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Fußball: Psychotricks und gute Nerven

Fußball

Psychotricks und gute Nerven

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    Links, rechts, oder in der Mitte stehen bleiben: Die fünf Nachwuchstorhüter (von links) Tobias Heiler, Felix Miller, Daniel Egger (hinten), Ben Dießenbacher und Johannes Stadler haben in ihrer Karriere schon einige Elfmeter gehalten – und wissen ganz genau, warum.
    Links, rechts, oder in der Mitte stehen bleiben: Die fünf Nachwuchstorhüter (von links) Tobias Heiler, Felix Miller, Daniel Egger (hinten), Ben Dießenbacher und Johannes Stadler haben in ihrer Karriere schon einige Elfmeter gehalten – und wissen ganz genau, warum. Foto: Axel Schmidt

    Als Toni Schuhmacher 1982 das erste Elfmeterschießen bei einer Weltmeisterschaft für die deutsche Nationalmannschaft entschied, waren sie noch nicht auf der Welt: Ben Dießenbacher (7) aus Mattsies, Daniel Egger (15), Tobias Heiler (13) und Felix Miller (9) aus Zaisertshofen und Johannes Stadler (11) aus Salgen. Die Geburtsstunde des Mythos, dass eine deutsche Mannschaft im Elfmeterschießen triumphiert, haben sie verpasst.

    Und doch wissen sie, wie man als Torhüter ein Elfmeterschießen gewinnt. Sie stehen nämlich selbst Woche für Woche zwischen den Pfosten – und werden zudem von zwei Spezialisten trainiert: Guido Martin und Christian Dießenbacher. Die beiden Ex-Torhüter des TSV Mindelheim und des SV Mattsies leiten seit September des vergangenen Jahres eine Torwartschule, in der sie die Torhüter aus dem Nachwuchs- aber auch Seniorenbereich der umliegenden Vereine noch spezieller trainieren.

    Beim Ortsbesuch am Sportplatz in Mattsies regnet es erst einmal Bindfäden. Für die fünf Nachwuchskeeper ist das kein Grund, das Fußballspielen vor dem Training einzustellen. Sie kicken munter drauf los, bis sie von ihren Trainern zur Fragerunde geholt werden. Schließlich steht nun die K.o.-Runde bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien an. Elfmeterschießen sind nun möglich. Doch wie gewinnt man denn am ehesten ein Elfmeterschießen?

    „Ich schau’ immer, wo der Schütze hinschaut. Das klappt fast immer“, sagt Felix Miller. Auf diese Weise hat er während des Spiels schon einige Strafstöße gehalten, auch wenn manch einer dann im Nachschuss doch noch im Netz drin war.

    Daniel Egger, mit 15 Jahren der Älteste in dieser Trainingsgruppe, hat sich ein paar Psychotricks zurechtgelegt. „Manchmal reklamiere ich noch und versuche, dem Schützen lange in die Augen zu schauen.“ Allerdings gibt er zu, dass dies bei den älteren Spielern nicht mehr so leicht klappt.

    Es ist ein Vorteil, wenn der Torwart den Schützen kennt

    Dann ist es eher von Vorteil, wenn man den Schützen kennt, aus der Schule etwa, oder von früheren Spielen. „Ich kenne einen aus Markt Wald, der schießt einfach voll drauf“, sagt Egger. Informationen, die bei einem Elfmeterschießen mittlerweile goldwert sind, wie Jens Lehmann 2006 beim Sieg über Argentinien mit seinem Spickzettel eindrucksvoll bewiesen hat.

    Dass es dann aber doch nicht immer dazu reicht, als Held anerkannt zu werden, musste Tobias Heiler bei einem Hallenturnier erfahren. Hier ist es traditionell so, dass die anwesenden Trainer den besten Spieler und besten Torhüter wählen – allerdings vor dem Finale. Nun war es so, dass der Keeper der SG Zaisertshofen im Endspiel drei Siebenmeter gehalten und so für den Sieg seiner Mannschaft gesorgt hatte. Bester Torhüter des Turniers wurde er aber nicht. „Hinterher kamen einige Trainer zu mir und haben gesagt, dass sich mich gewählt hätten, wenn sie nach dem Finale hätten wählen können“, sagt der 13-Jährige. Auch Johannes Stadler hatte in der Halle seinen großen Moment. Er trug als E-Jugendtorwart einen gehörigen Teil dazu bei, dass die SG Zaisertshofen einmal zum Finale um die Allgäuer Meisterschaft fahren durfte.

    Dabei ist nicht etwa das „Elfmeter-Töten“ das Wichtigste, was die jungen Torhüter in Mattsies lernen sollen. Vielmehr geht es darum, aus dem Torwart den Torspieler zu machen. „Früher war es doch meistens so, dass derjenige ins Tor geht, der nicht kicken kann. Das ist heute komplett anders. Der Torhüter ist am Spielaufbau beteiligt“, sagt Christian Dießenbacher. So versuchen die Nachwuchskeeper etwa, den Ball wie Nationaltorhüter Manuel Neuer abzuwerfen oder per Flachpass ins Spiel zum bringen. „In der Hinsicht gibt es in meinen Augen auf der Welt keinen Besseren“, sagt Guido Martin. Auch er musste in den vergangenen Jahren sein Spiel umbauen. „Es hat etwas gedauert, aber letztlich war es nicht so schwer.“ Rund 20 Keeper haben Dießenbacher und er derzeit unter ihren Fittichen, von der E-Jugend bis zum Senioren-Landesligatorhüter. Sie besetzen damit eine Nische, denn in vielen Vereinen ist das Torwarttraining insbesondere im Jugendbereich wenig ausgeprägt. „Das ist ein großes Manko“, sagt Dießenbacher. Trotz des Rufs, das Deutschland ein Land der Torhüter ist.

    Der eilt der Nationalelf auch bei der WM wieder voraus. Neben Welttorhüter Manuel Neuer sind mit Roman Weidenfeller und Ron-Robert Zieler zwei Ersatzspieler dabei, die in beinahe allen anderen Teams gesetzt wären. Und doch sich die Nachwuchskeeper vorsichtig mit einer Prognose. Sie drücken natürlich alle der deutschen Elf die Daumen. Doch vom Titelgewinn sind längst nicht alle überzeugt. „Ich tippe eher auf Brasilien“, sagt Daniel Egger. Und der Jüngste, Ben Dießenbacher, gar einen eigenen Tipp: „Weltmeister wird Bayern“, sagt er überzeugt. Kein Wunder, das spielt ja auch Manuel Neuer.

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