner Moment der Erinnerung für die fußballlose Zeit: In der Mindelheimer Zeitung präsentieren wir zurzeit in einer Serie "Legendäre Spiele" der hiesigen Vereine (Lesen Sie hier: Als der TSV Mindelheim für verbrannte Fan-Banner sorgte). Was ist Ihr persönliches, legendäres Spiel?

    Hahn: Das Spiel mit Gladbach in der Champions League in Barcelona im Camp Nou gegen Messi war speziell. Das werde ich nie vergessen. Oder auch das Spiel in Glasgow. Die Stimmung dort, diese Lautstärke – das war unfassbar. Ich habe das 1:0 von Lars Stindl vorbereitet und kurz vor Schluss das 2:0 selber geschossen. Dann haben unsere Fans so eine Stimmung gemacht, dass die Celtic-Fans nach dem Spiel ihre Schals aus Respekt in die Gladbacher Fankurve geworfen haben.

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