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Fußball: Fußballverband lässt Vereine über mögliche Klage abstimmen

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Fußballverband lässt Vereine über mögliche Klage abstimmen

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    Noch sieht es im Fußball-Land Bayern so aus: Fußballspiele finden ohne Zuschauer statt. Auch an einen Wettspielbetrieb denkt die Politik noch nicht. Deswegen will der Bayerische Fußballverband seine Mitgliedsvereine über eine mögliche Klage abstimmen lassen.
    Noch sieht es im Fußball-Land Bayern so aus: Fußballspiele finden ohne Zuschauer statt. Auch an einen Wettspielbetrieb denkt die Politik noch nicht. Deswegen will der Bayerische Fußballverband seine Mitgliedsvereine über eine mögliche Klage abstimmen lassen. Foto: Ralf Lienert

    Die Enttäuschung darüber, das der bayerische Ministerrat in seiner neuerlichen Sondersitzung zur Corona-Krise am Dienstag kein Wort über Lockerungen im Amateur-Wettkampfsport verloren hatte, saß tief beim Bayerischen Fußballverband (BFV). In einem offenen Brief an die bayerischen Fußballvereine beklagte sich der Verband, dass die Politik nicht auf die Forderungen des BFV eingegangen sei – trotz eindringlicher Bitte und eines frühzeitig ausgearbeiteten Hygienekonzepts.

    Vor allem zwei Dinge stoßen dem BFV auf: Dass außerhalb der Landesgrenzen, etwa in Baden-Württemberg, der Punktspielbetrieb mit Zuschauern bereits angelaufen ist und dass andere Freiluftveranstaltungen bereits wieder erlaubt sind. „Es ist für die meisten nicht nachvollziehbar, dass wir aktuell den Spielbetrieb nicht starten können, obwohl die Staatsregierung es längst wieder erlaubt, beispielsweise Konzerte oder Gottesdienste unter freiem Himmel zu veranstalten, und dabei sogar bis zu 400 Zuschauer zugelassen sind“, wird BFV-Präsident Roland Koch auf der Verbands-Homepage zitiert.

    In Bayern gilt weiterhin: keine Punktspiele, keine Zuschauer

    Schlussendlich bleibt es vorerst dabei: In Bayern sind weiterhin Zuschauer bei Amateurspielen verboten. Den Vereinen ist es lediglich erlaubt, Testspiele ohne Beteiligung der Öffentlichkeit auszutragen, Ligaspiele sind nicht zulässig. Am Dienstagabend hat der BFV nun reagiert und eine außerordentliche Vorstandssitzung einberufen. Deren Ergebnis: Die rund 4500 Mitgliedsvereine sollen per Online-Umfrage entscheiden, wie der BFV weiter vorgehen soll. Brisant dabei: Sogar eine Klage gegen das Verbot des Wettkampfspielbetriebs im Amateurfußball steht dabei im Raum:

    Folgende drei Fragen werden in der Online-Umfrage zur Abstimmung gestellt:

    • Halten Sie diese Entscheidung der Staatsregierung, Wettkampfspiele im bayerischen Amateurfußball nach wie vor nicht zu erlauben und auch keine Zuschauer in begrenztem Umfang zuzulassen, für richtig?
    • Wollen Sie, dass der Wettkampfspielbetrieb im Jahr 2020 baldmöglichst wieder aufgenommen wird und der BFV sich dafür einsetzt?
    • Soll der BFV rechtlich gegen das Verbot des Wettkampfspielbetriebs im Amateurfußball vorgehen und gegebenenfalls gerichtlich Gleichbehandlung mit Freiluft-Kulturveranstaltungen analog § 21 Abs. 2 der Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung geltend machen?

    Bis kommenden Montag, 7. September, 10 Uhr, ist die Online-Umfrage auf der BFV-Homepage freigeschaltet.

