Am Wochenende geht es wieder los: Die Ligen der Region starten in die neue Saison. Zur Einstimmung haben wir uns mit vier Fußballern der vier Kreisligisten getroffen: Je ein Torwart, ein Abwehrspieler, ein Mittelfeldspieler und ein Stürmer.
An die Geschichte, wie Timo Immerz das erste Mal in ein Fußballtraining ging, kann er sich nur schwach erinnern. Seine Mutter dagegen weiß das noch ganz genau. Nachdem Immerz schon sehr früh Interesse für das runde Leder zeigte, seine Mutter ihn jedoch immer wieder vertröstete, dass es noch Zeit habe, bei einem Verein zu spielen, schlich er sich kurzerhand von zuhause weg. Knapp zwei Stunden später kam er wieder nach Hause und sagte seiner Mutter: „Ich war gerade im Fußballtraining und gehe da jetzt immer hin!“
Heute ist Timo Immerz der große Rückhalt des FSV Dirlewang. Mit seinen Paraden und seinen teils spektakulären Aktionen außerhalb des Strafraums sicherte der Torhüter dem FSV in den vergangenen Saisons wichtige Punkte. Der Klassenerhalt in der Kreisliga – einer der größten Erfolge in der Vereinsgeschichte – war so unter anderem sein Verdienst. Und eine weitere Qualität hat Dirlewangs Torwart bereits bewiesen: In den vergangenen beiden Runden erzielte er jeweils ein Tor für seine Mannschaft – beide von großer Bedeutung.
Immerz schnürte seine Fußballschuhe als erstes für den FSV Buchdorf in der Nähe von Donauwörth. Im Jahr 2004 zog seine Familie nach Dirlewang, wo Immerz zunächst von der E- bis zur B-Jugend spielte. Dabei wechselte er zunächst zwischen Tor und Feld hin und her, wurde jedoch schnell zum festen Torwart seiner Mannschaft. „Der schmale Grat zwischen Held und Verlierer“ – so beschreibt der 22-Jährige heute den Reiz am Torwartdasein. In jungen Jahren war folglich der deutsche Torwart schlechthin dieser Zeit sein Idol: Oliver Kahn. „Er war einfach von der Art zu spielen mein Vorbild. Er verkörperte von seiner ganzen Einstellung diesen absoluten Willen und, dass der Ball oberste Priorität hat“, erklärt Immerz.
In der B-Jugend ging es für ihn für ein Jahr zur JFG-Wertachtal. Im ersten A-Jugend-Jahr hielt er für den TSV Mindelheim den Kasten sauber, ehe er zum FSV Dirlewang zurückkehrte – allerdings nicht etwa in die A-Jugend, sondern gleich zu den Herren. „Ich wollte noch etwas Neues sehen, etwas höherklassiger spielen, um mich weiterzuentwickeln“, erzählt Immerz von seiner Entscheidung – ergänzt allerdings: „Es war für mich aber immer klar, bei den Dirlewanger Herren spielen zu wollen.“ Die Zeit habe ihm viel gebracht, besonders das Spiel mit der Viererkette, das der FSV erst vor zwei Jahren bei den Herren einführte: „Ich denke, meine Erfahrung in diesem Bereich, hat unserer Mannschaft viel weitergeholfen.“
Nach seiner Rückkehr traf Timo Immerz auf einen seiner größten Förderer: Dirlewangs Trainer Werner Habigt. Denn dieser stellte den erst 18-Jährigen sofort ins Tor der ersten Mannschaft. „Das war schon ein mutiger und riskanter Schachzug“, findet Immerz, der nach eigener Aussage Werner Habigt sportlich und persönlich viel zu verdanken hat. Immerz zahlte seinem Trainer das Vertrauen zurück. Bereits in der ersten Saison stieg der FSV über die Relegation von der A-Klasse in die Kreisklasse auf. Nach dem Klassenerhalt in der Kreisklasse in seiner zweiten Saison bei den Herren, feierte er mit Dirlewang ein Jahr später sensationell die Meisterschaft und den Aufstieg in die Kreisliga.
Hierbei hatte er nicht nur durch seine Paraden einen großen Anteil, sondern auch durch ein enorm wichtiges Tor gegen den direkten Konkurrenten TSV Kirchheim. Im Aufstiegskampf lag seine Mannschaft in der Nachspielzeit zuhause mit 0:1 hinten. Ohne groß nachzudenken, ging Immerz bei einem Eckball und der vermutlich letzten Aktion des Spiels mit nach vorne, kam tatsächlich an den Ball und schob das Leder zum umjubelten 1:1 ins Tor. Werner Habigts Leitspruch vom „absoluten Willen“, den er immer wieder von seinen Spielern einforderte, habe ihm bei dem so wichtigen Tor geholfen.
Und es sollte nicht das letzte bleiben: In der vergangenen Kreisligasaison lag seine Mannschaft wieder mit 0:1 hinten. Gegner war der FC Benningen und damit ein direkter Konkurrent im Kampf um den Klassenerhalt. Und wieder traf Immerz nach einem Eckball zum umjubelten 1:1 – diesmal mit der Brust. „Ich wollte der Manndeckung aus dem Weg gehen und habe zunächst am Strafraum gewartet, dann bin ich im Zick-Zack nach vorn gelaufen und bin irgendwie an den Ball gekommen“, beschreibt der 22-Jährige seine Aktion. Am Ende blieb der FSV in der Liga – Benningen stieg mit eben diesen zwei Punkten zu wenig ab.
Nun startet Timo Immerz in seine fünfte Saison bei den Herren, erstmals ohne Werner Habigt an der Seitenlinie. Sein Ziel? „Ganz klar der Klassenerhalt, das zweite Jahr ist immer ganz schwierig, deswegen wird es definitiv nicht leichter“, sagt Immerz, der aber optimistisch ist, dieses Ziel zu erreichen: „Wenn alle fit sind und wir unsere Leistung abrufen, sind wir für jede Mannschaft in der Liga gefährlich und müssen uns vor keinem verstecken.“ Dabei wird auch der neue FSV-Trainer Jürgen Huber über einen sicheren Rückhalt froh sein – und womöglich sogar über die Torjägerqualitäten seines Torwarts.