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Gewichtheben Mindelheim: Vom Stoßen und Reißen

Gewichtheben Mindelheim

Vom Stoßen und Reißen

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    Mit deutlich weniger Gewicht bekommt man zwar die Hantel in die Luft, die Technik lässt aber bei einem Laien zu wünschen übrig.
    Mit deutlich weniger Gewicht bekommt man zwar die Hantel in die Luft, die Technik lässt aber bei einem Laien zu wünschen übrig. Foto: Lenuweit

    Während es 80 Millionen Fußballtrainer gibt, kennen sich die meisten Deutschen in bestimmten Sportarten kaum aus. Aus diesem Grund schauen wir uns in unserer neuen Serie „Neuland“ nicht ganz alltägliche Sportarten an – und zwar hautnah.

    „Die Technik zählt, nicht unbedingt die Kraft!“ Diesen Satz hätte ich wohl eher Sportarten wie Fußball, Tischtennis oder Basketball zugeordnet. Sogar bei Kampfsportarten wie Judo hätte er mich nicht so sehr überrascht – dieser Spruch fällt aber bei keiner dieser Sportarten. Er fällt beim Gewichtheben – ja richtig, bei der Sportart, bei der als erstes nur so von Kraft strotzende Muskelpakete in den Sinn kommen. Und der Satz kommt auch noch von einem echten Experten auf dem Gebiet: Alexander Häfele. Der 13-Jährige ist in seiner Altersklasse deutscher Meister im Gewichtheben – er muss es also wissen.

    Der Türkheimer trainiert seit sieben Jahren im Mindelheimer Fitnessstudio Graf, ist nicht nur aktueller deutscher Meister, sondern auch sechsmaliger bayerischer Meister. 53 Kilogramm wiegt der 13-Jährige – beim „Stoßen“ stemmt er unglaubliche 58 Kilogramm, also mehr als sein eigenes Körpergewicht. Neben dem „Stoßen“ gibt es auch die Disziplin „Reißen“, bei der Häfele 47 Kilogramm in die Höhe bekommt. „Das Besondere an Alexander ist in erster Linie sein Fleiß. Außerdem merkt man, dass er mit dem Kopf voll dabei ist, das ist sehr wichtig“, lobt ihn sein Trainer Josef „Sepp“ Graf.

    Die Technik ist beim Gewichtheben besonders wichtig

    Nach kurzen Aufwärmübungen steige auch ich in das Gewichtheben ein – natürlich mit weniger Gewicht, da ich keinerlei Übung habe. Mit der erwähnten Technik komme ich zu Beginn fast gar nicht klar. Jeder einzelne Schritt ist wichtig, bis die Hantel samt Gewicht in der Luft ist: nach oben ziehen, „umformatieren“, und dann die Hantel mit einem Ausfallschritt in die Luft stemmen. Unzählige kleine Schritte gilt es zu beachten, man muss explosiv sein, aber gleichzeitig auch die Kontrolle behalten. Den einen oder anderen Grinser sehe ich schon über das Gesicht von Alexander Häfele und Josef Graf huschen, beide muntern mich jedoch auf: „Das ist völlig normal, es ist unmöglich, Gewichtheben so schnell zu lernen.“

    Außerdem sei ohne Übung auch die Verletzungsgefahr zu hoch. Dennoch versuche ich mich sowohl im Stoßen als auch im Reißen – mit durchwachsenem Erfolg. Reißen ist noch etwas schwieriger, da man die Hantel hier vom Boden weg anheben muss. Zwar bekomme ich die Stange dank geringerem Gewicht in die Luft, meine Technik bleibt aber mangelhaft. Ganz anders Alexander, der mit seiner Konzentration, Koordination und eben seiner außergewöhnlich guten Technik überzeugt. „Wenn er irgendetwas falsch gemacht hat, habe ich ihn jedes Mal gefragt, was er dieses Mal falsch gemacht hat – Alexander konnte mir jedes Mal sagen, was es war“, erzählt Josef Graf von den vielen Jahren, in denen er ihm das Gewichtheben antrainierte.

    Beim Gewichtheben werden auch andere sportliche Disziplinen trainiert

    Zu dem Sport gekommen ist Alexander durch seinen Vater, der schon lange in diesem Fitnessstudio trainiert. „Ich bin einmal mitgekommen und wollte auch das Gewichtheben versuchen, dann kam Sepp und hat mich gefragt, ob er mir mal zeigen soll, wie das geht“, erzählt Alexander von der ersten Begegnung mit seiner Sportart. Er ließ es sich zeigen – und blieb beim Gewichtheben: „Es ist fast schon eine Krankheit, es macht einfach Spaß. Auch die Leute hier im Studio kenne ich teils seit vielen Jahren.“ Außerdem ist es für Alexander auch wichtig, etwas in seiner Sportart erreichen zu können – was für ihn beim Gewichtheben der Fall ist.

    Für mich ebenfalls neu bei dieser Sportart ist das Erlernen anderer sportlicher Disziplinen. Unter dem Oberbegriff „Allgemeine sportliche Fähigkeiten“ muss Alexander auf Wettkämpfen seine Fähigkeiten in Disziplinen wie 30-Meter-Sprint, Kugelstoßen oder Dreisprung zeigen. Der 13-Jährige erfährt also eine breite sportliche Ausbildung. Immerhin stelle ich mich bei diesen Disziplinen nicht ganz so schlecht an, der Sprung aus dem Stand auf ein kleines Podest gelingt mir auch – zur sichtlichen Verwunderung von Josef Graf und Co.. Meine Ehre ist also immerhin etwas gerettet. Beim reinen Gewichtheben habe ich mich dagegen schwer getan – eben wegen der am Anfang erwähnten Technik. Ich bin gespannt, was der 13-jährige Alexander in wenigen Jahren mit noch mehr Muskelkraft stemmen kann.

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