    Im Kreis Allgäu scheint dieses Vorgehen Zustimmung zu finden, obwohl einige Vereinsvertreter nicht sicher sind, ob eine mögliche Klage Erfolg hätte.

    Polykarp Platzer, seines Zeichens Vorsitzender des FC 98 Auerbach/Stetten und zugleich BFV-Spielgruppenleiter für das Unterallgäu, geht davon aus, dass die meisten Vereine dem Klageweg zustimmen werden. „Langsam muss einfach eine Entscheidung her“, sagt er, schließlich wird es in zweierlei Hinsicht für so manchen Verein eng: finanziell und personell. „Es fehlen die Einnahmen aus dem Spielbetrieb, gleichzeitig fallen Kosten für Schiedsrichter, Trainer und Energie an.“ Außerdem bestehe die Gefahr, dass durch die lange Spielpause der eine oder andere Spieler dem Fußball den Rücken kehre. „Vor allem im Bereich der zweiten Mannschaften, in denen eher ältere Spieler aktiv sind, sehe ich diese Gefahr“, sagt Platzer.

    Ob die Vereine, gerade im Allgäu, für den unbedingten Restart noch in diesem Jahr stimmen werden, ist für Platzer noch nicht ganz klar: „Viele werden sich denken: ’Was soll ich im Oktober im Allgäu noch anfangen zu spielen?’ Wenn’s blöd läuft, liegt zwei Wochen später Schnee.“

    Ähnlich sehen es Trainer und Vereinsvertreter. Wir haben einige von ihnen befragt:

    • Georg Fleschhut (Abteilungsleiter SV Oberegg): „Die Klage wird wohl von den Vereinen befürwortet werden, aber ob das viel Sinn hat, bleibt offen. Allerdings wäre nichts tun für den Verband auch die falsche Lösung, weshalb man sich in Richtung Politik schon bemerkbar machen soll. Wir erwägen, auch in Hinblick auf den Jugendbereich, selbst einen Brief an den BFV zu schreiben, da uns Einnahmen von Kiosk und Zuschauern fehlen, bei Freundschaftsspielen die Schiedsrichter aber trotzdem bezahlen müssen.“
    • Karl Kögel (Trainer TSV Kirchheim): „Aus Trainersicht ist es aktuell schwierig, da man nicht weiß, für was man den Aufwand im Training betreibt. Freundschaftsspiele sind zwar ganz nett, aber letztendlich will man im Ligabetrieb spielen und das dann auch vor Zuschauern, was mit einer regulierten Anzahl sicher möglich ist. Andernfalls kann es für die Vereine existenzielle Probleme geben.“
    • Thomas Urbin (Abteilungsleiter TSV Markt Wald): „Die Klage würde zu einem viel zu langen Hin und Her führen, bei dem dann trotzdem nicht vor Zuschauern und im Wettkampf gespielt werden kann. Die Politik soll erst einmal die Lage zum Schulstart klären und dann eine klare Aussage bezüglich des Amateurfußballs treffen. Anderswo darf vor Hunderten von Zuschauern gespielt werden und bei uns dürfen keine 100 Leute auf den Platz.“
    • Benedikt Deigendesch (Trainer TSV Mindelheim): „Wir wollen unter normalen Bedingungen wieder kicken. Das wäre im Mindelheimer Stadion möglich. Da haben wir so viel Platz, wir könnten sogar einen Abstand von 3,50 Metern bei den Zuschauern einhalten. Auch sportlich wäre es gut, wenn es weitergeht: Für einen Trainer ist es schwer, die Spannung in der Mannschaft aufrechtzuerhalten. Trainingsweltmeister will ja keiner werden, sondern um Punkte spielen. Eine Klage sollte aber der letzte Schritt sein.“

    Alles zur Corona-Zwangspause im Amateurfußball lesen Sie hier:

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    Nachwuchskicker sind bereit, müssen sich aber gedulden

    Amateurfußballer: „Ohne Zuschauer kann es nicht weitergehen“

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